Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen noch Vermuthung von der Ursach seines Glü-ckes hat/ eben nicht in diesem Puncte sündige/ sondern der/ der ihm mit abergläubischer Inten- tion, das Klee-Blat zugesteckt hat/ steckt würck- lich in der Verantwortung; derjenige aber/ welcher unwissend des Glücks theilhafftig wird/ ist auch nicht ausser Gefahr; denn der Teuffel giebt niemanden etwas umsonst/ daß er nicht mit der Zeit sein reichlich Interesse davon ziehe. Ich kenne unterschiedliche Personen/ welche (wenn ich so reden mag) sehr glücklich in Findung des vierblätterigen Klees sind/ dem aber ohngeachtet besitzen sie des zeitlichen Glückes und Reich- thums sehr wenig; woraus zur Gnüge erhellet/ daß an der Sache gantz nichts ist. Wie aber die Meynung auff die Bahn kommen sey/ daß einer der vierblätterigen Klee habe/ Glück und Reich- thum erlangen werde? das kan ich so genau zwar nicht errathen/ iedoch zweiffele ich nicht/ daß es von einer zweydeutigen Redens-Art herkom- men mag. e. g. Wenn in der Weinlese einer ei- ne Erdbeer fände/ das wäre etwas rares/ es wä- re aber ein anderer/ der wolte auch eine suchen/ und seiner Liebsten verehren; gienge dahero in den gantzen Weinberge herum zu suchen; der erste aber/ oder auch wieder ein anderer spräche: Es würde der gut Glück haben/ wenn er auch ei- ne Erdbeere fände. Hierbey dürffte das Glück nicht
Unterſuchung derer von ſuper-klugen noch Vermuthung von der Urſach ſeines Gluͤ-ckes hat/ eben nicht in dieſem Puncte ſuͤndige/ ſondern der/ der ihm mit aberglaͤubiſcher Inten- tion, das Klee-Blat zugeſteckt hat/ ſteckt wuͤrck- lich in der Verantwortung; derjenige aber/ welcher unwiſſend des Gluͤcks theilhafftig wird/ iſt auch nicht auſſer Gefahr; denn der Teuffel giebt niemanden etwas umſonſt/ daß er nicht mit der Zeit ſein reichlich Intereſſe davon ziehe. Ich kenne unterſchiedliche Perſonen/ welche (wenn ich ſo reden mag) ſehr gluͤcklich in Findung des vierblaͤtterigen Klees ſind/ dem aber ohngeachtet beſitzen ſie des zeitlichen Gluͤckes und Reich- thums ſehr wenig; woraus zur Gnuͤge erhellet/ daß an der Sache gantz nichts iſt. Wie aber die Meynung auff die Bahn kommen ſey/ daß einer der vierblaͤtterigen Klee habe/ Gluͤck und Reich- thum erlangen werde? das kan ich ſo genau zwar nicht errathen/ iedoch zweiffele ich nicht/ daß es von einer zweydeutigen Redens-Art herkom- men mag. e. g. Wenn in der Weinleſe einer ei- ne Erdbeer faͤnde/ das waͤre etwas rares/ es waͤ- re aber ein anderer/ der wolte auch eine ſuchen/ und ſeiner Liebſten verehren; gienge dahero in den gantzen Weinberge herum zu ſuchen; der erſte aber/ oder auch wieder ein anderer ſpraͤche: Es wuͤrde der gut Gluͤck haben/ wenn er auch ei- ne Erdbeere faͤnde. Hierbey duͤrffte das Gluͤck nicht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="242"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unterſuchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ſuper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/> noch Vermuthung von der Urſach ſeines