Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. nach behaupte ich abermahl in derer WeiberGlaubens-Puncten das Gegentheil/ und sage: Die Kinder/ die unter einem Jahre in Keller ge- tragen werden/ die werden nicht furchtsam; und gebe ich dieses zur Ursach an/ weil hierdurch die Kinder alsobald gewöhnet werden/ weder finstere Winckel/ noch andere dustere Orter zu fürchten/ denn ein Kind/ deme man bey Zeiten hat entde- cket/ wer der Ruppert sey/ das fürchtet sich bey weiten nicht so sehr vor denselben/ als ein anders das noch nicht weiß wer er ist/ ob es gleich noch eins so alt wäre als jenes. Demnach tragen die albern Weiber abermahl nicht viel Ehre mit ih- rer eingebildeten Victoria davon. Das 26. Capitel. Die Kinder soll man nicht alt KOmmen die Runtzeln an der Stirne da- sen
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. nach behaupte ich abermahl in derer WeiberGlaubens-Puncten das Gegentheil/ und ſage: Die Kinder/ die unter einem Jahre in Keller ge- tragen werden/ die werden nicht furchtſam; und gebe ich dieſes zur Urſach an/ weil hierdurch die Kinder alſobald gewoͤhnet werden/ weder finſteꝛe Winckel/ noch andere duſtere Orter zu fuͤrchten/ denn ein Kind/ deme man bey Zeiten hat entde- cket/ wer der Ruppert ſey/ das fuͤrchtet ſich bey weiten nicht ſo ſehr vor denſelben/ als ein anders das noch nicht weiß wer er iſt/ ob es gleich noch eins ſo alt waͤre als jenes. Demnach tragen die albern Weiber abermahl nicht viel Ehre mit ih- rer eingebildeten Victoria davon. Das 26. Capitel. Die Kinder ſoll man nicht alt KOmmen die Runtzeln an der Stirne da- ſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="47" facs="#f0069"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/> nach behaupte ich abermahl in derer Weiber<lb/> Glaubens-Puncten das Gegentheil/ und ſage:<lb/> Die Kinder/ die unter einem Jahre in Keller ge-<lb/> tragen werden/ die werden nicht furchtſam; und<lb/> gebe ich dieſes zur Urſach an/ weil hierdurch die<lb/> Kinder alſobald gewoͤhnet werden/ weder finſteꝛe<lb/> Winckel/ noch andere duſtere Orter zu fuͤrchten/<lb/> denn ein Kind/ deme man bey Zeiten hat entde-<lb/> cket/ wer der Ruppert ſey/ das fuͤrchtet ſich bey<lb/> weiten nicht ſo ſehr vor denſelben/ als ein anders<lb/> das noch nicht weiß wer er iſt/ ob es gleich noch<lb/> eins ſo alt waͤre als jenes. Demnach tragen die<lb/> albern Weiber abermahl nicht viel Ehre mit ih-<lb/> rer eingebildeten <hi rendition="#aq">Victoria</hi> davon.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das 26. Capitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Die Kinder ſoll man nicht alt<lb/> Maͤnngen oder alt Weibgen nennen/ ſie<lb/><hi rendition="#c">verbutten ſonſt/ und bekommen Run-<lb/> tzeln an der Stirn.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">K</hi>Ommen die Runtzeln an der Stirne da-<lb/> her/ ſo hat man ſich freylich wohl zu huͤten/<lb/> daß man denen Kindern nicht ſo alte Nah-<lb/> men gebe. Denn wenn ich bedencke/ wie Eva<lb/> ihr erſtes Soͤhngen nennete/ da ſie ihn kaum ge-<lb/> bohren hatte/ ſo giebt mirs faſt der Augenſchein/<lb/> daß wohl an dieſer Sache was ſeyn wird/ denn<lb/> ſie hieß ihn den Mañ/ ꝛc. was wurde aber aus die-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">ſen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0069]
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
nach behaupte ich abermahl in derer Weiber
Glaubens-Puncten das Gegentheil/ und ſage:
Die Kinder/ die unter einem Jahre in Keller ge-
tragen werden/ die werden nicht furchtſam; und
gebe ich dieſes zur Urſach an/ weil hierdurch die
Kinder alſobald gewoͤhnet werden/ weder finſteꝛe
Winckel/ noch andere duſtere Orter zu fuͤrchten/
denn ein Kind/ deme man bey Zeiten hat entde-
cket/ wer der Ruppert ſey/ das fuͤrchtet ſich bey
weiten nicht ſo ſehr vor denſelben/ als ein anders
das noch nicht weiß wer er iſt/ ob es gleich noch
eins ſo alt waͤre als jenes. Demnach tragen die
albern Weiber abermahl nicht viel Ehre mit ih-
rer eingebildeten Victoria davon.
Das 26. Capitel.
Die Kinder ſoll man nicht alt
Maͤnngen oder alt Weibgen nennen/ ſie
verbutten ſonſt/ und bekommen Run-
tzeln an der Stirn.
KOmmen die Runtzeln an der Stirne da-
her/ ſo hat man ſich freylich wohl zu huͤten/
daß man denen Kindern nicht ſo alte Nah-
men gebe. Denn wenn ich bedencke/ wie Eva
ihr erſtes Soͤhngen nennete/ da ſie ihn kaum ge-
bohren hatte/ ſo giebt mirs faſt der Augenſchein/
daß wohl an dieſer Sache was ſeyn wird/ denn
ſie hieß ihn den Mañ/ ꝛc. was wurde aber aus die-
ſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/69 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/69>, abgerufen am 03.03.2025. |