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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
bens willen/ das Kind nicht selbst aus der Tauffe
hübe/ dennoch entweder ihr Pathgen/ oder ihr ei-
gen Kind/ nach der Geburt/ stirbt/ oder auch
wohl alle beyde; welches gar nichts neues wäre.
Ich frage/ ob solche abergläubische Affen bey sol-
cher Begebenheit nicht selbst würden müssen be-
kennen/ daß ihre unzeitige Fürsorge wäre ver-
geblich gewesen. Ferner ist bekannt/ daß kein
schwanger Weib einiges Bedencken drüber ma-
chet/ wenn sie gleich zehen Kinder nach einander
auff ihre Arme und Hände fassete/ es möchte
seyn in Häusern/ auff der Gassen/ oder auch gar
in der Kirche/ die Kinder möchten auch ihr eigen
oder andern Leuten seyn. Warum soll aber denn
nun die heilige Handlung bey der Tauffe den
Tod eines Kindes verursachen/ so das Werck
durch eine Schwangere verrichtet wird? Die
Tauffe ist mit dem Worte GOttes ein Gna-
den-reich Wasser des Lebens; aber nach der al-
ten Weiber Regul würde es/ solcher gestalt/ durch
ein schwangeres Weib verkehret/ daß es ein Bad
des Todes wäre. Aber was verkehrt seyn will/
das mag auff seine Gefahr auch verkehrt blei-
ben; genung/ daß ein schwanger Weib/ die ge-
sund ist/ ohne eintzige Gefahr ein Kind aus der
Tauffe heben mag. Denn es ist eine Christliche
und GOtt wohlgefällige Verrichtung/ die den
Tod auff keine Weise befördern kan. Stirbt ja

ein

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
bens willen/ das Kind nicht ſelbſt aus der Tauffe
huͤbe/ dennoch entweder ihr Pathgen/ oder ihr ei-
gen Kind/ nach der Geburt/ ſtirbt/ oder auch
wohl alle beyde; welches gar nichts neues waͤre.
Ich frage/ ob ſolche aberglaͤubiſche Affen bey ſol-
cher Begebenheit nicht ſelbſt wuͤrden muͤſſen be-
kennen/ daß ihre unzeitige Fuͤrſorge waͤre ver-
geblich geweſen. Ferner iſt bekannt/ daß kein
ſchwanger Weib einiges Bedencken druͤber ma-
chet/ wenn ſie gleich zehen Kinder nach einander
auff ihre Arme und Haͤnde faſſete/ es moͤchte
ſeyn in Haͤuſern/ auff der Gaſſen/ oder auch gar
in der Kirche/ die Kinder moͤchten auch ihr eigen
oder andern Leuten ſeyn. Warum ſoll aber denn
nun die heilige Handlung bey der Tauffe den
Tod eines Kindes verurſachen/ ſo das Werck
durch eine Schwangere verrichtet wird? Die
Tauffe iſt mit dem Worte GOttes ein Gna-
den-reich Waſſer des Lebens; aber nach der al-
ten Weiber Regul wuͤrde es/ ſolcher geſtalt/ durch
ein ſchwangeres Weib verkehret/ daß es ein Bad
des Todes waͤre. Aber was verkehrt ſeyn will/
das mag auff ſeine Gefahr auch verkehrt blei-
ben; genung/ daß ein ſchwanger Weib/ die ge-
ſund iſt/ ohne eintzige Gefahr ein Kind aus der
Tauffe heben mag. Denn es iſt eine Chriſtliche
und GOtt wohlgefaͤllige Verrichtung/ die den
Tod auff keine Weiſe befoͤrdern kan. Stirbt ja

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[386/0210] Unterſuchung derer von ſuper-klugen bens willen/ das Kind nicht ſelbſt aus der Tauffe huͤbe/ dennoch entweder ihr Pathgen/ oder ihr ei- gen Kind/ nach der Geburt/ ſtirbt/ oder auch wohl alle beyde; welches gar nichts neues waͤre. Ich frage/ ob ſolche aberglaͤubiſche Affen bey ſol- cher Begebenheit nicht ſelbſt wuͤrden muͤſſen be- kennen/ daß ihre unzeitige Fuͤrſorge waͤre ver- geblich geweſen. Ferner iſt bekannt/ daß kein ſchwanger Weib einiges Bedencken druͤber ma- chet/ wenn ſie gleich zehen Kinder nach einander auff ihre Arme und Haͤnde faſſete/ es moͤchte ſeyn in Haͤuſern/ auff der Gaſſen/ oder auch gar in der Kirche/ die Kinder moͤchten auch ihr eigen oder andern Leuten ſeyn. Warum ſoll aber denn nun die heilige Handlung bey der Tauffe den Tod eines Kindes verurſachen/ ſo das Werck durch eine Schwangere verrichtet wird? Die Tauffe iſt mit dem Worte GOttes ein Gna- den-reich Waſſer des Lebens; aber nach der al- ten Weiber Regul wuͤrde es/ ſolcher geſtalt/ durch ein ſchwangeres Weib verkehret/ daß es ein Bad des Todes waͤre. Aber was verkehrt ſeyn will/ das mag auff ſeine Gefahr auch verkehrt blei- ben; genung/ daß ein ſchwanger Weib/ die ge- ſund iſt/ ohne eintzige Gefahr ein Kind aus der Tauffe heben mag. Denn es iſt eine Chriſtliche und GOtt wohlgefaͤllige Verrichtung/ die den Tod auff keine Weiſe befoͤrdern kan. Stirbt ja ein

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/210>, abgerufen am 22.11.2024.