Gluͤ-<lb/> ckes hat/ eben nicht in dieſem Puncte ſuͤndige/<lb/> ſondern der/ der ihm mit aberglaͤubiſcher <hi rendition="#aq">Inten-<lb/> tion,</hi> das Klee-Blat zugeſteckt hat/ ſteckt wuͤrck-<lb/> lich in der Verantwortung; derjenige aber/<lb/> welcher unwiſſend des Gluͤcks theilhafftig wird/<lb/> iſt auch nicht auſſer Gefahr; denn der Teuffel<lb/> giebt niemanden etwas umſonſt/ daß er nicht mit<lb/> der Zeit ſein reichlich <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> davon ziehe. Ich<lb/> kenne unterſchiedliche Perſonen/ welche (wenn<lb/> ich ſo reden mag) ſehr gluͤcklich in Findung des<lb/> vierblaͤtterigen Klees ſind/ dem aber ohngeachtet<lb/> beſitzen ſie des zeitlichen Gluͤckes und Reich-<lb/> thums ſehr wenig; woraus zur Gnuͤge erhellet/<lb/> daß an der Sache gantz nichts iſt. Wie aber die<lb/> Meynung auff die Bahn kommen ſey/ daß einer<lb/> der vierblaͤtterigen Klee habe/ Gluͤck und Reich-<lb/> thum erlangen werde? das kan ich ſo genau<lb/> zwar nicht errathen/ iedoch zweiffele ich nicht/ daß<lb/> es von einer zweydeutigen Redens-Art herkom-<lb/> men mag. <hi rendition="#aq">e. g.</hi> Wenn in der Weinleſe einer ei-<lb/> ne Erdbeer faͤnde/ das waͤre etwas rares/ es waͤ-<lb/> re aber ein anderer/ der wolte auch eine ſuchen/<lb/> und ſeiner Liebſten verehren; gienge dahero in<lb/> den gantzen Weinberge herum zu ſuchen; der<lb/> erſte aber/ oder auch wieder ein anderer ſpraͤche:<lb/> Es wuͤrde der gut Gluͤck haben/ wenn er auch ei-<lb/> ne Erdbeere faͤnde. Hierbey duͤrffte das Gluͤck<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0066]
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
noch Vermuthung von der Urſach ſeines Gluͤ-
ckes hat/ eben nicht in dieſem Puncte ſuͤndige/
ſondern der/ der ihm mit aberglaͤubiſcher Inten-
tion, das Klee-Blat zugeſteckt hat/ ſteckt wuͤrck-
lich in der Verantwortung; derjenige aber/
welcher unwiſſend des Gluͤcks theilhafftig wird/
iſt auch nicht auſſer Gefahr; denn der Teuffel
giebt niemanden etwas umſonſt/ daß er nicht mit
der Zeit ſein reichlich Intereſſe davon ziehe. Ich
kenne unterſchiedliche Perſonen/ welche (wenn
ich ſo reden mag) ſehr gluͤcklich in Findung des
vierblaͤtterigen Klees ſind/ dem aber ohngeachtet
beſitzen ſie des zeitlichen Gluͤckes und Reich-
thums ſehr wenig; woraus zur Gnuͤge erhellet/
daß an der Sache gantz nichts iſt. Wie aber die
Meynung auff die Bahn kommen ſey/ daß einer
der vierblaͤtterigen Klee habe/ Gluͤck und Reich-
thum erlangen werde? das kan ich ſo genau
zwar nicht errathen/ iedoch zweiffele ich nicht/ daß
es von einer zweydeutigen Redens-Art herkom-
men mag. e. g. Wenn in der Weinleſe einer ei-
ne Erdbeer faͤnde/ das waͤre etwas rares/ es waͤ-
re aber ein anderer/ der wolte auch eine ſuchen/
und ſeiner Liebſten verehren; gienge dahero in
den gantzen Weinberge herum zu ſuchen; der
erſte aber/ oder auch wieder ein anderer ſpraͤche:
Es wuͤrde der gut Gluͤck haben/ wenn er auch ei-
ne Erdbeere faͤnde. Hierbey duͤrffte das Gluͤck
nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |