Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
noch nicht recht in meinen Kopff will. Denn/
ein anders ist Feder-Vieh/ ein anders Schaaffe
oder andere vierfüßige Thiere/ und hat Jacob
die Zeit der Empfängniß in acht genommen.
Gen. 30. v. 39. Was gehet aber bey Ansetzung
einer Heunen über frembde Eyer/ für eine Em-
pfängniß vor/ und welcher gestalt soll sich denn ei-
ne Kluck-Henne an einen Stroh-Hute versehen
können/ daß die unter ihr liegende frembde Eyer
(da offt Enten und Welsche Hüner-Eyer dabey
sind) solten Koppige Früchte bekommen? Zu
dem/ so beweisen mir die Weiber mit Jacobs
bunten Stäben gar nichts/ denn es trifft diese
Kunst heut zu tage auch an denen Schaassen
nicht mehr ein/ und waren dieses nur die natürli-
chen Ceremonien/ die der Jacob sich bedienete/
um damit den Seegen GOttes zu erlangen/ das
vornehmste aber war Jacobs starcke Zuversicht
und Glauben zu GOtt/ ausser welchen die bun-
ten Stäbe ebenfalls nichts würden gewircket ha-
ben/ über diß alles/ lehret die Erfahrung am be-
sten/ daß die Stroh-Hüte nichts wircken können.
denn wenn der Kluckhenne Eyer von koppigen
Hünern untergelegt werden/ so brütet sie koppi-
ge junge Hünlein auß/ wenn gleich kein Stroh-
Hut dabey gebraucht worden ist/ find aber die
Eyer von schlechten Hünnern/ so werden die jun-
gen keine Koppen bekommen/ und wenn man

bey
C 3

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
noch nicht recht in meinen Kopff will. Denn/
ein anders iſt Feder-Vieh/ ein anders Schaaffe
oder andere vierfuͤßige Thiere/ und hat Jacob
die Zeit der Empfaͤngniß in acht genommen.
Gen. 30. v. 39. Was gehet aber bey Anſetzung
einer Heunen uͤber frembde Eyer/ fuͤr eine Em-
pfaͤngniß vor/ und welcher geſtalt ſoll ſich denn ei-
ne Kluck-Henne an einen Stroh-Hute verſehen
koͤnnen/ daß die unter ihr liegende frembde Eyer
(da offt Enten und Welſche Huͤner-Eyer dabey
ſind) ſolten Koppige Fruͤchte bekommen? Zu
dem/ ſo beweiſen mir die Weiber mit Jacobs
bunten Staͤben gar nichts/ denn es trifft dieſe
Kunſt heut zu tage auch an denen Schaaſſen
nicht mehr ein/ und waren dieſes nur die natuͤrli-
chen Ceremonien/ die der Jacob ſich bedienete/
um damit den Seegen GOttes zu erlangen/ das
vornehmſte aber war Jacobs ſtarcke Zuverſicht
und Glauben zu GOtt/ auſſer welchen die bun-
ten Staͤbe ebenfalls nichts wuͤrden gewircket ha-
ben/ uͤber diß alles/ lehret die Erfahrung am be-
ſten/ daß die Stroh-Huͤte nichts wircken koͤnnen.
denn wenn der Kluckhenne Eyer von koppigen
Huͤnern untergelegt werden/ ſo bruͤtet ſie koppi-
ge junge Huͤnlein auß/ wenn gleich kein Stroh-
Hut dabey gebraucht worden iſt/ find aber die
Eyer von ſchlechten Huͤnnern/ ſo werden die jun-
gen keine Koppen bekommen/ und wenn man

