Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
und das Gesichte nach dem Fenster zukehrete/ da
fühlete und hörete ich etwas hinter mir auff mein
Bette springen/ als ob es eine Katze wäre/ es
schliche alsbald oben über das Haupt-Küssen hin-
über/ und schnoberte mir mit der Schnautze an
mein Maul/ und weil es nicht eben gar zu finster
war/ erkennete ich/ daß es einen spitzigen Kopff
hatte/ als ein Iltiß/ dahero schlug ichs alsbald
mit der Hand wieder den Kopff/ daß es zum Bet-
te hinaus fiel/ und darauff alsbald am Fenster in
die Höhe kletterte/ daß ichs wohl betrachten kun-
te/ und sahe einem Marder oder Iltiß gantz ähn-
lich; ich bliebe also/ ohne Schlaffen/ liegen biß zu
Tage/ da ich denn die Thür und Fenster alles
wohl verwahret fand/ aber/ ob ich gleich alles
auffs genaueste durchsuchte/ war doch nichts zu
finden; was es demnach gewesen sey/ mag GOtt
wissen. Drum

Sag mir nur einer erst/ was denn der Alp
wohl sey?
Alsdenn will ich auch selbst der Meynung
fallen bey/
Als ob der Alp das Bett könt eher stöbern
aus/
So man nicht hätt verrückt die Stüle in
dem Hauß.
Das
R 4

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
und das Geſichte nach dem Fenſter zukehrete/ da
fuͤhlete und hoͤrete ich etwas hinter mir auff mein
Bette ſpringen/ als ob es eine Katze waͤre/ es
ſchliche alsbald oben uͤber das Haupt-Kuͤſſen hin-
uͤber/ und ſchnoberte mir mit der Schnautze an
mein Maul/ und weil es nicht eben gar zu finſter
war/ erkennete ich/ daß es einen ſpitzigen Kopff
hatte/ als ein Iltiß/ dahero ſchlug ichs alsbald
mit der Hand wieder den Kopff/ daß es zum Bet-
te hinaus fiel/ und darauff alsbald am Fenſter in
die Hoͤhe kletterte/ daß ichs wohl betrachten kun-
te/ und ſahe einem Marder oder Iltiß gantz aͤhn-
lich; ich bliebe alſo/ ohne Schlaffen/ liegen biß zu
Tage/ da ich denn die Thuͤr und Fenſter alles
wohl verwahret fand/ aber/ ob ich gleich alles
auffs genaueſte durchſuchte/ war doch nichts zu
finden; was es demnach geweſen ſey/ mag GOtt
wiſſen. Drum

Sag mir nur einer erſt/ was denn der Alp
wohl ſey?
Alsdenn will ich auch ſelbſt der Meynung
fallen bey/
Als ob der Alp das Bett koͤnt eher ſtoͤbern
aus/
So man nicht haͤtt verruͤckt die Stuͤle in
dem Hauß.
Das
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0087" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
und das Ge&#x017F;ichte nach dem Fen&#x017F;ter zukehrete/ da<lb/>
fu&#x0364;hlete und ho&#x0364;rete ich etwas hinter mir auff mein<lb/>
Bette &#x017F;pringen/ als ob es eine Katze wa&#x0364;re/ es<lb/>
&#x017F;chliche alsbald oben u&#x0364;ber das Haupt-Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hin-<lb/>
u&#x0364;ber/ und &#x017F;chnoberte mir mit der Schnautze an<lb/>
mein Maul/ und weil es nicht eben gar zu fin&#x017F;ter<lb/>
war/ erkennete ich/ daß es einen &#x017F;pitzigen Kopff<lb/>
hatte/ als ein Iltiß/ dahero &#x017F;chlug ichs alsbald<lb/>
mit der Hand wieder den Kopff/ daß es zum Bet-<lb/>
te hinaus fiel/ und darauff alsbald am Fen&#x017F;ter in<lb/>
die Ho&#x0364;he kletterte/ daß ichs wohl betrachten kun-<lb/>
te/ und &#x017F;ahe einem Marder oder Iltiß gantz a&#x0364;hn-<lb/>
lich; ich bliebe al&#x017F;o/ ohne Schlaffen/ liegen biß zu<lb/>
Tage/ da ich denn die Thu&#x0364;r und Fen&#x017F;ter alles<lb/>
wohl verwahret fand/ aber/ ob ich gleich alles<lb/>
auffs genaue&#x017F;te durch&#x017F;uchte/ war doch nichts zu<lb/>
finden; was es demnach gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ mag GOtt<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en. Drum</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Sag mir nur einer er&#x017F;t/ was denn der Alp</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">wohl &#x017F;ey?</hi> </l><lb/>
          <l>Alsdenn will ich auch &#x017F;elb&#x017F;t der Meynung</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">fallen bey/</hi> </l><lb/>
          <l>Als ob der Alp das Bett ko&#x0364;nt eher &#x017F;to&#x0364;bern</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">aus/</hi> </l><lb/>
          <l>So man nicht ha&#x0364;tt verru&#x0364;ckt die Stu&#x0364;le in</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dem Hauß.</hi> </l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">R 4</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0087] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. und das Geſichte nach dem Fenſter zukehrete/ da fuͤhlete und hoͤrete ich etwas hinter mir auff mein Bette ſpringen/ als ob es eine Katze waͤre/ es ſchliche alsbald oben uͤber das Haupt-Kuͤſſen hin- uͤber/ und ſchnoberte mir mit der Schnautze an mein Maul/ und weil es nicht eben gar zu finſter war/ erkennete ich/ daß es einen ſpitzigen Kopff hatte/ als ein Iltiß/ dahero ſchlug ichs alsbald mit der Hand wieder den Kopff/ daß es zum Bet- te hinaus fiel/ und darauff alsbald am Fenſter in die Hoͤhe kletterte/ daß ichs wohl betrachten kun- te/ und ſahe einem Marder oder Iltiß gantz aͤhn- lich; ich bliebe alſo/ ohne Schlaffen/ liegen biß zu Tage/ da ich denn die Thuͤr und Fenſter alles wohl verwahret fand/ aber/ ob ich gleich alles auffs genaueſte durchſuchte/ war doch nichts zu finden; was es demnach geweſen ſey/ mag GOtt wiſſen. Drum Sag mir nur einer erſt/ was denn der Alp wohl ſey? Alsdenn will ich auch ſelbſt der Meynung fallen bey/ Als ob der Alp das Bett koͤnt eher ſtoͤbern aus/ So man nicht haͤtt verruͤckt die Stuͤle in dem Hauß. Das R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/87
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/87>, abgerufen am 25.11.2024.