Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und muß sich was einfallen lassen . . . Wer die alten Stück gemacht hat, wissen wir nicht, aber es heißt, daß es auch ein Scharler gewesen ist. Sie dürfen's gar wohl glauben, daß unter unsern jungen Burschen auch mancher alerte Kopf ist . . . da war Einer, für den es Jammer und Schad ist, daß wir ihn verloren haben . . . Der hat uns ein Spiel gemacht von der Königin von Saba ... ich muß mich allemal giften, so oft ich dran denk', wie schön das war! Und warum? fragte ich. Habt ihr es nicht mehr? Ist der Bursche nicht mehr da? Ist er Wohl gar verunglückt? Nein, verunglückt ist er just nicht, war die Antwort, aber er ist weit fort, in die Türkei hinunter, und kommt nimmer wieder und das Spiel hat er auch mitgenommen ... das Mohrenfranzel war an Allem Schuld! Das Mohrenfranzel? erwiderte ich mit erweckter Neugierde. Ich hatte die Schiffer als Schauspieler gesehn und war darum sehr begierig, etwas aus dem Leben eines ihrer Dichter zu hören. Wie war das? Erzählt mir doch! Der alte Scharler ließ sich frisch einschenken und erzählte mir, was ich in den folgenden Blättern niedergelegt habe -- möglichst treu und ohne andern Schmuck, als die einfache Geschichte in sich selber trägt und verträgt. Wir schieden als die besten Freunde von einander, und ich mußte dem Alten versprechen, daß ich ihn und und muß sich was einfallen lassen . . . Wer die alten Stück gemacht hat, wissen wir nicht, aber es heißt, daß es auch ein Scharler gewesen ist. Sie dürfen's gar wohl glauben, daß unter unsern jungen Burschen auch mancher alerte Kopf ist . . . da war Einer, für den es Jammer und Schad ist, daß wir ihn verloren haben . . . Der hat uns ein Spiel gemacht von der Königin von Saba ... ich muß mich allemal giften, so oft ich dran denk', wie schön das war! Und warum? fragte ich. Habt ihr es nicht mehr? Ist der Bursche nicht mehr da? Ist er Wohl gar verunglückt? Nein, verunglückt ist er just nicht, war die Antwort, aber er ist weit fort, in die Türkei hinunter, und kommt nimmer wieder und das Spiel hat er auch mitgenommen ... das Mohrenfranzel war an Allem Schuld! Das Mohrenfranzel? erwiderte ich mit erweckter Neugierde. Ich hatte die Schiffer als Schauspieler gesehn und war darum sehr begierig, etwas aus dem Leben eines ihrer Dichter zu hören. Wie war das? Erzählt mir doch! Der alte Scharler ließ sich frisch einschenken und erzählte mir, was ich in den folgenden Blättern niedergelegt habe — möglichst treu und ohne andern Schmuck, als die einfache Geschichte in sich selber trägt und verträgt. Wir schieden als die besten Freunde von einander, und ich mußte dem Alten versprechen, daß ich ihn und <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0015"/> und muß sich was einfallen lassen . . . Wer die alten Stück gemacht hat, wissen wir nicht, aber es heißt, daß es auch ein Scharler gewesen ist. Sie dürfen's gar wohl glauben, daß unter unsern jungen Burschen auch mancher alerte Kopf ist . . . da war Einer, für den es Jammer und Schad ist, daß wir ihn verloren haben . . . Der hat uns ein Spiel gemacht von der Königin von Saba ... ich muß mich allemal giften, so oft ich dran denk', wie schön das war!</p><lb/> <p>Und warum? fragte ich. Habt ihr es nicht mehr? Ist der Bursche nicht mehr da? Ist er Wohl gar verunglückt?</p><lb/> <p>Nein, verunglückt ist er just nicht, war die Antwort, aber er ist weit fort, in die Türkei hinunter, und kommt nimmer wieder und das Spiel hat er auch mitgenommen ... das Mohrenfranzel war an Allem Schuld!</p><lb/> <p>Das Mohrenfranzel? erwiderte ich mit erweckter Neugierde. Ich hatte die Schiffer als Schauspieler gesehn und war darum sehr begierig, etwas aus dem Leben eines ihrer Dichter zu hören. Wie war das? Erzählt mir doch!</p><lb/> <p>Der alte Scharler ließ sich frisch einschenken und erzählte mir, was ich in den folgenden Blättern niedergelegt habe — möglichst treu und ohne andern Schmuck, als die einfache Geschichte in sich selber trägt und verträgt.</p><lb/> <p>Wir schieden als die besten Freunde von einander, und ich mußte dem Alten versprechen, daß ich ihn und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
und muß sich was einfallen lassen . . . Wer die alten Stück gemacht hat, wissen wir nicht, aber es heißt, daß es auch ein Scharler gewesen ist. Sie dürfen's gar wohl glauben, daß unter unsern jungen Burschen auch mancher alerte Kopf ist . . . da war Einer, für den es Jammer und Schad ist, daß wir ihn verloren haben . . . Der hat uns ein Spiel gemacht von der Königin von Saba ... ich muß mich allemal giften, so oft ich dran denk', wie schön das war!
Und warum? fragte ich. Habt ihr es nicht mehr? Ist der Bursche nicht mehr da? Ist er Wohl gar verunglückt?
Nein, verunglückt ist er just nicht, war die Antwort, aber er ist weit fort, in die Türkei hinunter, und kommt nimmer wieder und das Spiel hat er auch mitgenommen ... das Mohrenfranzel war an Allem Schuld!
Das Mohrenfranzel? erwiderte ich mit erweckter Neugierde. Ich hatte die Schiffer als Schauspieler gesehn und war darum sehr begierig, etwas aus dem Leben eines ihrer Dichter zu hören. Wie war das? Erzählt mir doch!
Der alte Scharler ließ sich frisch einschenken und erzählte mir, was ich in den folgenden Blättern niedergelegt habe — möglichst treu und ohne andern Schmuck, als die einfache Geschichte in sich selber trägt und verträgt.
Wir schieden als die besten Freunde von einander, und ich mußte dem Alten versprechen, daß ich ihn und
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Zitationshilfe: | Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/15>, abgerufen am 17.07.2024. |