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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Strümpffen-Band auffgehet/ also/ daß sie es
auch gar unvermerckt verlieret/ so ist es kein
Wunder/ daß/ wenn einer solchen Schlumper-
Käthen ihr Liebster solche Faulheit und schlumpi-
ge Art ersiehet/ er die vorher zu ihr getragene af-
fection
und Liebe in einen Haß verwandelt;
woran ein ehrlicher Pursch auch eben nicht übel
thut/ daß er sich einer solchen schlumpigen Sau
bey Zeit enthält/ ehe er sie gar an Halß krieget.
Ist es aber einer/ der schon mit einer solchen lie-
derlichen Dame in der Ehe lebet/ so muß er sie
zwar behalten/ wie das viertägige Fieber/ ob sie
gleich die Schuhe hinter ihr her schleppet/ und die
Strümpffe über die Schlarffen hängen lässet;
was aber hieraus vor Liebe entstehet/ ist aus vielen
Historien bekandt. Will aber/ diesem unge-
achtet/ eine Manns-Person in seiner Treue be-
ständig verharren/ und vermahnet eine solche lie-
derliche Weibs-Person mit guter Bescheiden-
heit/ daß sie sich seiner Treue gewiß zu versichern
haben solte/ woferne sie sich fein honnet und rein-
lich auffführen/ und sonderlich die Schuhe und
Strümpffe immer fein knapp auffbinden wür-
de; wiedrigen Falls aber würde er seine Treue
auffheben/ und die Liebe in Haß verwandeln. So
sich nun ein Frauenzimmer an diese Warnung
kehret/ und sich darnach hält/ so ist es gleichsam/
als wenn ihres Liebsten Treue in die Strümpf-

fen-

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Struͤmpffen-Band auffgehet/ alſo/ daß ſie es
auch gar unvermerckt verlieret/ ſo iſt es kein
Wunder/ daß/ wenn einer ſolchen Schlumper-
Kaͤthen ihr Liebſter ſolche Faulheit und ſchlumpi-
ge Art erſiehet/ er die vorher zu ihr getragene af-
fection
und Liebe in einen Haß verwandelt;
woran ein ehrlicher Purſch auch eben nicht uͤbel
thut/ daß er ſich einer ſolchen ſchlumpigen Sau
bey Zeit enthaͤlt/ ehe er ſie gar an Halß krieget.
Iſt es aber einer/ der ſchon mit einer ſolchen lie-
derlichen Dame in der Ehe lebet/ ſo muß er ſie
zwar behalten/ wie das viertaͤgige Fieber/ ob ſie
gleich die Schuhe hinter ihr her ſchleppet/ und die
Struͤmpffe uͤber die Schlarffen haͤngen laͤſſet;
was aber hieraus vor Liebe entſtehet/ iſt aus vielen
Hiſtorien bekandt. Will aber/ dieſem unge-
achtet/ eine Manns-Perſon in ſeiner Treue be-
ſtaͤndig verharren/ und vermahnet eine ſolche lie-
derliche Weibs-Perſon mit guter Beſcheiden-
heit/ daß ſie ſich ſeiner Treue gewiß zu verſichern
haben ſolte/ woferne ſie ſich fein honnet und rein-
lich aufffuͤhren/ und ſonderlich die Schuhe und
Struͤmpffe immer fein knapp auffbinden wuͤr-
de; wiedrigen Falls aber wuͤrde er ſeine Treue
auffheben/ und die Liebe in Haß verwandeln. So
ſich nun ein Frauenzimmer an dieſe Warnung
kehret/ und ſich darnach haͤlt/ ſo iſt es gleichſam/
als wenn ihres Liebſten Treue in die Struͤmpf-

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[255/0079] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Struͤmpffen-Band auffgehet/ alſo/ daß ſie es auch gar unvermerckt verlieret/ ſo iſt es kein Wunder/ daß/ wenn einer ſolchen Schlumper- Kaͤthen ihr Liebſter ſolche Faulheit und ſchlumpi- ge Art erſiehet/ er die vorher zu ihr getragene af- fection und Liebe in einen Haß verwandelt; woran ein ehrlicher Purſch auch eben nicht uͤbel thut/ daß er ſich einer ſolchen ſchlumpigen Sau bey Zeit enthaͤlt/ ehe er ſie gar an Halß krieget. Iſt es aber einer/ der ſchon mit einer ſolchen lie- derlichen Dame in der Ehe lebet/ ſo muß er ſie zwar behalten/ wie das viertaͤgige Fieber/ ob ſie gleich die Schuhe hinter ihr her ſchleppet/ und die Struͤmpffe uͤber die Schlarffen haͤngen laͤſſet; was aber hieraus vor Liebe entſtehet/ iſt aus vielen Hiſtorien bekandt. Will aber/ dieſem unge- achtet/ eine Manns-Perſon in ſeiner Treue be- ſtaͤndig verharren/ und vermahnet eine ſolche lie- derliche Weibs-Perſon mit guter Beſcheiden- heit/ daß ſie ſich ſeiner Treue gewiß zu verſichern haben ſolte/ woferne ſie ſich fein honnet und rein- lich aufffuͤhren/ und ſonderlich die Schuhe und Struͤmpffe immer fein knapp auffbinden wuͤr- de; wiedrigen Falls aber wuͤrde er ſeine Treue auffheben/ und die Liebe in Haß verwandeln. So ſich nun ein Frauenzimmer an dieſe Warnung kehret/ und ſich darnach haͤlt/ ſo iſt es gleichſam/ als wenn ihres Liebſten Treue in die Struͤmpf- fen-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/79>, abgerufen am 23.11.2024.