Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.Wider-Rede mehr haben, und sich so wol, als uns selbst, in Confusion §. 100. Eine Frucht davon äusserte sich, da ich zu bethen aufhörete §. 101. Aber siehe, da diese immerhin leugnen und ihre Thaten §. 102. Zudem kam noch dieses, daß man der Fixelin Tochter, §. 103. L 2
Wider-Rede mehr haben, und ſich ſo wol, als uns ſelbſt, in Confuſion §. 100. Eine Frucht davon aͤuſſerte ſich, da ich zu bethen aufhoͤrete §. 101. Aber ſiehe, da dieſe immerhin leugnen und ihre Thaten §. 102. Zudem kam noch dieſes, daß man der Fixelin Tochter, §. 103. L 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="83[81]"/> Wider-Rede mehr haben, und ſich ſo wol, als uns ſelbſt, in <hi rendition="#aq">Confuſion</hi><lb/> ſetzen konnte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 100.</head> <p>Eine Frucht davon aͤuſſerte ſich, da ich zu bethen aufhoͤrete<lb/> und Abſchied nahm, bat er mich hertzlich, den Fixel zu gruͤſſen, und zu er-<lb/> mahnen, weil er von ſeiner ernſtlichen Bekehrung hoͤrete, er moͤchte doch<lb/> ſeiner, als eines groſſen und verhaͤrteten Suͤnders in ſeinem Gebethe mit<lb/> gedencken, er wolle nunmehro auch gerne mit ihm zu GOtt ſich wenden,<lb/> und ihme dem Fixel ſeine Bekuͤmmerniß, (wie er von uns gehoͤret hatte) ſei-<lb/> nen Todes-Gang, mit bißher bezeigter Hertzens-Haͤrte nicht ſchwerer machen.<lb/> Obs von Hertzen ihme gegangen, alſo zu ſprechen, muſten wir dem allwiſ-<lb/> ſenden Hertzens-Kuͤndiger heimſtellen. Jndeſſen ſchien ers weit naͤhern<lb/> Kauff dem lieben GOtt zu geben, als Fixels Weib: Denn da Fixel am<lb/> Schieffer-Decker nichts weniger, als an ſeinem Weibe und uͤbrigen <hi rendition="#aq">Con-<lb/> ſort</hi>en mit ſeiner Ausſage, zum Todes-Urthel <hi rendition="#aq">contribuir</hi>et hatte, war doch<lb/> dieſer ſo erweichet, jene aber ſo boͤßlich erhaͤrtet, daß ſie noch immer in Flu-<lb/> chen und Toben auf den armen Menſchen, ſeiner geſchehenen und nunmehro<lb/> beſtaͤndigen Bekaͤnntniß wegen, beharrete.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 101.</head> <p>Aber ſiehe, da dieſe immerhin leugnen und ihre Thaten<lb/> verſchweigen, heben die Steine an zu ſchreyen. Des Sonntages <hi rendition="#aq">Sexageſ.</hi><lb/> fruͤhe bekomme vom Herrn Geh. Rath <hi rendition="#aq">Mylio</hi> ein <hi rendition="#aq">Billet,</hi> darin Nachricht er-<lb/> hielt, wie die <hi rendition="#aq">Execution</hi> am Dinſtage noch muͤſte verſchoben werden, weil<lb/> Jhro Majeſtaͤt hohe Order ergangen war, daß eine <hi rendition="#aq">General-Viſitation</hi> in<lb/> Dero Lande dazumahl angeſtellet worden, in Hoffnung, unter denen auf-<lb/> geſuchten verdaͤchtigen Perſonen einige zufinden, die mit unſern zum Tode<lb/><hi rendition="#aq">condemnirt</hi>en unter der groſſen Raͤuber-Bande geſtecket, wider welche dieſe<lb/> allhie am beſten zeugen ſolten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 102.</head> <p>Zudem kam noch dieſes, daß man der Fixelin Tochter,<lb/> ein Maͤgdchen von 10. Jahren, eine Tochter ihres verloffenen Vaters, Jo-<lb/> hann Friderich Bernhard Wolffs, Abends zuvor vorgefodert hatte, und<lb/> durch dieſelbe vom Mitgange ihrer Mutter zur Muͤhlen noch mehr uͤber-<lb/> zeuget worden, die ebenfals zu ſolchem Bekaͤnntniß ſo ſchwer heran gezogen<lb/> werden konnte als ihre Mutter, ſo ferne nicht die bedrohete aͤuſſerliche Zucht dazu<lb/> kommen waͤre. Man gedachte durch dieſes Kindes beſtaͤndiges Zeugniß der<lb/> Haͤrte ihrer Mutter etwas abzugewinnen, allein auch ſolches machte unſre<lb/> Hoffnung zu nichte, die Mutter blieb wie ſie geweſen war.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 103.</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [83[81]/0089]
Wider-Rede mehr haben, und ſich ſo wol, als uns ſelbſt, in Confuſion
ſetzen konnte.
