Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen fel/ Herr Doctor Hartmann/ Superintendentzu Rotenburg/ nicht allein dieses/ sondern noch viele dergleichen Dinge mehr/ in seinen Tractät- gen/ so er wieder das zauberische Segnen ge- schrieben/ gantz frey meldet/ aber dargegen auch gewaltig denen/ die solchen Sünden nachhän- gen/ wiederspricht. Was demnach dieser ietzt vorhabende Punct anlanget/ so kan einen ver- ständigen Christen nicht verborgen seyn/ wovon der gantze zehende Psalm handele/ nehmlich von Sauls und seines Anhangs Tyranney und Verfolgung gegen die Frommen/ samt einen Gebet wieder solche Tyranney. Der 15. Vers aber lautet: Zubrich den Arm der Gottlosen/ und suche das Böse/ so wird man sein gottloß Wesen nimmer finden. Nun wolle man nur erwegen/ ob nicht dieser 15. Vers des 10. Psalms/ einen ruchlosen Verbrecher und Ubelthäter schnurstracks entgegen sey/ eben als wie die fünff- te Bitte im Vater unser denen feindseligen und unversöhnlichen Leuten. Und kan also nichts wenigers als dieser Vers einen bösen Buben darzu dienen/ daß er auff der Folter seine böse That nicht bekennen können/ und mögen solche Buben diesen Psalm gantz und gar nicht zu ih- ren Vortheil gebrauchen. Solte sichs aber zu tragen/ daß ein unschuldiger Mensch von einer ungerechten und Gewissen-losen Obrigkeit/ zur Unge-
Unterſuchung derer von ſuper-klugen fel/ Herr Doctor Hartmann/ Superintendentzu Rotenburg/ nicht allein dieſes/ ſondern noch viele dergleichen Dinge mehr/ in ſeinen Tractaͤt- gen/ ſo er wieder das zauberiſche Segnen ge- ſchrieben/ gantz frey meldet/ aber dargegen auch gewaltig denen/ die ſolchen Suͤnden nachhaͤn- gen/ wiederſpricht. Was demnach dieſer ietzt vorhabende Punct anlanget/ ſo kan einen ver- ſtaͤndigen Chriſten nicht verborgen ſeyn/ wovon der gantze zehende Pſalm handele/ nehmlich von Sauls und ſeines Anhangs Tyranney und Verfolgung gegen die Frommen/ ſamt einen Gebet wieder ſolche Tyranney. Der 15. Vers aber lautet: Zubrich den Arm der Gottloſen/ und ſuche das Boͤſe/ ſo wird man ſein gottloß Weſen nimmer finden. Nun wolle man nur erwegen/ ob nicht dieſer 15. Vers des 10. Pſalms/ einen ruchloſen Verbrecher und Ubelthaͤter ſchnurſtracks entgegen ſey/ eben als wie die fuͤnff- te Bitte im Vater unſer denen feindſeligen und unverſoͤhnlichen Leuten. Und kan alſo nichts wenigers als dieſer Vers einen boͤſen Buben darzu dienen/ daß er auff der Folter ſeine boͤſe That nicht bekennen koͤnnen/ und moͤgen ſolche Buben dieſen Pſalm gantz und gar nicht zu ih- ren Vortheil gebrauchen. Solte ſichs aber zu tragen/ daß ein unſchuldiger Menſch von einer ungerechten und Gewiſſen-loſen Obrigkeit/ zur Unge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="400"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unterſuchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ſuper</hi></hi><hi rendition="#fr">-klugen</hi></fw><lb/> fel/ Herr <hi rendition="#aq">Doctor</hi> Hartmann/ <hi rendition="#aq">Superintendent</hi><lb/> zu Rotenburg/ nicht allein dieſes/ ſondern noch<lb/> viele dergleichen Dinge mehr/ in ſeinen <hi rendition="#aq">Tract</hi>aͤt-<lb/> gen/ ſo er wieder das zauberiſche Segnen ge-<lb/> ſchrieben/ gantz frey meldet/ aber dargegen auch<lb/> gewaltig denen/ die ſolchen Suͤnden nachhaͤn-<lb/> gen/ wiederſpricht. Was demnach dieſer ietzt<lb/> vorhabende Punct anlanget/ ſo kan einen ver-<lb/> ſtaͤndigen Chriſten nicht verborgen ſeyn/ wovon<lb/> der gantze zehende Pſalm handele/ nehmlich von<lb/> Sauls und ſeines Anhangs Tyranney und<lb/> Verfolgung gegen die Frommen/ ſamt einen<lb/> Gebet wieder ſolche Tyranney. Der 15. Vers<lb/> aber lautet: Zubrich den Arm der Gottloſen/<lb/> und ſuche das Boͤſe/ ſo wird man ſein gottloß<lb/> Weſen nimmer finden. Nun wolle man nur<lb/> erwegen/ ob nicht dieſer 15. Vers des 10. Pſalms/<lb/> einen ruchloſen Verbrecher und Ubelthaͤter<lb/> ſchnurſtracks entgegen ſey/ eben als wie die fuͤnff-<lb/> te Bitte im Vater unſer denen feindſeligen und<lb/> unverſoͤhnlichen Leuten. Und kan alſo nichts<lb/> wenigers als dieſer Vers einen boͤſen Buben<lb/> darzu dienen/ daß er auff der Folter ſeine boͤſe<lb/> That nicht bekennen koͤnnen/ und moͤgen ſolche<lb/> Buben dieſen Pſalm gantz und gar nicht zu ih-<lb/> ren Vortheil gebrauchen. Solte ſichs aber zu<lb/> tragen/ daß ein unſchuldiger Menſch von einer<lb/> ungerechten und Gewiſſen-loſen Obrigkeit/ zur<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Unge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [400/0224]
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
fel/ Herr Doctor Hartmann/ Superintendent
zu Rotenburg/ nicht allein dieſes/ ſondern noch
viele dergleichen Dinge mehr/ in ſeinen Tractaͤt-
gen/ ſo er wieder das zauberiſche Segnen ge-
ſchrieben/ gantz frey meldet/ aber dargegen auch
gewaltig denen/ die ſolchen Suͤnden nachhaͤn-
gen/ wiederſpricht. Was demnach dieſer ietzt
vorhabende Punct anlanget/ ſo kan einen ver-
ſtaͤndigen Chriſten nicht verborgen ſeyn/ wovon
der gantze zehende Pſalm handele/ nehmlich von
Sauls und ſeines Anhangs Tyranney und
Verfolgung gegen die Frommen/ ſamt einen
Gebet wieder ſolche Tyranney. Der 15. Vers
aber lautet: Zubrich den Arm der Gottloſen/
und ſuche das Boͤſe/ ſo wird man ſein gottloß
Weſen nimmer finden. Nun wolle man nur
erwegen/ ob nicht dieſer 15. Vers des 10. Pſalms/
einen ruchloſen Verbrecher und Ubelthaͤter
ſchnurſtracks entgegen ſey/ eben als wie die fuͤnff-
te Bitte im Vater unſer denen feindſeligen und
unverſoͤhnlichen Leuten. Und kan alſo nichts
wenigers als dieſer Vers einen boͤſen Buben
darzu dienen/ daß er auff der Folter ſeine boͤſe
That nicht bekennen koͤnnen/ und moͤgen ſolche
Buben dieſen Pſalm gantz und gar nicht zu ih-
ren Vortheil gebrauchen. Solte ſichs aber zu
tragen/ daß ein unſchuldiger Menſch von einer
ungerechten und Gewiſſen-loſen Obrigkeit/ zur
Unge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |