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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
Das 6. Capitel.

Wenn eine Jungfer oder Magd will
wissen/ was ihr künfftiger Liebster vor Haa-
re hat/ die greiffe in der Christ-Nacht rück-
lings zur Stuben-Thür hienaus/ so be-
kömmt sie solche Haare in die
Hand.

NIcht von rechtschaffenen ehrlichen Dir-
nen/ sondern von Ehr-losen Huren wird
das Haargreiffen oder Raffen practici-
ret. Denn eine ehrliche Jungfrau erwartet ih-
res Glücks von dem Willen GOttes/ und fragt
nichts darnach/ was ihr künfftiger Liebster vor
Haare haben werde. Auch wird sie auff eine sol-
che Männer-tolle weise nicht verlangen solche
zu sehen/ weil sie sich gar leichte selbst einbilden
und die Rechnung machen kan/ daß die Haare/
die sie auff eine solche gauckelhaffte Weise er-
greiffen möchte/ keines weges von ihres noch un-
bekannten Liebsten Haupte seyn können/ sondern
(wenn ja durch solch Greiffen oder Raffen Haa-
re gefunden würden/ welches doch nicht allemahl
geschicht) durch den Teuffel etwan von einem
Diebe am Galgen/ oder Mörder auff dem Ra-
de/ oder von einem Kehrig-Hauffen dahin pra-
ctici
ret worden sind/ um damit denen abergläu-
bischen Huren ihre geilen Gemüther und Be-

gierden
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
Das 6. Capitel.

Wenn eine Jungfer oder Magd will
wiſſen/ was ihr kuͤnfftiger Liebſter vor Haa-
re hat/ die greiffe in der Chriſt-Nacht rück-
lings zur Stuben-Thür hienaus/ ſo be-
koͤmmt ſie ſolche Haare in die
Hand.

NIcht von rechtſchaffenen ehrlichen Dir-
nen/ ſondern von Ehr-loſen Huren wird
das Haargreiffen oder Raffen practici-
ret. Denn eine ehrliche Jungfrau erwartet ih-
res Gluͤcks von dem Willen GOttes/ und fragt
nichts darnach/ was ihr kuͤnfftiger Liebſter vor
Haare haben werde. Auch wird ſie auff eine ſol-
che Maͤnner-tolle weiſe nicht verlangen ſolche
zu ſehen/ weil ſie ſich gar leichte ſelbſt einbilden
und die Rechnung machen kan/ daß die Haare/
die ſie auff eine ſolche gauckelhaffte Weiſe er-
greiffen moͤchte/ keines weges von ihres noch un-
bekannten Liebſten Haupte ſeyn koͤnnen/ ſondern
(wenn ja durch ſolch Greiffen oder Raffen Haa-
re gefunden wuͤrden/ welches doch nicht allemahl
geſchicht) durch den Teuffel etwan von einem
Diebe am Galgen/ oder Moͤrder auff dem Ra-
de/ oder von einem Kehrig-Hauffen dahin pra-
ctici
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[194/0018] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen Das 6. Capitel. Wenn eine Jungfer oder Magd will wiſſen/ was ihr kuͤnfftiger Liebſter vor Haa- re hat/ die greiffe in der Chriſt-Nacht rück- lings zur Stuben-Thür hienaus/ ſo be- koͤmmt ſie ſolche Haare in die Hand. NIcht von rechtſchaffenen ehrlichen Dir- nen/ ſondern von Ehr-loſen Huren wird das Haargreiffen oder Raffen practici- ret. Denn eine ehrliche Jungfrau erwartet ih- res Gluͤcks von dem Willen GOttes/ und fragt nichts darnach/ was ihr kuͤnfftiger Liebſter vor Haare haben werde. Auch wird ſie auff eine ſol- che Maͤnner-tolle weiſe nicht verlangen ſolche zu ſehen/ weil ſie ſich gar leichte ſelbſt einbilden und die Rechnung machen kan/ daß die Haare/ die ſie auff eine ſolche gauckelhaffte Weiſe er- greiffen moͤchte/ keines weges von ihres noch un- bekannten Liebſten Haupte ſeyn koͤnnen/ ſondern (wenn ja durch ſolch Greiffen oder Raffen Haa- re gefunden wuͤrden/ welches doch nicht allemahl geſchicht) durch den Teuffel etwan von einem Diebe am Galgen/ oder Moͤrder auff dem Ra- de/ oder von einem Kehrig-Hauffen dahin pra- cticiret worden ſind/ um damit denen aberglaͤu- biſchen Huren ihre geilen Gemuͤther und Be- gierden

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/18>, abgerufen am 21.11.2024.