Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. welches/ wie leicht zu erachten/ gar mancherleyUrtheile erregete/ wie es denn auch nach dencklich genug war/ weil es eben an dem Fest-Tage ge- schach/ davon die Kirche den Nahmen hat. Vie- le/ und fast die meisten/ prognosticirten denen damahligen Dienern GOttes an selbiger Kir- chen den Tod Der Pastor damahls war Herr N. Löschcke/ und der Diaconus Herr M. Hahn; Jener hat noch etliche Jahr nach diesem sein Amt getreu und gesund verwaltet/ und dieser lebet noch biß dato, als ein getreu und fleißiger Diener GOttes bey der Creutz Kirche in Neu-Dreß- den. Woraus ja zur Gnüge zu schliessen ist/ daß auff solch Licht- oder Wachs-Kertzen-Verlö- schen nichts zu halten sey. Denn ob ich mich gleich selbst/ nach selbiger Zeit/ etliche Jahr allda befunden/ so habe doch nicht erfahren/ daß iemand eine gewisse Deutung auff dieses Licht Verlö- schen hätte angeben können. Ist demnach eine grosse Thorheit/ wenn man stracks aus solchen Dingen/ die doch natürlicher Weise sich zutra- gen/ prognostica machen will. Wer so einfäl- tig ist/ und nicht begreiffen kan/ wie es zugehe/ daß eine brennende Wachs-Kertze von sich selbst auslösche/ der frage einen Kirchner drum/ so wird er es bald erfahren/ und die davon gefassete irrige Meynung ändern. Ein X 2
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. welches/ wie leicht zu erachten/ gar mancherleyUrtheile erregete/ wie es denn auch nach dencklich genug war/ weil es eben an dem Feſt-Tage ge- ſchach/ davon die Kirche den Nahmen hat. Vie- le/ und faſt die meiſten/ prognoſticirten denen damahligen Dienern GOttes an ſelbiger Kir- chen den Tod Der Paſtor damahls war Herr N. Loͤſchcke/ und der Diaconus Herr M. Hahn; Jener hat noch etliche Jahr nach dieſem ſein Amt getreu und geſund verwaltet/ und dieſer lebet noch biß dato, als ein getreu und fleißiger Diener GOttes bey der Creutz Kirche in Neu-Dreß- den. Woraus ja zur Gnuͤge zu ſchlieſſen iſt/ daß auff ſolch Licht- oder Wachs-Kertzen-Verloͤ- ſchen nichts zu halten ſey. Denn ob ich mich gleich ſelbſt/ nach ſelbiger Zeit/ etliche Jahr allda befunden/ ſo habe doch nicht erfahren/ daß iemand eine gewiſſe Deutung auff dieſes Licht Verloͤ- ſchen haͤtte angeben koͤnnen. Iſt demnach eine groſſe Thorheit/ wenn man ſtracks aus ſolchen Dingen/ die doch natuͤrlicher Weiſe ſich zutra- gen/ prognoſtica machen will. Wer ſo einfaͤl- tig iſt/ und nicht begreiffen kan/ wie es zugehe/ daß eine brennende Wachs-Kertze von ſich ſelbſt ausloͤſche/ der frage einen Kirchner drum/ ſo wird er es bald erfahren/ und die davon gefaſſete irrige Meynung aͤndern. Ein X 2
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
welches/ wie leicht zu erachten/ gar mancherley
Urtheile erregete/ wie es denn auch nach dencklich
genug war/ weil es eben an dem Feſt-Tage ge-
ſchach/ davon die Kirche den Nahmen hat. Vie-
le/ und faſt die meiſten/ prognoſticirten denen
damahligen Dienern GOttes an ſelbiger Kir-
chen den Tod Der Paſtor damahls war Herr
N. Loͤſchcke/ und der Diaconus Herr M. Hahn;
Jener hat noch etliche Jahr nach dieſem ſein Amt
getreu und geſund verwaltet/ und dieſer lebet
noch biß dato, als ein getreu und fleißiger Diener
GOttes bey der Creutz Kirche in Neu-Dreß-
den. Woraus ja zur Gnuͤge zu ſchlieſſen iſt/ daß
auff ſolch Licht- oder Wachs-Kertzen-Verloͤ-
ſchen nichts zu halten ſey. Denn ob ich mich
gleich ſelbſt/ nach ſelbiger Zeit/ etliche Jahr allda
befunden/ ſo habe doch nicht erfahren/ daß iemand
eine gewiſſe Deutung auff dieſes Licht Verloͤ-
ſchen haͤtte angeben koͤnnen. Iſt demnach eine
groſſe Thorheit/ wenn man ſtracks aus ſolchen
Dingen/ die doch natuͤrlicher Weiſe ſich zutra-
gen/ prognoſtica machen will. Wer ſo einfaͤl-
tig iſt/ und nicht begreiffen kan/ wie es zugehe/
daß eine brennende Wachs-Kertze von ſich ſelbſt
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