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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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lich, oder ob uns gar schon der Franzos in seinem Schnappsack hat. Einmal ist ein ganzes Regiment fast dreiviertel Jahr dagelegen, lauter Lanzenreiter oder Uhlanen, wie man sie geheißen hat; die waren in der ganzen Stadt einquartiert, und der Oberste davon und die Offiziere haben sich im Schloß eingerichtet und haben ein Leben geführt, voller Lustbarkeit, als wenn sie bloß zum Vergnügen da wären und nicht um die Leut' umzubringen und zu Grund zu richten. Die ganze Nacht durch sind die Fenster beleuchtet gewesen und hat man das Klingen von den Gläsern und das Lachen und das Schreien gehört, wenn sie den Napoleon haben leben lasten. Sie haben auch eine schöne Musikbande bei sich gehabt, die ihnen dabei hat ausspielen mästen; das waren lauter Trompeter, der oberste von den Trompetern aber, das war ein Mohr, ein großer sauberer Mensch, aber schwarz wie . . . na schwarz, wie halt die Mohren sind ... Ich will doch ein Licht anzünden, unterbrach sich die Erzählerin, es ist schon ganz finster, und es erzählt sich lustiger, wenn man einander sieht!

Die Oellampe brannte bald, und sie fuhr fort.

Nun also, der Obertrompeter, der Mohr, der ist bei dem Sternbauer ins Quartier gekommen, bei dem Vater der Franzel, und dem hat's in dem Quartier bald so gut gefallen, daß er alleweil daheimgesessen ist und daß es ihm ordentlich zuwider war, wenn er fortgemußt hat und hat den Offizieren im Schloß was

lich, oder ob uns gar schon der Franzos in seinem Schnappsack hat. Einmal ist ein ganzes Regiment fast dreiviertel Jahr dagelegen, lauter Lanzenreiter oder Uhlanen, wie man sie geheißen hat; die waren in der ganzen Stadt einquartiert, und der Oberste davon und die Offiziere haben sich im Schloß eingerichtet und haben ein Leben geführt, voller Lustbarkeit, als wenn sie bloß zum Vergnügen da wären und nicht um die Leut' umzubringen und zu Grund zu richten. Die ganze Nacht durch sind die Fenster beleuchtet gewesen und hat man das Klingen von den Gläsern und das Lachen und das Schreien gehört, wenn sie den Napoleon haben leben lasten. Sie haben auch eine schöne Musikbande bei sich gehabt, die ihnen dabei hat ausspielen mästen; das waren lauter Trompeter, der oberste von den Trompetern aber, das war ein Mohr, ein großer sauberer Mensch, aber schwarz wie . . . na schwarz, wie halt die Mohren sind ... Ich will doch ein Licht anzünden, unterbrach sich die Erzählerin, es ist schon ganz finster, und es erzählt sich lustiger, wenn man einander sieht!

Die Oellampe brannte bald, und sie fuhr fort.

Nun also, der Obertrompeter, der Mohr, der ist bei dem Sternbauer ins Quartier gekommen, bei dem Vater der Franzel, und dem hat's in dem Quartier bald so gut gefallen, daß er alleweil daheimgesessen ist und daß es ihm ordentlich zuwider war, wenn er fortgemußt hat und hat den Offizieren im Schloß was

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/40>, abgerufen am 23.11.2024.