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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
hätte. Oder soll vielleicht das drey-sonntägige
Anputzen die Kinder behüten/ daß sie ins künff-
tige keinen Schaden nehmen können/ wodurch
sonst einer lahm oder ein Krüpel wird/ das wäre
gewiß noch mehr eine straffbare Meynung und
Abgötterey; ist demnach eine offenbare Thor-
heit/ daß man mit denen kleinen unschuldigen
Kindern solche unchristliche Dinge fürnimmt/
welches GOtt gewiß an denen Eltern/ wo nicht
auch an solchen Kindern/ die in der Eltern Fuß-
stapffen treten/ ernstlich straffen wird.

Das 80. Capitel.

Die Weiber sollen am Lichtmeß-Ta-
ge beym Sonnenschein tantzen/ so geräth
ihnen dasselbe Jahr der Flachs
wohl.

WEnn am Lichtmeß- oder Mariä Reini-
gungs-Tage die Sonne scheinet/ kratzen
sich die Schäfer hinter den Ohren/ und sa-
gen/ sie wolten lieber den Wolff in ihren Höfen
sehen/ als die Sonne. Hingegen wollen die
Weiber Sonnenschein zu ihrem Tantze haben/
auff daß ihnen der Flachs gerathen möge. Wie
wirds denn nun der liebe GOTT einem ieden
Narren können recht machen/ daß keines das
Maul henget? Wenn ich aber erwege/ wie fer-
ne es von Lichtmeß biß zu der Zeit ist/ da die Wei-

ber
J 4

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
haͤtte. Oder ſoll vielleicht das drey-ſonntaͤgige
Anputzen die Kinder behuͤten/ daß ſie ins kuͤnff-
tige keinen Schaden nehmen koͤnnen/ wodurch
ſonſt einer lahm oder ein Kruͤpel wird/ das waͤre
gewiß noch mehr eine ſtraffbare Meynung und
Abgoͤtterey; iſt demnach eine offenbare Thor-
heit/ daß man mit denen kleinen unſchuldigen
Kindern ſolche unchriſtliche Dinge fuͤrnimmt/
welches GOtt gewiß an denen Eltern/ wo nicht
auch an ſolchen Kindern/ die in der Eltern Fuß-
ſtapffen treten/ ernſtlich ſtraffen wird.

Das 80. Capitel.

Die Weiber ſollen am Lichtmeß-Ta-
ge beym Sonnenſchein tantzen/ ſo geraͤth
ihnen daſſelbe Jahr der Flachs
wohl.

WEnn am Lichtmeß- oder Mariaͤ Reini-
gungs-Tage die Sonne ſcheinet/ kratzen
ſich die Schaͤfer hinter den Ohren/ und ſa-
gen/ ſie wolten lieber den Wolff in ihren Hoͤfen
ſehen/ als die Sonne. Hingegen wollen die
Weiber Sonnenſchein zu ihrem Tantze haben/
auff daß ihnen der Flachs gerathen moͤge. Wie
wirds denn nun der liebe GOTT einem ieden
Narren koͤnnen recht machen/ daß keines das
Maul henget? Wenn ich aber erwege/ wie fer-
ne es von Lichtmeß biß zu der Zeit iſt/ da die Wei-

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[135/0157] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. haͤtte. Oder ſoll vielleicht das drey-ſonntaͤgige Anputzen die Kinder behuͤten/ daß ſie ins kuͤnff- tige keinen Schaden nehmen koͤnnen/ wodurch ſonſt einer lahm oder ein Kruͤpel wird/ das waͤre gewiß noch mehr eine ſtraffbare Meynung und Abgoͤtterey; iſt demnach eine offenbare Thor- heit/ daß man mit denen kleinen unſchuldigen Kindern ſolche unchriſtliche Dinge fuͤrnimmt/ welches GOtt gewiß an denen Eltern/ wo nicht auch an ſolchen Kindern/ die in der Eltern Fuß- ſtapffen treten/ ernſtlich ſtraffen wird. Das 80. Capitel. Die Weiber ſollen am Lichtmeß-Ta- ge beym Sonnenſchein tantzen/ ſo geraͤth ihnen daſſelbe Jahr der Flachs wohl. WEnn am Lichtmeß- oder Mariaͤ Reini- gungs-Tage die Sonne ſcheinet/ kratzen ſich die Schaͤfer hinter den Ohren/ und ſa- gen/ ſie wolten lieber den Wolff in ihren Hoͤfen ſehen/ als die Sonne. Hingegen wollen die Weiber Sonnenſchein zu ihrem Tantze haben/ auff daß ihnen der Flachs gerathen moͤge. Wie wirds denn nun der liebe GOTT einem ieden Narren koͤnnen recht machen/ daß keines das Maul henget? Wenn ich aber erwege/ wie fer- ne es von Lichtmeß biß zu der Zeit iſt/ da die Wei- ber J 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/157>, abgerufen am 23.11.2024.