bey
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
noch nicht recht in meinen Kopff will. Denn/<lb/>
ein anders i&#x017F;t Feder-Vieh/ ein anders Schaaffe<lb/>
oder andere vierfu&#x0364;ßige Thiere/ und hat Jacob<lb/>
die Zeit der Empfa&#x0364;ngniß in acht genommen.<lb/><hi rendition="#aq">Gen. 30. v.</hi> 39. Was gehet aber bey An&#x017F;etzung<lb/>
einer Heunen u&#x0364;ber frembde Eyer/ fu&#x0364;r eine Em-<lb/>
pfa&#x0364;ngniß vor/ und welcher ge&#x017F;talt &#x017F;oll &#x017F;ich denn ei-<lb/>
ne Kluck-Henne an einen Stroh-Hute ver&#x017F;ehen<lb/>
ko&#x0364;nnen/ daß die unter ihr liegende frembde Eyer<lb/>
(da offt Enten und Wel&#x017F;che Hu&#x0364;ner-Eyer dabey<lb/>
&#x017F;ind) &#x017F;olten Koppige Fru&#x0364;chte bekommen? Zu<lb/>
dem/ &#x017F;o bewei&#x017F;en mir die Weiber mit Jacobs<lb/>
bunten Sta&#x0364;ben gar nichts/ denn es trifft die&#x017F;e<lb/>
Kun&#x017F;t heut zu tage auch an denen Schaa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht mehr ein/ und waren die&#x017F;es nur die natu&#x0364;rli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en/ die der Jacob &#x017F;ich bedienete/<lb/>
um damit den Seegen GOttes zu erlangen/ das<lb/>
vornehm&#x017F;te aber war Jacobs &#x017F;tarcke Zuver&#x017F;icht<lb/>
und Glauben zu GOtt/ au&#x017F;&#x017F;er welchen die bun-<lb/>
ten Sta&#x0364;be ebenfalls nichts wu&#x0364;rden gewircket ha-<lb/>
ben/ <choice><sic>u&#x0364;der</sic><corr>u&#x0364;ber</corr></choice> diß alles/ lehret die Erfahrung am be-<lb/>
&#x017F;ten/ daß die Stroh-Hu&#x0364;te nichts wircken ko&#x0364;nnen.<lb/>
denn wenn der Kluckhenne Eyer von koppigen<lb/>
Hu&#x0364;nern untergelegt werden/ &#x017F;o bru&#x0364;tet &#x017F;ie koppi-<lb/>
ge junge Hu&#x0364;nlein auß/ wenn gleich kein Stroh-<lb/>
Hut dabey gebraucht worden i&#x017F;t/ find aber die<lb/>
Eyer von &#x017F;chlechten Hu&#x0364;nnern/ &#x017F;o werden die jun-<lb/>
gen keine Koppen bekommen/ und wenn man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0059] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. noch nicht recht in meinen Kopff will. Denn/ ein anders iſt Feder-Vieh/ ein anders Schaaffe oder andere vierfuͤßige Thiere/ und hat Jacob die Zeit der Empfaͤngniß in acht genommen. Gen. 30. v. 39. Was gehet aber bey Anſetzung einer Heunen uͤber frembde Eyer/ fuͤr eine Em- pfaͤngniß vor/ und welcher geſtalt ſoll ſich denn ei- ne Kluck-Henne an einen Stroh-Hute verſehen koͤnnen/ daß die unter ihr liegende frembde Eyer (da offt Enten und Welſche Huͤner-Eyer dabey ſind) ſolten Koppige Fruͤchte bekommen? Zu dem/ ſo beweiſen mir die Weiber mit Jacobs bunten Staͤben gar nichts/ denn es trifft dieſe Kunſt heut zu tage auch an denen Schaaſſen nicht mehr ein/ und waren dieſes nur die natuͤrli- chen Ceremonien/ die der Jacob ſich bedienete/ um damit den Seegen GOttes zu erlangen/ das vornehmſte aber war Jacobs ſtarcke Zuverſicht und Glauben zu GOtt/ auſſer welchen die bun- ten Staͤbe ebenfalls nichts wuͤrden gewircket ha- ben/ uͤber diß alles/ lehret die Erfahrung am be- ſten/ daß die Stroh-Huͤte nichts wircken koͤnnen. denn wenn der Kluckhenne Eyer von koppigen Huͤnern untergelegt werden/ ſo bruͤtet ſie koppi- ge junge Huͤnlein auß/ wenn gleich kein Stroh- Hut dabey gebraucht worden iſt/ find aber die Eyer von ſchlechten Huͤnnern/ ſo werden die jun- gen keine Koppen bekommen/ und wenn man bey C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/59
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/59>, abgerufen am 23.11.2024.