Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
auff dem Tische liegen bleibet/ woran dem Wir-
the wohl was sonderlichs gelegen ist/ und wenn er
sich im Bette darauff besinnet/ macht es ihm
Sorge/ und benimmt ihm solcher Gestalt den
Schlaff. Dahero wäre ich auch diesen Punct
gern gar vorbey gegangen/ wenn nicht mit ge-
glaubet würde/ das jüngste oder älteste könne nicht
ruhen. Denn was das jüngste soll mit dem auff
dem Tisch liegenden Sachen zu thun haben/ daß
es nicht ruhen könne/ kan ich nicht ersinnen/ es
müste denn von der Kinder Puppen-Werck her-
rühren.

Das 95. Capitel.

Wenn eine Sechswöchnerin zur Kir-
che gehet/ kan sie mercken/ ob sie ins künffti-
ge werde wieder einen Sohn oder Toch-
ter/ oder gar kein Kind mehr be-
kommen.

WEnn der Kirchgängerin eine Manns-
Person begegnet/ soll sie einen Sohn/
wenn ihr aber eine Weibs-Person begeg-
net/ eine Tochter ins künfftige wieder bekommen;
begegnet ihr aber niemand/ soll sie auch kein Kind
mehr bekommen; item: Wenn ihr zwey Per-
sonen zugleich begegnen/ soll sie Zwillinge krie-
gen. Was aber von dieser Sache zu halten sey/
kan ein Vernünfftiger leicht errathen/ und trifft

so
L

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
auff dem Tiſche liegen bleibet/ woran dem Wir-
the wohl was ſonderlichs gelegen iſt/ und wenn er
ſich im Bette darauff beſinnet/ macht es ihm
Sorge/ und benimmt ihm ſolcher Geſtalt den
Schlaff. Dahero waͤre ich auch dieſen Punct
gern gar vorbey gegangen/ wenn nicht mit ge-
glaubet wuͤꝛde/ das juͤngſte oder aͤlteſte koͤnne nicht
ruhen. Denn was das juͤngſte ſoll mit dem auff
dem Tiſch liegenden Sachen zu thun haben/ daß
es nicht ruhen koͤnne/ kan ich nicht erſinnen/ es
muͤſte denn von der Kinder Puppen-Werck her-
ruͤhren.

Das 95. Capitel.

Wenn eine Sechswoͤchnerin zur Kir-
che gehet/ kan ſie mercken/ ob ſie ins kuͤnffti-
ge werde wieder einen Sohn oder Toch-
ter/ oder gar kein Kind mehr be-
kommen.

WEnn der Kirchgaͤngerin eine Manns-
Perſon begegnet/ ſoll ſie einen Sohn/
wenn ihr aber eine Weibs-Perſon begeg-
net/ eine Tochter ins kuͤnfftige wieder bekommen;
begegnet ihr aber niemand/ ſoll ſie auch kein Kind
mehr bekommen; item: Wenn ihr zwey Per-
ſonen zugleich begegnen/ ſoll ſie Zwillinge krie-
gen. Was aber von dieſer Sache zu halten ſey/
kan ein Vernuͤnfftiger leicht errathen/ und trifft

ſo
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0183" n="161"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
auff dem Ti&#x017F;che liegen bleibet/ woran dem Wir-<lb/>
the wohl was &#x017F;onderlichs gelegen i&#x017F;t/ und wenn er<lb/>
&#x017F;ich im Bette darauff be&#x017F;innet/ macht es ihm<lb/>
Sorge/ und benimmt ihm &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt den<lb/>
Schlaff. Dahero wa&#x0364;re ich auch die&#x017F;en Punct<lb/>
gern gar vorbey gegangen/ wenn nicht mit ge-<lb/>
glaubet wu&#x0364;&#xA75B;de/ das ju&#x0364;ng&#x017F;te oder a&#x0364;lte&#x017F;te ko&#x0364;nne nicht<lb/>
ruhen. Denn was das ju&#x0364;ng&#x017F;te &#x017F;oll mit dem auff<lb/>
dem Ti&#x017F;ch liegenden Sachen zu thun haben/ daß<lb/>
es nicht ruhen ko&#x0364;nne/ kan ich nicht er&#x017F;innen/ es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te denn von der Kinder Puppen-Werck her-<lb/>
ru&#x0364;hren.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 95. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn eine Sechswo&#x0364;chnerin zur Kir-<lb/>
che gehet/ kan &#x017F;ie mercken/ ob &#x017F;ie ins ku&#x0364;nffti-<lb/><hi rendition="#c">ge werde wieder einen Sohn oder Toch-<lb/>
ter/ oder gar kein Kind mehr be-<lb/>
kommen.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Enn der Kirchga&#x0364;ngerin eine Manns-<lb/>
Per&#x017F;on begegnet/ &#x017F;oll &#x017F;ie einen Sohn/<lb/>
wenn ihr aber eine Weibs-Per&#x017F;on begeg-<lb/>
net/ eine Tochter ins ku&#x0364;nfftige wieder bekommen;<lb/>
begegnet ihr aber niemand/ &#x017F;oll &#x017F;ie auch kein Kind<lb/>
mehr bekommen; <hi rendition="#aq">item:</hi> Wenn ihr zwey Per-<lb/>
&#x017F;onen <choice><sic>zngleich</sic><corr>zugleich</corr></choice> begegnen/ &#x017F;oll &#x017F;ie Zwillinge krie-<lb/>
gen. Was aber von die&#x017F;er Sache zu halten &#x017F;ey/<lb/>
kan ein Vernu&#x0364;nfftiger leicht errathen/ und trifft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0183] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. auff dem Tiſche liegen bleibet/ woran dem Wir- the wohl was ſonderlichs gelegen iſt/ und wenn er ſich im Bette darauff beſinnet/ macht es ihm Sorge/ und benimmt ihm ſolcher Geſtalt den Schlaff. Dahero waͤre ich auch dieſen Punct gern gar vorbey gegangen/ wenn nicht mit ge- glaubet wuͤꝛde/ das juͤngſte oder aͤlteſte koͤnne nicht ruhen. Denn was das juͤngſte ſoll mit dem auff dem Tiſch liegenden Sachen zu thun haben/ daß es nicht ruhen koͤnne/ kan ich nicht erſinnen/ es muͤſte denn von der Kinder Puppen-Werck her- ruͤhren. Das 95. Capitel. Wenn eine Sechswoͤchnerin zur Kir- che gehet/ kan ſie mercken/ ob ſie ins kuͤnffti- ge werde wieder einen Sohn oder Toch- ter/ oder gar kein Kind mehr be- kommen. WEnn der Kirchgaͤngerin eine Manns- Perſon begegnet/ ſoll ſie einen Sohn/ wenn ihr aber eine Weibs-Perſon begeg- net/ eine Tochter ins kuͤnfftige wieder bekommen; begegnet ihr aber niemand/ ſoll ſie auch kein Kind mehr bekommen; item: Wenn ihr zwey Per- ſonen zugleich begegnen/ ſoll ſie Zwillinge krie- gen. Was aber von dieſer Sache zu halten ſey/ kan ein Vernuͤnfftiger leicht errathen/ und trifft ſo L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/183
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/183>, abgerufen am 23.11.2024.