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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dung/ richtig einträffe/ so möchten sie doch be-
dencken/ daß sie hiermit ihrem Kinde nicht den
geringsten Vortheil zu wege brächten; denn ein
kühner Mensch begiebt sich in Gefahr/ und wer
sich ohne Noth in Gefahr begiebt/ der kömmt
darinnen um. Was hat ein behertztes wildes
Schwein davon vor Vortheil/ wenn es den Jä-
ger unerschrocken in Spieß laufft/ und daran
todt bleibt? Wäre mancher Narr/ der nicht weiß
wie edel das Leben ist/ nicht so thumm-kühne/ es
würde mit seinem Ende reputirlicher/ und mit
dem Abschied seiner Seelen vom Leibe feliger zu
gehen. Ich gestehe/ daß wenn ich diesen ietzt
vorhabenden Puncte Glauben zustellete/ und
solchen an einen meiner Kinder probiret hätte/
so würde ich mir tausenderley Scrupel darüber
machen/ als hätte ich mein Kind damit verwahr-
loset/ daß es keines reinen Todes sterben würde;
denn es sagt die Schrifft/ und unser Heyland
selbst: Wer das Schwerdt nimmt/ (verstehe/
dem es nicht gehöret) der soll durchs Schwerdt
umkommen. Nun gehöret denen Kindern
von ein/ zwey biß drey Jahren kein Schwerdt/
weil ihnen aber die Eltern solche/ aus einem
heydnischen Aberglauben/ dennoch in die Hände
geben/ was meinet ein vernünfftiger Christ wohl/
was GOtt/ nach seiner Gerechtigkeit/ um der
Eltern angefangenen und der Kinder fortge-

setzten
S 3

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dung/ richtig eintraͤffe/ ſo moͤchten ſie doch be-
dencken/ daß ſie hiermit ihrem Kinde nicht den
geringſten Vortheil zu wege braͤchten; denn ein
kuͤhner Menſch begiebt ſich in Gefahr/ und wer
ſich ohne Noth in Gefahr begiebt/ der koͤmmt
darinnen um. Was hat ein behertztes wildes
Schwein davon vor Vortheil/ wenn es den Jaͤ-
ger unerſchrocken in Spieß laufft/ und daran
todt bleibt? Waͤre mancher Narr/ der nicht weiß
wie edel das Leben iſt/ nicht ſo thumm-kuͤhne/ es
wuͤrde mit ſeinem Ende reputirlicher/ und mit
dem Abſchied ſeiner Seelen vom Leibe feliger zu
gehen. Ich geſtehe/ daß wenn ich dieſen ietzt
vorhabenden Puncte Glauben zuſtellete/ und
ſolchen an einen meiner Kinder probiret haͤtte/
ſo wuͤrde ich mir tauſenderley Scrupel daruͤber
machen/ als haͤtte ich mein Kind damit verwahr-
loſet/ daß es keines reinen Todes ſterben wuͤrde;
denn es ſagt die Schrifft/ und unſer Heyland
ſelbſt: Wer das Schwerdt nimmt/ (verſtehe/
dem es nicht gehoͤret) der ſoll durchs Schwerdt
umkommen. Nun gehoͤret denen Kindern
von ein/ zwey biß drey Jahren kein Schwerdt/
weil ihnen aber die Eltern ſolche/ aus einem
heydniſchen Aberglauben/ dennoch in die Haͤnde
geben/ was meinet ein vernuͤnfftiger Chriſt wohl/
was GOtt/ nach ſeiner Gerechtigkeit/ um der
Eltern angefangenen und der Kinder fortge-

ſetzten
S 3
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[277/0101] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. dung/ richtig eintraͤffe/ ſo moͤchten ſie doch be- dencken/ daß ſie hiermit ihrem Kinde nicht den geringſten Vortheil zu wege braͤchten; denn ein kuͤhner Menſch begiebt ſich in Gefahr/ und wer ſich ohne Noth in Gefahr begiebt/ der koͤmmt darinnen um. Was hat ein behertztes wildes Schwein davon vor Vortheil/ wenn es den Jaͤ- ger unerſchrocken in Spieß laufft/ und daran todt bleibt? Waͤre mancher Narr/ der nicht weiß wie edel das Leben iſt/ nicht ſo thumm-kuͤhne/ es wuͤrde mit ſeinem Ende reputirlicher/ und mit dem Abſchied ſeiner Seelen vom Leibe feliger zu gehen. Ich geſtehe/ daß wenn ich dieſen ietzt vorhabenden Puncte Glauben zuſtellete/ und ſolchen an einen meiner Kinder probiret haͤtte/ ſo wuͤrde ich mir tauſenderley Scrupel daruͤber machen/ als haͤtte ich mein Kind damit verwahr- loſet/ daß es keines reinen Todes ſterben wuͤrde; denn es ſagt die Schrifft/ und unſer Heyland ſelbſt: Wer das Schwerdt nimmt/ (verſtehe/ dem es nicht gehoͤret) der ſoll durchs Schwerdt umkommen. Nun gehoͤret denen Kindern von ein/ zwey biß drey Jahren kein Schwerdt/ weil ihnen aber die Eltern ſolche/ aus einem heydniſchen Aberglauben/ dennoch in die Haͤnde geben/ was meinet ein vernuͤnfftiger Chriſt wohl/ was GOtt/ nach ſeiner Gerechtigkeit/ um der Eltern angefangenen und der Kinder fortge- ſetzten S 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/101>, abgerufen am 27.11.2024.