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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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vielleicht mit Vortheil betrieben hatten, keineswegs
mehr hinreichenden Verdienst und Unterhalt gewährt.

§. 37.

Allein schon zu Betreibung der Landwirth-
schaft
selbst ist eine Menge von Kunstarbeiteu, z. B.
Holz-Arbeiten, Korbflechten etc. nöthig, und in keiner
Land- oder Hauswirthschaft können Arbeiten, wie z. B.
Spinnerey, Strickerey, Näherey etc. entbehrt werden.
Schon oben ist gezeigt worden, daß dem Landwirthe
und seinen Leuten, besonders im Winter, so manche
müßige Stunde übrig bleibt, und wie gut es wäre,
wenn er in solchen Stunden dann nicht nur manches
für seine eigene Wirthschaft erforderliche kleine Bedürfniß
selbst verfertigen oder durch seine Leute verfertigen las-
sen, und damit zuweilen eine Ausgabe ersparen, sondern
auch durch irgend eine Neben-Arbeit sich eine kleine
Neben-Einnahme verschaffen könnte. Nun gibt es
zwar vermögliche Bäuerinnen, welche schon um deß-
willen ihre Kinder nicht nähen, stricken etc. lernen las-
sen wollen, weil sie aus anderen Vorurtheilen auf eine
Näherinn etc. mit Verachtung herabzusehen gewohnt
sind. Allein in jedem Falle muß entweder der Land-
und Hauswirth solche Arbeiten selbst verstehen und
treiben, oder durch seine Leute treiben lassen, oder es
müssen besondere Leute vorhanden seyn, welche sie ge-
gen Bezahlung für ihn verfertigen; an dergleichen Leu-
ten ist aber in manchem Orte ein eigentlicher den
übrigen Bewohnern oft sehr fühlbarer und unangeneh-
mer Mangel.

vielleicht mit Vortheil betrieben hatten, keineswegs
mehr hinreichenden Verdienſt und Unterhalt gewaͤhrt.

§. 37.

Allein ſchon zu Betreibung der Landwirth-
ſchaft
ſelbſt iſt eine Menge von Kunſtarbeiteu, z. B.
Holz-Arbeiten, Korbflechten ꝛc. noͤthig, und in keiner
Land- oder Hauswirthſchaft koͤnnen Arbeiten, wie z. B.
Spinnerey, Strickerey, Naͤherey ꝛc. entbehrt werden.
Schon oben iſt gezeigt worden, daß dem Landwirthe
und ſeinen Leuten, beſonders im Winter, ſo manche
muͤßige Stunde uͤbrig bleibt, und wie gut es waͤre,
wenn er in ſolchen Stunden dann nicht nur manches
fuͤr ſeine eigene Wirthſchaft erforderliche kleine Beduͤrfniß
ſelbſt verfertigen oder durch ſeine Leute verfertigen laſ-
ſen, und damit zuweilen eine Ausgabe erſparen, ſondern
auch durch irgend eine Neben-Arbeit ſich eine kleine
Neben-Einnahme verſchaffen koͤnnte. Nun gibt es
zwar vermoͤgliche Baͤuerinnen, welche ſchon um deß-
willen ihre Kinder nicht naͤhen, ſtricken ꝛc. lernen laſ-
ſen wollen, weil ſie aus anderen Vorurtheilen auf eine
Naͤherinn ꝛc. mit Verachtung herabzuſehen gewohnt
ſind. Allein in jedem Falle muß entweder der Land-
und Hauswirth ſolche Arbeiten ſelbſt verſtehen und
treiben, oder durch ſeine Leute treiben laſſen, oder es
muͤſſen beſondere Leute vorhanden ſeyn, welche ſie ge-
gen Bezahlung fuͤr ihn verfertigen; an dergleichen Leu-
ten iſt aber in manchem Orte ein eigentlicher den
uͤbrigen Bewohnern oft ſehr fuͤhlbarer und unangeneh-
mer Mangel.

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[41/0051] vielleicht mit Vortheil betrieben hatten, keineswegs mehr hinreichenden Verdienſt und Unterhalt gewaͤhrt. §. 37. Allein ſchon zu Betreibung der Landwirth- ſchaft ſelbſt iſt eine Menge von Kunſtarbeiteu, z. B. Holz-Arbeiten, Korbflechten ꝛc. noͤthig, und in keiner Land- oder Hauswirthſchaft koͤnnen Arbeiten, wie z. B. Spinnerey, Strickerey, Naͤherey ꝛc. entbehrt werden. Schon oben iſt gezeigt worden, daß dem Landwirthe und ſeinen Leuten, beſonders im Winter, ſo manche muͤßige Stunde uͤbrig bleibt, und wie gut es waͤre, wenn er in ſolchen Stunden dann nicht nur manches fuͤr ſeine eigene Wirthſchaft erforderliche kleine Beduͤrfniß ſelbſt verfertigen oder durch ſeine Leute verfertigen laſ- ſen, und damit zuweilen eine Ausgabe erſparen, ſondern auch durch irgend eine Neben-Arbeit ſich eine kleine Neben-Einnahme verſchaffen koͤnnte. Nun gibt es zwar vermoͤgliche Baͤuerinnen, welche ſchon um deß- willen ihre Kinder nicht naͤhen, ſtricken ꝛc. lernen laſ- ſen wollen, weil ſie aus anderen Vorurtheilen auf eine Naͤherinn ꝛc. mit Verachtung herabzuſehen gewohnt ſind. Allein in jedem Falle muß entweder der Land- und Hauswirth ſolche Arbeiten ſelbſt verſtehen und treiben, oder durch ſeine Leute treiben laſſen, oder es muͤſſen beſondere Leute vorhanden ſeyn, welche ſie ge- gen Bezahlung fuͤr ihn verfertigen; an dergleichen Leu- ten iſt aber in manchem Orte ein eigentlicher den uͤbrigen Bewohnern oft ſehr fuͤhlbarer und unangeneh- mer Mangel.

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/51>, abgerufen am 28.11.2024.