Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.nete aber, wenn jemand unter ihnen was wüste, möchte es der Kranichfeld §. 127. Kranichfeld hielt uns diesen gantzen Tag noch immerhin in guter §. 128. Keiner war Tortur scheuiger als Kranichfeld, dahero seine §. 129. Am Freytage sahen wir neue Order, die der letztgemeldten §. 130. Dis letzte konnte meinem Herrn Collegen grosses Soulage- wolte M 2
nete aber, wenn jemand unter ihnen was wuͤſte, moͤchte es der Kranichfeld §. 127. Kranichfeld hielt uns dieſen gantzen Tag noch im̃erhin in guter §. 128. Keiner war Tortur ſcheuiger als Kranichfeld, dahero ſeine §. 129. Am Freytage ſahen wir neue Order, die der letztgemeldten §. 130. Dis letzte konnte meinem Herrn Collegen groſſes Soulage- wolte M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="91[89]"/> nete aber, wenn jemand unter ihnen was wuͤſte, moͤchte es der Kranichfeld<lb/> wiſſen, wenn der rechtſchaffen ſeine Bekehrung zu GOtt vor haͤtte, wuͤrde<lb/> er ſo geſinnet ſeyn, wie er Fixel, der ja ſeines eigenen Vaters, Mutter und<lb/> Geſchwiſter nicht geſchonet haͤtte, ſondern ſie alleſamt benennet, und gebe-<lb/> then, daß man die noch lebende Mutter und Geſchwiſter ja fleißig ausforſchen<lb/> und ſie ſo dann in beſſere Ordnung bringen moͤchte, ehe ſie ſo was ſchaͤdliches<lb/> noch vornehmen, was er leider! vorgenommen, und deswegen in ſo harte<lb/> Leibes-Straffe gezogen worden.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 127.</head> <p>Kranichfeld hielt uns dieſen gantzen Tag noch im̃erhin in guter<lb/> Hoffnung mit ſeiner angenommenen Stille, ſonderlich ſchiene die ernſte Zurede<lb/> von dem Herrn Obriſt-<hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> von Marwitz und Obriſt <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> von<lb/> Derſchau ihn klein gemachet, und das Gewiſſen oben in der Hoff-Gerichts-<lb/> Stuben betreten zu haben, wie Jhro Majeſtaͤt gerechter Eyffer, ſolches loſe<lb/> Zeug heraus haben wolle, ſolte es auch auf die haͤrteſte <hi rendition="#aq">Tortur</hi> annoch ge-<lb/> hen, ehe ſie <hi rendition="#aq">executir</hi>et wuͤrden.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 128.</head> <p>Keiner war <hi rendition="#aq">Tortur</hi> ſcheuiger als Kranichfeld, dahero ſeine<lb/> Großthuerey es bald wolfeyler gab, wenn er nur ein Wort hoͤrete, daß<lb/> man mit ihm zur Folter-Bancke wolte. Ob er aber dennoch rein von Her-<lb/> tzen ſeine Fragen beantwortet habe, nehmen wir abermals nicht uͤber uns,<lb/> zu beeydigen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 129.</head> <p>Am Freytage ſahen wir neue <hi rendition="#aq">Order,</hi> die der letztgemeldten<lb/><hi rendition="#aq">conform</hi> war vom Koͤnige, jedoch daß <hi rendition="#aq">Execution</hi> auf den 21. Febr. Dien-<lb/> ſtags vor ſich gehen ſolte, mit angehaͤngter <hi rendition="#aq">Clauſul,</hi> ſie, die <hi rendition="#aq">Condemnati</hi><lb/> moͤchten <hi rendition="#aq">revocir</hi>en oder nicht, ſo ſolte Todes-Urthel dennoch vollſtrecket<lb/> werden, und wenn Schieffer-Decker oder der genandte Kranichfeld nicht<lb/> Buß-Zeichen gebe, ſolte ihm das Aben dmahl verſaget werden. Denn die-<lb/> ſer Menſch es gar zu heilloß betrieb, daß ſeine Auffuͤhrung durch die Ge-<lb/> richte Sr. Majeſt. nicht konnten ungemeldet bleiben, dahero eine ſolche<lb/> Chriſtliche Koͤnigl. <hi rendition="#aq">Ordre</hi> wider ihn nicht anders als geruͤhmet werden konnte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 130.