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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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die Rothwelsche Sprache mit ihnen vernehmlich geredet hatten. Und da er
droben im Gerichte fertig war, entdeckte er drunten im Gefängniß uns Pre-
digern sein Hertz noch weiter mit heimlichen Greueln, deren ihn der gute
Geist erinnerte und so zerknirscht darüber machete, daß er mit denen heisse-
sten Thränen es von sich wurff, und also wiederum in die Fülle des Evan-
gelii drang, mit demselben gestillet und erquicket zu werden.

§. 134.

Man sahe also recht an diesem Menschen die arbeitende
Krafft des Geistes, daß er eine reine Seele in die Ewigkeit zu liefern sich einen
rechtschaffenen Ernst seyn ließ, dafür man die Barmhertzigkeit GOttes nicht
gnugsam rühmen muß. An meinem Theile werde ich seiner und der hertz-
lichen Güte GOttes an diesem Menschen gethan, mein Lebelang nicht ver-
gessen: Denn ob ich gleich viele arme Sünder in meinem Predigt-Amte
zum Tode geführet und führen helffen, auch dabey vom lieben GOtt und
dessen Beystand nicht verlassen worden; so hätte ich doch diesem Fixel viele
Vorzüge zu lassen, der seine gehabte Anweisung zu GOtt so begierig hörete,
und so lebendig an sich ausdruckete, daß jedermann es erkannte, wie es ihme
ein rechter Ernst gewesen, daß er der Sünden durch Christum loß, und
durch Christum zum Vater geführet seyn wollen.

§. 135.

Am Sonntage da ich die Vesper-Predigt gehalten hatte,
besuchte annoch was späte meinen armen Schüler in seinem Gefängniß
um ihn zum heiligen Nachtmahls-Gebrauche zu praepariren, konnte ihm
aber nicht gewiß sagen, ob wir am folgenden Montage damit zu Wercke
schreiten konnten, indeß wurde es doch als gewiß verabredet, daß wir des
Montages nach gehaltener Bäth-Stunde solches heilige Werck vor zu neh-
men versuchen wolten.

§. 136.

Da solches auch zur bestimmten Zeit am 12. Februar. be-
schlossen, kriegen wir Königliche Order, daß Execution nicht allein noch 8.
Tage verschoben, sondern auch die ihnen gedrohete neue Tortur durch unsre
gütige Vorstellung, von Jhro Majestät gehoben worden, bevorab da sie
alle viere ungezwungen ihre Bekandtschafst mit andern schädlichen Leuten,
Fixel aber wohl am aufrichtigsten, Gerichtlich ausgesaget hätten. Die Ur-
sache dieses Aufschubs der Execution mochte wol hauptsächlich diese gewesen
seyn, weil man einen Corporal, Otter genandt, der zwar nicht bey der
Damm-Mühlen gewesen, wol aber sonst von ihren Betrügereyen und an-
dern losen. Dingen Wissenschafft soll gehabt haben, auch noch vor ihrer
Execution von Stettin herführen würde, der mit ihnen solte confrontirt
werden.

§. 137.
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die Rothwelſche Sprache mit ihnen vernehmlich geredet hatten. Und da er
droben im Gerichte fertig war, entdeckte er drunten im Gefaͤngniß uns Pre-
digern ſein Hertz noch weiter mit heimlichen Greueln, deren ihn der gute
Geiſt erinnerte und ſo zerknirſcht daruͤber machete, daß er mit denen heiſſe-
ſten Thraͤnen es von ſich wurff, und alſo wiederum in die Fuͤlle des Evan-
gelii drang, mit demſelben geſtillet und erquicket zu werden.

§. 134.

Man ſahe alſo recht an dieſem Menſchen die arbeitende
Krafft des Geiſtes, daß er eine reine Seele in die Ewigkeit zu liefern ſich einen
rechtſchaffenen Ernſt ſeyn ließ, dafuͤr man die Barmhertzigkeit GOttes nicht
gnugſam rühmen muß. An meinem Theile werde ich ſeiner und der hertz-
lichen Guͤte GOttes an dieſem Menſchen gethan, mein Lebelang nicht ver-
geſſen: Denn ob ich gleich viele arme Suͤnder in meinem Predigt-Amte
zum Tode gefuͤhret und fuͤhren helffen, auch dabey vom lieben GOtt und
deſſen Beyſtand nicht verlaſſen worden; ſo haͤtte ich doch dieſem Fixel viele
Vorzuͤge zu laſſen, der ſeine gehabte Anweiſung zu GOtt ſo begierig hoͤrete,
und ſo lebendig an ſich ausdruckete, daß jedermann es erkannte, wie es ihme
ein rechter Ernſt geweſen, daß er der Suͤnden durch Chriſtum loß, und
durch Chriſtum zum Vater gefuͤhret ſeyn wollen.

§. 135.

Am Sonntage da ich die Veſper-Predigt gehalten hatte,
beſuchte annoch was ſpaͤte meinen armen Schuͤler in ſeinem Gefaͤngniß
um ihn zum heiligen Nachtmahls-Gebrauche zu præpariren, konnte ihm
aber nicht gewiß ſagen, ob wir am folgenden Montage damit zu Wercke
ſchreiten konnten, indeß wurde es doch als gewiß verabredet, daß wir des
Montages nach gehaltener Baͤth-Stunde ſolches heilige Werck vor zu neh-
men verſuchen wolten.

§. 136.

Da ſolches auch zur beſtimmten Zeit am 12. Februar. be-
ſchloſſen, kriegen wir Koͤnigliche Order, daß Execution nicht allein noch 8.
Tage verſchoben, ſondern auch die ihnen gedrohete neue Tortur durch unſre
guͤtige Vorſtellung, von Jhro Majeſtaͤt gehoben worden, bevorab da ſie
alle viere ungezwungen ihre Bekandtſchafſt mit andern ſchaͤdlichen Leuten,
Fixel aber wohl am aufrichtigſten, Gerichtlich ausgeſaget haͤtten. Die Ur-
ſache dieſes Aufſchubs der Execution mochte wol hauptſaͤchlich dieſe geweſen
ſeyn, weil man einen Corporal, Otter genandt, der zwar nicht bey der
Damm-Muͤhlen geweſen, wol aber ſonſt von ihren Betruͤgereyen und an-
dern loſen. Dingen Wiſſenſchafft ſoll gehabt haben, auch noch vor ihrer
Execution von Stettin herfuͤhren wuͤrde, der mit ihnen ſolte confrontirt
werden.

§. 137.
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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 93[91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/99>, abgerufen am 22.11.2024.