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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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selben Gemeinde oft einen sehr weiten Distrikt einneh-
men, und die Kinder, -- die Jndustrie-Schule möchte
gehalten werden, wo sie wollte, -- zum Theil 1 bis
11/2 Stunde in dieselbe zu gehen hätten, was besonders
im Winter bey den in solchen Gegenden ohnehin zum
Theil ungewöhnlich heftigen Stürmen, strenger Kälte,
tiefem Schnee, und starken Eise, und bey den in sol-
chen Gegenden ohnehin meistens sehr schlechten und un-
gangbaren Wegen beynahe unmöglich wäre, überdieß
aber wegen des mit dem weiten Hin- und Herweg
verbundenen großen Verlusts an Zeit und Kräften die
Eltern des Gebrauchs ihrer Kinder zu leichteren häus-
lichen und Feldgeschäften beynahe ganz beraubte, und
den lezteren Veranlassung und Gelegenheit gäbe, un-
terwegs zu betteln und allerhand sonstigen Unfug aus-
zuüben. --

Allein so sehr diese Umstände allerdings Berück-
sichtigung verdienen, so möchten sie doch ebensowenig
die gänzliche Unterlassung der Errichtung einer Jndu-
strie-Schule rechtfertigen, als sie bisher für zureichend
erachtet worden sind, von der Errichtung der gewöhn-
lichen Elementar-Schulen abzustehen. Jm Gegentheil
könnte gerade in solchen Gegenden die Jndustrie-Schule
ein Mittel werden, den fleißigen Besuch der Elementar-
Schule zu befördern, und den auf dem Hin- und Her-
weg möglichen Unfug zu vermindern, besonders wenn
die Einrichtung getroffen werden könnte, daß die Kin-
der des Mittags an dem Orte, wo die Jndustrie-
Schule gehalten wird, verpflegt würden. -- Allerdings
möchte übrigens in solchen Gegenden bey besonders
ungünstiger Witterung die Schule so lange, als diese
Witterung andauert, einzustellen, und auch sonst den-
jenigen Kindern, welche bey den Jhrigen zu Hause un-

ſelben Gemeinde oft einen ſehr weiten Diſtrikt einneh-
men, und die Kinder, — die Jnduſtrie-Schule moͤchte
gehalten werden, wo ſie wollte, — zum Theil 1 bis
1½ Stunde in dieſelbe zu gehen haͤtten, was beſonders
im Winter bey den in ſolchen Gegenden ohnehin zum
Theil ungewoͤhnlich heftigen Stuͤrmen, ſtrenger Kaͤlte,
tiefem Schnee, und ſtarken Eiſe, und bey den in ſol-
chen Gegenden ohnehin meiſtens ſehr ſchlechten und un-
gangbaren Wegen beynahe unmoͤglich waͤre, uͤberdieß
aber wegen des mit dem weiten Hin- und Herweg
verbundenen großen Verluſts an Zeit und Kraͤften die
Eltern des Gebrauchs ihrer Kinder zu leichteren haͤus-
lichen und Feldgeſchaͤften beynahe ganz beraubte, und
den lezteren Veranlaſſung und Gelegenheit gaͤbe, un-
terwegs zu betteln und allerhand ſonſtigen Unfug aus-
zuuͤben. —

Allein ſo ſehr dieſe Umſtaͤnde allerdings Beruͤck-
ſichtigung verdienen, ſo moͤchten ſie doch ebenſowenig
die gaͤnzliche Unterlaſſung der Errichtung einer Jndu-
ſtrie-Schule rechtfertigen, als ſie bisher fuͤr zureichend
erachtet worden ſind, von der Errichtung der gewoͤhn-
lichen Elementar-Schulen abzuſtehen. Jm Gegentheil
koͤnnte gerade in ſolchen Gegenden die Jnduſtrie-Schule
ein Mittel werden, den fleißigen Beſuch der Elementar-
Schule zu befoͤrdern, und den auf dem Hin- und Her-
weg moͤglichen Unfug zu vermindern, beſonders wenn
die Einrichtung getroffen werden koͤnnte, daß die Kin-
der des Mittags an dem Orte, wo die Jnduſtrie-
Schule gehalten wird, verpflegt wuͤrden. — Allerdings
moͤchte uͤbrigens in ſolchen Gegenden bey beſonders
unguͤnſtiger Witterung die Schule ſo lange, als dieſe
Witterung andauert, einzuſtellen, und auch ſonſt den-
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[121/0131] ſelben Gemeinde oft einen ſehr weiten Diſtrikt einneh- men, und die Kinder, — die Jnduſtrie-Schule moͤchte gehalten werden, wo ſie wollte, — zum Theil 1 bis 1½ Stunde in dieſelbe zu gehen haͤtten, was beſonders im Winter bey den in ſolchen Gegenden ohnehin zum Theil ungewoͤhnlich heftigen Stuͤrmen, ſtrenger Kaͤlte, tiefem Schnee, und ſtarken Eiſe, und bey den in ſol- chen Gegenden ohnehin meiſtens ſehr ſchlechten und un- gangbaren Wegen beynahe unmoͤglich waͤre, uͤberdieß aber wegen des mit dem weiten Hin- und Herweg verbundenen großen Verluſts an Zeit und Kraͤften die Eltern des Gebrauchs ihrer Kinder zu leichteren haͤus- lichen und Feldgeſchaͤften beynahe ganz beraubte, und den lezteren Veranlaſſung und Gelegenheit gaͤbe, un- terwegs zu betteln und allerhand ſonſtigen Unfug aus- zuuͤben. — Allein ſo ſehr dieſe Umſtaͤnde allerdings Beruͤck- ſichtigung verdienen, ſo moͤchten ſie doch ebenſowenig die gaͤnzliche Unterlaſſung der Errichtung einer Jndu- ſtrie-Schule rechtfertigen, als ſie bisher fuͤr zureichend erachtet worden ſind, von der Errichtung der gewoͤhn- lichen Elementar-Schulen abzuſtehen. Jm Gegentheil koͤnnte gerade in ſolchen Gegenden die Jnduſtrie-Schule ein Mittel werden, den fleißigen Beſuch der Elementar- Schule zu befoͤrdern, und den auf dem Hin- und Her- weg moͤglichen Unfug zu vermindern, beſonders wenn die Einrichtung getroffen werden koͤnnte, daß die Kin- der des Mittags an dem Orte, wo die Jnduſtrie- Schule gehalten wird, verpflegt wuͤrden. — Allerdings moͤchte uͤbrigens in ſolchen Gegenden bey beſonders unguͤnſtiger Witterung die Schule ſo lange, als dieſe Witterung andauert, einzuſtellen, und auch ſonſt den- jenigen Kindern, welche bey den Jhrigen zu Hauſe un-

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/131>, abgerufen am 25.11.2024.