§. 100. Eine Frucht davon aͤuſſerte ſich, da ich zu bethen aufhoͤrete
und Abſchied nahm, bat er mich hertzlich, den Fixel zu gruͤſſen, und zu er-
mahnen, weil er von ſeiner ernſtlichen Bekehrung hoͤrete, er moͤchte doch
ſeiner, als eines groſſen und verhaͤrteten Suͤnders in ſeinem Gebethe mit
gedencken, er wolle nunmehro auch gerne mit ihm zu GOtt ſich wenden,
und ihme dem Fixel ſeine Bekuͤmmerniß, (wie er von uns gehoͤret hatte) ſei-
nen Todes-Gang, mit bißher bezeigter Hertzens-Haͤrte nicht ſchwerer machen.
Obs von Hertzen ihme gegangen, alſo zu ſprechen, muſten wir dem allwiſ-
ſenden Hertzens-Kuͤndiger heimſtellen. Jndeſſen ſchien ers weit naͤhern
Kauff dem lieben GOtt zu geben, als Fixels Weib: Denn da Fixel am
Schieffer-Decker nichts weniger, als an ſeinem Weibe und uͤbrigen Con-
ſorten mit ſeiner Ausſage, zum Todes-Urthel contribuiret hatte, war doch
dieſer ſo erweichet, jene aber ſo boͤßlich erhaͤrtet, daß ſie noch immer in Flu-
chen und Toben auf den armen Menſchen, ſeiner geſchehenen und nunmehro
beſtaͤndigen Bekaͤnntniß wegen, beharrete.
§. 101. Aber ſiehe, da dieſe immerhin leugnen und ihre Thaten
verſchweigen, heben die Steine an zu ſchreyen. Des Sonntages Sexageſ.
fruͤhe bekomme vom Herrn Geh. Rath Mylio ein Billet, darin Nachricht er-
hielt, wie die Execution am Dinſtage noch muͤſte verſchoben werden, weil
Jhro Majeſtaͤt hohe Order ergangen war, daß eine General-Viſitation in
Dero Lande dazumahl angeſtellet worden, in Hoffnung, unter denen auf-
geſuchten verdaͤchtigen Perſonen einige zufinden, die mit unſern zum Tode
condemnirten unter der groſſen Raͤuber-Bande geſtecket, wider welche dieſe
allhie am beſten zeugen ſolten.
§. 102. Zudem kam noch dieſes, daß man der Fixelin Tochter,
ein Maͤgdchen von 10. Jahren, eine Tochter ihres verloffenen Vaters, Jo-
hann Friderich Bernhard Wolffs, Abends zuvor vorgefodert hatte, und
durch dieſelbe vom Mitgange ihrer Mutter zur Muͤhlen noch mehr uͤber-
zeuget worden, die ebenfals zu ſolchem Bekaͤnntniß ſo ſchwer heran gezogen
werden konnte als ihre Mutter, ſo ferne nicht die bedrohete aͤuſſerliche Zucht dazu
kommen waͤre. Man gedachte durch dieſes Kindes beſtaͤndiges Zeugniß der
Haͤrte ihrer Mutter etwas abzugewinnen, allein auch ſolches machte unſre
Hoffnung zu nichte, die Mutter blieb wie ſie geweſen war.
§. 103.
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