Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ihr Gackern andeuten/ daß sie noch keinen Mannerhalten werden/ dahero sie die Hüner auch nicht gern gackern hören; so solten solche Damen auch keine Eyer von Hünern essen/ sondern sich mit des Hahnes seinen krummen behelffen/ und sol- ches von Rechts wegen. Es ist ein arges Ding/ wenn sich die Jung- fern sehnen Nach einem lieben Mann/ der sie zu Wei- bern macht. Drum haben sie auch wohl die Augen voller Thränen/ Wenn sie starck klopffen an/ auch wohl zu Mitternacht/ Am Hüner-Hauß-Fenster/ Fast wie die Gespenster. Der Hahn soll ihnen zwar alleine Antwort geben/ Weil sie der Hüner Stimm so gerne hö- ren nicht/ Weil aber sitzen auch die Hüner all darne- ben/ So gackern sie auch mit/ und sagens ins Gesicht/ Den'n alberen Narren: Sie müsten verharren! Das Ding gefällt zwar nicht den'n Män- ner-tollen Leuten/ Drum
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ihr Gackeꝛn andeuten/ daß ſie noch keinen Mannerhalten werden/ dahero ſie die Huͤner auch nicht gern gackern hoͤren; ſo ſolten ſolche Damen auch keine Eyer von Huͤnern eſſen/ ſondern ſich mit des Hahnes ſeinen krummen behelffen/ und ſol- ches von Rechts wegen. Es iſt ein arges Ding/ wenn ſich die Jung- fern ſehnen Nach einem lieben Mann/ der ſie zu Wei- bern macht. Drum haben ſie auch wohl die Augen voller Thraͤnen/ Wenn ſie ſtarck klopffen an/ auch wohl zu Mitternacht/ Am Huͤner-Hauß-Fenſter/ Faſt wie die Geſpenſter. Der Hahn ſoll ihnen zwar alleine Antwort geben/ Weil ſie der Hüner Stimm ſo gerne hoͤ- ren nicht/ Weil aber ſitzen auch die Huͤner all darne- ben/ So gackern ſie auch mit/ und ſagens ins Geſicht/ Den’n alberen Narren: Sie muͤſten verharren! Das Ding gefaͤllt zwar nicht den’n Maͤn- ner-tollen Leuten/ Drum
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ihr Gackeꝛn andeuten/ daß ſie noch keinen Mann
erhalten werden/ dahero ſie die Huͤner auch nicht
gern gackern hoͤren; ſo ſolten ſolche Damen auch
keine Eyer von Huͤnern eſſen/ ſondern ſich mit
des Hahnes ſeinen krummen behelffen/ und ſol-
ches von Rechts wegen.
Es iſt ein arges Ding/ wenn ſich die Jung-
fern ſehnen
Nach einem lieben Mann/ der ſie zu Wei-
bern macht.
Drum haben ſie auch wohl die Augen voller
Thraͤnen/
Wenn ſie ſtarck klopffen an/ auch wohl
zu Mitternacht/
Am Huͤner-Hauß-Fenſter/
Faſt wie die Geſpenſter.
Der Hahn ſoll ihnen zwar alleine Antwort
geben/
Weil ſie der Hüner Stimm ſo gerne hoͤ-
ren nicht/
Weil aber ſitzen auch die Huͤner all darne-
ben/
So gackern ſie auch mit/ und ſagens ins
Geſicht/
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Das Ding gefaͤllt zwar nicht den’n Maͤn-
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