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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 76. Capitel.

Wer von der Mahlzeit gehet/ soll
das Brod/ davon er gegessen hat/ nicht lassen
liegen/ denn wenn es ein anders über einem
Galgen wirfft/ kan der/ der davon ge-
gessen hat/ dem Galgen nicht ent-
gehen.

WEnn dieses verteuffelte Vorgeben nicht
so gar bekannt wäre/ würde ich Beden-
cken getragen haben/ es mit in die Zahl an-
derer abergläubischen Laster so öffentlich zu setzen;
sintemahl kaum etwas Grausamers mag er-
dacht werden können/ als dieses verfluchte Unter-
nehmen. Wiewohl ich nun zwar gäntzlich zweif-
fele/ daß es also erfolge/ wie vorgegeben wird/ so
wird sich doch einer auch kaum einbilden können/
daß/ ob es auch gleich eintreffen solte/ sich auch
unter Christen-Menschen einer finden möchte/
der diese Kunst und verfluchtes Unternehmen zu
practiciren sich unterstehen werde/ weil es ein
Beginnen ist/ das kein ander Mensch sich unter-
fangen wird/ als der sich mit Leib und Seele dem
Teuffel ergeben/ und in seinem Reich zu dienen
versprochen hätte; ja ich achte davor/ daß ein sol-
cher Bösewicht so durchteuffelt seyn müste/ daß er
nicht einmahl ins Reich GOttes verlangen noch
begehren könne. Alleine/ ich setze den Fall/ daß

dieses
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 76. Capitel.

Wer von der Mahlzeit gehet/ ſoll
das Brod/ davon er gegeſſen hat/ nicht laſſen
liegen/ denn wenn es ein anders uͤber einem
Galgen wirfft/ kan der/ der davon ge-
geſſen hat/ dem Galgen nicht ent-
gehen.

WEnn dieſes verteuffelte Vorgeben nicht
ſo gar bekannt waͤre/ wuͤrde ich Beden-
cken getragen haben/ es mit in die Zahl an-
derer aberglaͤubiſchen Laſter ſo oͤffentlich zu ſetzen;
ſintemahl kaum etwas Grauſamers mag er-
dacht werden koͤnnen/ als dieſes verfluchte Unter-
nehmen. Wiewohl ich nun zwar gaͤntzlich zweif-
fele/ daß es alſo erfolge/ wie vorgegeben wird/ ſo
wird ſich doch einer auch kaum einbilden koͤnnen/
daß/ ob es auch gleich eintreffen ſolte/ ſich auch
unter Chriſten-Menſchen einer finden moͤchte/
der dieſe Kunſt und verfluchtes Unternehmen zu
practiciren ſich unterſtehen werde/ weil es ein
Beginnen iſt/ das kein ander Menſch ſich unter-
fangen wird/ als der ſich mit Leib und Seele dem
Teuffel ergeben/ und in ſeinem Reich zu dienen
verſprochen haͤtte; ja ich achte davor/ daß ein ſol-
cher Boͤſewicht ſo durchteuffelt ſeyn muͤſte/ daß er
nicht einmahl ins Reich GOttes verlangen noch
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[365/0189] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 76. Capitel. Wer von der Mahlzeit gehet/ ſoll das Brod/ davon er gegeſſen hat/ nicht laſſen liegen/ denn wenn es ein anders uͤber einem Galgen wirfft/ kan der/ der davon ge- geſſen hat/ dem Galgen nicht ent- gehen. WEnn dieſes verteuffelte Vorgeben nicht ſo gar bekannt waͤre/ wuͤrde ich Beden- cken getragen haben/ es mit in die Zahl an- derer aberglaͤubiſchen Laſter ſo oͤffentlich zu ſetzen; ſintemahl kaum etwas Grauſamers mag er- dacht werden koͤnnen/ als dieſes verfluchte Unter- nehmen. Wiewohl ich nun zwar gaͤntzlich zweif- fele/ daß es alſo erfolge/ wie vorgegeben wird/ ſo wird ſich doch einer auch kaum einbilden koͤnnen/ daß/ ob es auch gleich eintreffen ſolte/ ſich auch unter Chriſten-Menſchen einer finden moͤchte/ der dieſe Kunſt und verfluchtes Unternehmen zu practiciren ſich unterſtehen werde/ weil es ein Beginnen iſt/ das kein ander Menſch ſich unter- fangen wird/ als der ſich mit Leib und Seele dem Teuffel ergeben/ und in ſeinem Reich zu dienen verſprochen haͤtte; ja ich achte davor/ daß ein ſol- cher Boͤſewicht ſo durchteuffelt ſeyn muͤſte/ daß er nicht einmahl ins Reich GOttes verlangen noch begehren koͤnne. Alleine/ ich ſetze den Fall/ daß dieſes

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/189>, abgerufen am 23.11.2024.