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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
nicht so glücklich sind/ die in ihrer Ehe erzeugten
Kinder groß zu erziehen. Wem nun dieses
Creutz betrifft/ dem wird von der super-klugen
und überweisen Weiber-Gesellschafft folgender
Rath gegeben: Man solle nur die Kinder lassen
Adam oder Eva nennen/ so bleiben sie lebendig;
die Ursach aber/ aus was vor einer Krafft solches
komme/ wissen sie selbst nicht zu sagen/ sondern
verlassen sich auff deren ihren philosophischen
Verstand/ die solch Mittel zum ersten erfun-
den haben/ sprechende: Die alten Vorfahren
wären auch keine Narren gewesen/ die dieses
zum ersten erfunden hätten. Ich antworte:
Unsere Vorfahren sind freylich keine Narren
gewesen/ aber es sind unter denenselben gleich-
wohl auch Narren und abgöttische Männer
und Weiber gewesen/ als wie es noch heut zu
Tage unter denen gottesfürchtigen und fest-
gläubigen Christen auch heydnische abergläu-
bische Affen giebet/ welche ihr Vertrauen mehr
auff ein äusserlich Schein-Wesen/ das doch an
sich selbst nichts ist/ setzen/ als daß sie alle Sa-
chen ihren Hülff reichen Schöpffer in kindlicher
Zuversicht überlassen solten. Und weil sie mir
keine rationes vorzustellen vermögen/ warum
der Nahme Adam bey denen Knäbgen/ und E-
va bey denen Mägdgen/ die Krafft haben solte/
daß sie alte Leute würden/ so will ich die Thor-

heit/
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
nicht ſo gluͤcklich ſind/ die in ihrer Ehe erzeugten
Kinder groß zu erziehen. Wem nun dieſes
Creutz betrifft/ dem wird von der ſuper-klugen
und uͤberweiſen Weiber-Geſellſchafft folgender
Rath gegeben: Man ſolle nur die Kinder laſſen
Adam oder Eva nennen/ ſo bleiben ſie lebendig;
die Urſach aber/ aus was vor einer Krafft ſolches
komme/ wiſſen ſie ſelbſt nicht zu ſagen/ ſondern
verlaſſen ſich auff deren ihren philoſophiſchen
Verſtand/ die ſolch Mittel zum erſten erfun-
den haben/ ſprechende: Die alten Vorfahren
waͤren auch keine Narren geweſen/ die dieſes
zum erſten erfunden haͤtten. Ich antworte:
Unſere Vorfahren ſind freylich keine Narren
geweſen/ aber es ſind unter denenſelben gleich-
wohl auch Narren und abgoͤttiſche Maͤnner
und Weiber geweſen/ als wie es noch heut zu
Tage unter denen gottesfuͤrchtigen und feſt-
glaͤubigen Chriſten auch heydniſche aberglaͤu-
biſche Affen giebet/ welche ihr Vertrauen mehr
auff ein aͤuſſerlich Schein-Weſen/ das doch an
ſich ſelbſt nichts iſt/ ſetzen/ als daß ſie alle Sa-
chen ihren Huͤlff reichen Schoͤpffer in kindlicher
Zuverſicht uͤberlaſſen ſolten. Und weil ſie mir
keine rationes vorzuſtellen vermoͤgen/ warum
der Nahme Adam bey denen Knaͤbgen/ und E-
va bey denen Maͤgdgen/ die Krafft haben ſolte/
daß ſie alte Leute wuͤrden/ ſo will ich die Thor-

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[53/0075] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. nicht ſo gluͤcklich ſind/ die in ihrer Ehe erzeugten Kinder groß zu erziehen. Wem nun dieſes Creutz betrifft/ dem wird von der ſuper-klugen und uͤberweiſen Weiber-Geſellſchafft folgender Rath gegeben: Man ſolle nur die Kinder laſſen Adam oder Eva nennen/ ſo bleiben ſie lebendig; die Urſach aber/ aus was vor einer Krafft ſolches komme/ wiſſen ſie ſelbſt nicht zu ſagen/ ſondern verlaſſen ſich auff deren ihren philoſophiſchen Verſtand/ die ſolch Mittel zum erſten erfun- den haben/ ſprechende: Die alten Vorfahren waͤren auch keine Narren geweſen/ die dieſes zum erſten erfunden haͤtten. Ich antworte: Unſere Vorfahren ſind freylich keine Narren geweſen/ aber es ſind unter denenſelben gleich- wohl auch Narren und abgoͤttiſche Maͤnner und Weiber geweſen/ als wie es noch heut zu Tage unter denen gottesfuͤrchtigen und feſt- glaͤubigen Chriſten auch heydniſche aberglaͤu- biſche Affen giebet/ welche ihr Vertrauen mehr auff ein aͤuſſerlich Schein-Weſen/ das doch an ſich ſelbſt nichts iſt/ ſetzen/ als daß ſie alle Sa- chen ihren Huͤlff reichen Schoͤpffer in kindlicher Zuverſicht uͤberlaſſen ſolten. Und weil ſie mir keine rationes vorzuſtellen vermoͤgen/ warum der Nahme Adam bey denen Knaͤbgen/ und E- va bey denen Maͤgdgen/ die Krafft haben ſolte/ daß ſie alte Leute wuͤrden/ ſo will ich die Thor- heit/ D 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/75>, abgerufen am 22.11.2024.