Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung/ derer von super-klugen
demnach auff diese Glaubens-Lehre auch nichts
zu halten/ sondern mit dem Rücken anzusehen.

Das 63. Capitel.

Wenn das Jüdel die kleinen Kinder
nicht ruhen lässet/ soll man dem Jüdel
etwas zu spielen geben.

WEnn ihr abergläubischen Weiber mir erst
wüstet zu sagen/ was das Jüdel vor ein
Ding sey/ so wäre es noch wohl eine Sa-
che die weiteres Nachsinnen gebrauchte; aber
so ihr selbst nicht wisset was es ist/ wie könnet ihr
ihme denn zu spielen geben. Damit aber ihr
Thörinnen eurer Narrheit möchtet überwiesen
werden/ will ich den gantzen Qvarck beschreiben/
was von euern Narrenspiel zu halten sey. Es
begiebt sich mehrentheils bey denen kleinen Kin-
dern von wenig Wochen/ daß sie in wehrenden
Schlaff die Aeuglein halb auffthun/ die Aug-
Aepffel in die Höhe wenden/ als wolten sie nach
etwas sehen/ fangen an zu lächeln/ und schlaffen
denn wieder fort/ oder heben auch wohl bald an
zu weinen. Wenn nun die klugen Weiber solch
Lächeln und Augenwenden der Kinder gewahr
werden/ sagen sie: Das Jüdel spielete mit dem
Kinde; auff daß nun aber das Kind hinfort hier-
durch nicht ferner beunruhiget werde/ geben sie
folgenden klugen Rath: Es soll ein kleines neues

Töpff-

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
demnach auff dieſe Glaubens-Lehre auch nichts
zu halten/ ſondern mit dem Ruͤcken anzuſehen.

Das 63. Capitel.

Wenn das Juͤdel die kleinen Kinder
nicht ruhen laͤſſet/ ſoll man dem Jüdel
etwas zu ſpielen geben.

WEnn ihr aberglaͤubiſchen Weiber mir erſt
wuͤſtet zu ſagen/ was das Juͤdel vor ein
Ding ſey/ ſo waͤre es noch wohl eine Sa-
che die weiteres Nachſinnen gebrauchte; aber
ſo ihr ſelbſt nicht wiſſet was es iſt/ wie koͤnnet ihr
ihme denn zu ſpielen geben. Damit aber ihr
Thoͤrinnen eurer Narrheit moͤchtet uͤberwieſen
werden/ will ich den gantzen Qvarck beſchreiben/
was von euern Narrenſpiel zu halten ſey. Es
begiebt ſich mehrentheils bey denen kleinen Kin-
dern von wenig Wochen/ daß ſie in wehrenden
Schlaff die Aeuglein halb auffthun/ die Aug-
Aepffel in die Hoͤhe wenden/ als wolten ſie nach
etwas ſehen/ fangen an zu laͤcheln/ und ſchlaffen
denn wieder fort/ oder heben auch wohl bald an
zu weinen. Wenn nun die klugen Weiber ſolch
Laͤcheln und Augenwenden der Kinder gewahr
werden/ ſagen ſie: Das Juͤdel ſpielete mit dem
Kinde; auff daß nun aber das Kind hinfort hier-
durch nicht ferner beunruhiget werde/ geben ſie
folgenden klugen Rath: Es ſoll ein kleines neues

