Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nach Burghausen, der mit aller Gewalt einen Studenten und gar einen geistlichen Herrn aus mir hat machen wollen! Wohl hat er das im Sinn gehabt, war die Antwort der nickenden Alten, aber wer von dem Geistlichwerden und Studiren nichts hören wollte und bei Nacht und Nebel davon ging, das war der Hanney! Es ist recht Schade, daß du ihm nicht gefolgt hast! Könntest jetzt schon Stiftskaplan sein und dir einmal die schönste Pfarrei aussuchen, anstatt daß du jetzt in Wind und Wetter hinaus mußt und dich deiner Lebtag durchschlagen als ein armer Scharler! Nein, nein, es ist doch bester so! rief Hanney hastig, ich hätte nicht getaugt für die stille sitzende Lebensweise und für das Brüten über den Büchern. Ich hab' es lieber, wenn ich in der weiten Welt herumfahren kann, und möchte meinen Stand als Schiffer mit keinem andern vertauschen! Ich hab' es kein ganzes Jahr ausgehalten bei den lateinischen Wörtern, ich bin mit einem Salzzug davon, und wenn mich etwas dabei reut, so ist's nichts, als daß ich meinen Vater nicht wieder gesehn habe, denn wie ich zurückgekommen bim als ein aufgeschossenes junges Bürschl ... da hab' ich ... da war er . . . Nun, du weißt es ja, daß ich ihn nicht mehr angetroffen hab'. Daß Gott erbarm'! Wer könnt' auch so was vergessen! Das trifft sich wohl, daß man beim Heimkom- nach Burghausen, der mit aller Gewalt einen Studenten und gar einen geistlichen Herrn aus mir hat machen wollen! Wohl hat er das im Sinn gehabt, war die Antwort der nickenden Alten, aber wer von dem Geistlichwerden und Studiren nichts hören wollte und bei Nacht und Nebel davon ging, das war der Hanney! Es ist recht Schade, daß du ihm nicht gefolgt hast! Könntest jetzt schon Stiftskaplan sein und dir einmal die schönste Pfarrei aussuchen, anstatt daß du jetzt in Wind und Wetter hinaus mußt und dich deiner Lebtag durchschlagen als ein armer Scharler! Nein, nein, es ist doch bester so! rief Hanney hastig, ich hätte nicht getaugt für die stille sitzende Lebensweise und für das Brüten über den Büchern. Ich hab' es lieber, wenn ich in der weiten Welt herumfahren kann, und möchte meinen Stand als Schiffer mit keinem andern vertauschen! Ich hab' es kein ganzes Jahr ausgehalten bei den lateinischen Wörtern, ich bin mit einem Salzzug davon, und wenn mich etwas dabei reut, so ist's nichts, als daß ich meinen Vater nicht wieder gesehn habe, denn wie ich zurückgekommen bim als ein aufgeschossenes junges Bürschl ... da hab' ich ... da war er . . . Nun, du weißt es ja, daß ich ihn nicht mehr angetroffen hab'. Daß Gott erbarm'! Wer könnt' auch so was vergessen! Das trifft sich wohl, daß man beim Heimkom- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0038"/> nach Burghausen, der mit aller Gewalt einen Studenten und gar einen geistlichen Herrn aus mir hat machen wollen!</p><lb/> <p>Wohl hat er das im Sinn gehabt, war die Antwort der nickenden Alten, aber wer von dem Geistlichwerden und Studiren nichts hören wollte und bei Nacht und Nebel davon ging, das war der Hanney! Es ist recht Schade, daß du ihm nicht gefolgt hast! Könntest jetzt schon Stiftskaplan sein und dir einmal die schönste Pfarrei aussuchen, anstatt daß du jetzt in Wind und Wetter hinaus mußt und dich deiner Lebtag durchschlagen als ein armer Scharler!</p><lb/> <p>Nein, nein, es ist doch bester so! rief Hanney hastig, ich hätte nicht getaugt für die stille sitzende Lebensweise und für das Brüten über den Büchern. Ich hab' es lieber, wenn ich in der weiten Welt herumfahren kann, und möchte meinen Stand als Schiffer mit keinem andern vertauschen! Ich hab' es kein ganzes Jahr ausgehalten bei den lateinischen Wörtern, ich bin mit einem Salzzug davon, und wenn mich etwas dabei reut, so ist's nichts, als daß ich meinen Vater nicht wieder gesehn habe, denn wie ich zurückgekommen bim als ein aufgeschossenes junges Bürschl ... da hab' ich ... da war er . . . Nun, du weißt es ja, daß ich ihn nicht mehr angetroffen hab'.</p><lb/> <p>Daß Gott erbarm'! Wer könnt' auch so was vergessen! Das trifft sich wohl, daß man beim Heimkom-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
nach Burghausen, der mit aller Gewalt einen Studenten und gar einen geistlichen Herrn aus mir hat machen wollen!
Wohl hat er das im Sinn gehabt, war die Antwort der nickenden Alten, aber wer von dem Geistlichwerden und Studiren nichts hören wollte und bei Nacht und Nebel davon ging, das war der Hanney! Es ist recht Schade, daß du ihm nicht gefolgt hast! Könntest jetzt schon Stiftskaplan sein und dir einmal die schönste Pfarrei aussuchen, anstatt daß du jetzt in Wind und Wetter hinaus mußt und dich deiner Lebtag durchschlagen als ein armer Scharler!
Nein, nein, es ist doch bester so! rief Hanney hastig, ich hätte nicht getaugt für die stille sitzende Lebensweise und für das Brüten über den Büchern. Ich hab' es lieber, wenn ich in der weiten Welt herumfahren kann, und möchte meinen Stand als Schiffer mit keinem andern vertauschen! Ich hab' es kein ganzes Jahr ausgehalten bei den lateinischen Wörtern, ich bin mit einem Salzzug davon, und wenn mich etwas dabei reut, so ist's nichts, als daß ich meinen Vater nicht wieder gesehn habe, denn wie ich zurückgekommen bim als ein aufgeschossenes junges Bürschl ... da hab' ich ... da war er . . . Nun, du weißt es ja, daß ich ihn nicht mehr angetroffen hab'.
Daß Gott erbarm'! Wer könnt' auch so was vergessen! Das trifft sich wohl, daß man beim Heimkom-
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Zitationshilfe: | Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/38>, abgerufen am 16.07.2024. |