</head> <p>Dis letzte konnte meinem Herrn <hi rendition="#aq">Colleg</hi>en groſſes <hi rendition="#aq">Soulage-<lb/> ment</hi> geben, als der ohne Geſuch dieſen guten Grund fand; aber mir gabs<lb/> erſtere von gedroheter neuen <hi rendition="#aq">Tortur,</hi> Betruͤbniß, daß ich ins Gerichte gieng,<lb/> meines Fixels Aufrichtigkeit zu bezeugen, der alles ja geſaget haͤtte und ohne<lb/><hi rendition="#aq">Tortur</hi> noch ſagen wolte, ich bat ſeinen Buß-<hi rendition="#aq">Proceß</hi> zu bedencken, und wie<lb/> alle Herren Raͤthe meinen Vortrag billigten, gieng mit Hofſnung von ih-<lb/> nen, daß er damit wuͤrde geſchonet werden, bevorab da er ſich erklaͤhrete, ſo<lb/> ihm noch etwas einfiel, ſo zur Tilgung ſolcherley Boßheit im Lande gereichete,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wolte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91[89]/0097]
nete aber, wenn jemand unter ihnen was wuͤſte, moͤchte es der Kranichfeld
wiſſen, wenn der rechtſchaffen ſeine Bekehrung zu GOtt vor haͤtte, wuͤrde
er ſo geſinnet ſeyn, wie er Fixel, der ja ſeines eigenen Vaters, Mutter und
Geſchwiſter nicht geſchonet haͤtte, ſondern ſie alleſamt benennet, und gebe-
then, daß man die noch lebende Mutter und Geſchwiſter ja fleißig ausforſchen
und ſie ſo dann in beſſere Ordnung bringen moͤchte, ehe ſie ſo was ſchaͤdliches
noch vornehmen, was er leider! vorgenommen, und deswegen in ſo harte
Leibes-Straffe gezogen worden.
§. 127. Kranichfeld hielt uns dieſen gantzen Tag noch im̃erhin in guter
Hoffnung mit ſeiner angenommenen Stille, ſonderlich ſchiene die ernſte Zurede
von dem Herrn Obriſt-Lieutenant von Marwitz und Obriſt Lieutenant von
Derſchau ihn klein gemachet, und das Gewiſſen oben in der Hoff-Gerichts-
Stuben betreten zu haben, wie Jhro Majeſtaͤt gerechter Eyffer, ſolches loſe
Zeug heraus haben wolle, ſolte es auch auf die haͤrteſte Tortur annoch ge-
hen, ehe ſie executiret wuͤrden.
§. 128. Keiner war Tortur ſcheuiger als Kranichfeld, dahero ſeine
Großthuerey es bald wolfeyler gab, wenn er nur ein Wort hoͤrete, daß
man mit ihm zur Folter-Bancke wolte. Ob er aber dennoch rein von Her-
tzen ſeine Fragen beantwortet habe, nehmen wir abermals nicht uͤber uns,
zu beeydigen.
§. 129. Am Freytage ſahen wir neue Order, die der letztgemeldten
conform war vom Koͤnige, jedoch daß Execution auf den 21. Febr. Dien-
ſtags vor ſich gehen ſolte, mit angehaͤngter Clauſul, ſie, die Condemnati
moͤchten revociren oder nicht, ſo ſolte Todes-Urthel dennoch vollſtrecket
werden, und wenn Schieffer-Decker oder der genandte Kranichfeld nicht
Buß-Zeichen gebe, ſolte ihm das Aben dmahl verſaget werden. Denn die-
ſer Menſch es gar zu heilloß betrieb, daß ſeine Auffuͤhrung durch die Ge-
richte Sr. Majeſt. nicht konnten ungemeldet bleiben, dahero eine ſolche
Chriſtliche Koͤnigl. Ordre wider ihn nicht anders als geruͤhmet werden konnte.
§. 130. Dis letzte konnte meinem Herrn Collegen groſſes Soulage-
ment geben, als der ohne Geſuch dieſen guten Grund fand; aber mir gabs
erſtere von gedroheter neuen Tortur, Betruͤbniß, daß ich ins Gerichte gieng,
meines Fixels Aufrichtigkeit zu bezeugen, der alles ja geſaget haͤtte und ohne
Tortur noch ſagen wolte, ich bat ſeinen Buß-Proceß zu bedencken, und wie
alle Herren Raͤthe meinen Vortrag billigten, gieng mit Hofſnung von ih-
nen, daß er damit wuͤrde geſchonet werden, bevorab da er ſich erklaͤhrete, ſo
ihm noch etwas einfiel, ſo zur Tilgung ſolcherley Boßheit im Lande gereichete,
wolte
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