Toͤpff-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0130" n="108"/><fw place="top" type="header">Unter&#x017F;uchung/ derer von <hi rendition="#i">&#x017F;uper</hi>-klugen</fw><lb/>
demnach auff die&#x017F;e Glaubens-Lehre auch nichts<lb/>
zu halten/ &#x017F;ondern mit dem Ru&#x0364;cken anzu&#x017F;ehen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 63. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn das Ju&#x0364;del die kleinen Kinder<lb/><hi rendition="#c">nicht ruhen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;oll man dem Jüdel<lb/>
etwas zu &#x017F;pielen geben.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Enn ihr abergla&#x0364;ubi&#x017F;chen Weiber mir er&#x017F;t<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;tet zu &#x017F;agen/ was das Ju&#x0364;del vor ein<lb/>
Ding &#x017F;ey/ &#x017F;o wa&#x0364;re es noch wohl eine Sa-<lb/>
che die weiteres Nach&#x017F;innen gebrauchte; aber<lb/>
&#x017F;o ihr &#x017F;elb&#x017F;t nicht wi&#x017F;&#x017F;et was es i&#x017F;t/ wie ko&#x0364;nnet ihr<lb/>
ihme denn zu &#x017F;pielen geben. Damit aber ihr<lb/>
Tho&#x0364;rinnen eurer Narrheit mo&#x0364;chtet u&#x0364;berwie&#x017F;en<lb/>
werden/ will ich den gantzen Qvarck be&#x017F;chreiben/<lb/>
was von euern Narren&#x017F;piel zu halten &#x017F;ey. Es<lb/>
begiebt &#x017F;ich mehrentheils bey denen kleinen Kin-<lb/>
dern von wenig Wochen/ daß &#x017F;ie in wehrenden<lb/>
Schlaff die Aeuglein halb auffthun/ die Aug-<lb/>
Aepffel in die Ho&#x0364;he wenden/ als wolten &#x017F;ie nach<lb/>
etwas &#x017F;ehen/ fangen an zu la&#x0364;cheln/ und &#x017F;chlaffen<lb/>
denn wieder fort/ oder heben auch wohl bald an<lb/>
zu weinen. Wenn nun die klugen Weiber &#x017F;olch<lb/>
La&#x0364;cheln und Augenwenden der Kinder gewahr<lb/>
werden/ &#x017F;agen &#x017F;ie: Das Ju&#x0364;del &#x017F;pielete mit dem<lb/>
Kinde; auff daß nun aber das Kind hinfort hier-<lb/>
durch nicht ferner beunruhiget werde/ geben &#x017F;ie<lb/>
folgenden klugen Rath: Es &#x017F;oll ein kleines neues<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">To&#x0364;pff-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0130] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen demnach auff dieſe Glaubens-Lehre auch nichts zu halten/ ſondern mit dem Ruͤcken anzuſehen. Das 63. Capitel. Wenn das Juͤdel die kleinen Kinder nicht ruhen laͤſſet/ ſoll man dem Jüdel etwas zu ſpielen geben. WEnn ihr aberglaͤubiſchen Weiber mir erſt wuͤſtet zu ſagen/ was das Juͤdel vor ein Ding ſey/ ſo waͤre es noch wohl eine Sa- che die weiteres Nachſinnen gebrauchte; aber ſo ihr ſelbſt nicht wiſſet was es iſt/ wie koͤnnet ihr ihme denn zu ſpielen geben. Damit aber ihr Thoͤrinnen eurer Narrheit moͤchtet uͤberwieſen werden/ will ich den gantzen Qvarck beſchreiben/ was von euern Narrenſpiel zu halten ſey. Es begiebt ſich mehrentheils bey denen kleinen Kin- dern von wenig Wochen/ daß ſie in wehrenden Schlaff die Aeuglein halb auffthun/ die Aug- Aepffel in die Hoͤhe wenden/ als wolten ſie nach etwas ſehen/ fangen an zu laͤcheln/ und ſchlaffen denn wieder fort/ oder heben auch wohl bald an zu weinen. Wenn nun die klugen Weiber ſolch Laͤcheln und Augenwenden der Kinder gewahr werden/ ſagen ſie: Das Juͤdel ſpielete mit dem Kinde; auff daß nun aber das Kind hinfort hier- durch nicht ferner beunruhiget werde/ geben ſie folgenden klugen Rath: Es ſoll ein kleines neues Toͤpff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/130
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/130>, abgerufen am 24.11.2024.