Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen Hand giebt. Also ist der Ort und Platz unge-wiß/ und kan solcher Gestalt keine Ursach machen/ soll aber die Ursach aus dem Schrancke kommen/ so müste es bloß um des Brods oder Speise wil- len seyn/ die darinnen verwahret würde/ sonst würden alle andere Schräncke auch solche Wir- ckung haben müssen. Soll aber das Brod oder Speise solche Wirckung haben/ so muß folgen/ daß das Brod auch ausser dem Schrancke aller Orten/ wo ein schwanger Weib isset/ solche Wir- ckung habe/ und solchem nach wären alle Kinder mit denen Mit-Essern beschweret/ daß solchem aber nicht so ist/ lehret die tägliche Erfahrung/ und ist derowegen dieser Glaubens-Punct gleich denen andern wurmicht. Das 42. Capitel. Es ist nicht gut/ daß man am Lei- DIeses ist keiner Antwort werth/ weil es wundet
Unterſuchung derer von ſuper-klugen Hand giebt. Alſo iſt der Ort und Platz unge-wiß/ und kan ſolcher Geſtalt keine Urſach machen/ ſoll aber die Urſach aus dem Schrancke kommen/ ſo muͤſte es bloß um des Brods oder Speiſe wil- len ſeyn/ die darinnen verwahret wuͤrde/ ſonſt wuͤrden alle andere Schraͤncke auch ſolche Wir- ckung haben muͤſſen. Soll aber das Brod oder Speiſe ſolche Wirckung haben/ ſo muß folgen/ daß das Brod auch auſſer dem Schrancke aller Orten/ wo ein ſchwanger Weib iſſet/ ſolche Wir- ckung habe/ und ſolchem nach waͤren alle Kinder mit denen Mit-Eſſern beſchweret/ daß ſolchem aber nicht ſo iſt/ lehret die taͤgliche Erfahrung/ und iſt derowegen dieſer Glaubens-Punct gleich denen andern wurmicht. Das 42. Capitel. Es iſt nicht gut/ daß man am Lei- DIeſes iſt keiner Antwort werth/ weil es wundet
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Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Hand giebt. Alſo iſt der Ort und Platz unge-
wiß/ und kan ſolcher Geſtalt keine Urſach machen/
ſoll aber die Urſach aus dem Schrancke kommen/
ſo muͤſte es bloß um des Brods oder Speiſe wil-
len ſeyn/ die darinnen verwahret wuͤrde/ ſonſt
wuͤrden alle andere Schraͤncke auch ſolche Wir-
ckung haben muͤſſen. Soll aber das Brod oder
Speiſe ſolche Wirckung haben/ ſo muß folgen/
daß das Brod auch auſſer dem Schrancke aller
Orten/ wo ein ſchwanger Weib iſſet/ ſolche Wir-
ckung habe/ und ſolchem nach waͤren alle Kinder
mit denen Mit-Eſſern beſchweret/ daß ſolchem
aber nicht ſo iſt/ lehret die taͤgliche Erfahrung/
und iſt derowegen dieſer Glaubens-Punct gleich
denen andern wurmicht.
Das 42. Capitel.
Es iſt nicht gut/ daß man am Lei-
be flicket.
DIeſes iſt keiner Antwort werth/ weil es
allerdings wahr iſt/ iedoch nicht in albern
aberglaͤubiſchen Verſtande. Denn was
gut iſt/ bedarff nicht geflickt zu werden. Es mag
nun verſtanden werden der Leib ſelber/ oder die
Kleider/ die man am Leibe traͤgt; Iſts der Leib
ſelbſt/ ſo iſt es freylich nich gut/ wenn durch Fal-
len/ grimmiger Thiere Beiſſen/ Hauen/ Schla-
gen/ oder andere Ungluͤcks-Faͤlle/ der Leib ver-
wundet
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Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/98>, abgerufen am 07.02.2025. |