Schmeizel, Martin: Einleitung Zur Staats-Wissenschafft. Halle, 1732.Vorrede. den Stand gesetzet, daß sie sich vom gemeinen undunverständigen Hauffen absondern, und die Welt kennen lernen. Dieser Verstand aber und Kenntniß gehet über alles. Wer die Welt nicht kennet, kennet auch sich und GOtt nicht. Dahero Augustinus wohl Ursache zu beten hatte: Domine Deus, da mi- hi nosse Te, nosse me, nosse mundum. Jch sage fer- ner, es sey ein Abriß, eine Abschilderung zu einem gros- sen Gebäude. Dieses aber, werden, und haben auch allbereit, die mündliche Discurse zu seiner gehörigen Gestalt aufgeführet. Auch sind Aexte und Hämmer, und dahin gehörige Materialien reichlich bey der Hand, und könnte gar leicht das Gebäude in völli- ger Grösse und Aufführung, öffentlich sich darstel- len, wenn GOtt Leben und Gesundheit verleihen wolte. Dazu ich aber dißmahl mich nicht anheischig machen kan, und das aus vielen Ursachen. Und das ist alles, geehrtester Leser, was ich dir Vorrede. den Stand geſetzet, daß ſie ſich vom gemeinen undunverſtaͤndigen Hauffen abſondern, und die Welt kennen lernen. Dieſer Verſtand aber und Kenntniß gehet uͤber alles. Wer die Welt nicht kennet, kennet auch ſich und GOtt nicht. Dahero Auguſtinus wohl Urſache zu beten hatte: Domine Deus, da mi- hi noſſe Te, noſſe me, noſſe mundum. Jch ſage fer- ner, es ſey ein Abriß, eine Abſchilderung zu einem groſ- ſen Gebaͤude. Dieſes aber, werden, und haben auch allbereit, die muͤndliche Diſcurſe zu ſeiner gehoͤrigen Geſtalt aufgefuͤhret. Auch ſind Aexte und Haͤmmer, und dahin gehoͤrige Materialien reichlich bey der Hand, und koͤnnte gar leicht das Gebaͤude in voͤlli- ger Groͤſſe und Auffuͤhrung, oͤffentlich ſich darſtel- len, wenn GOtt Leben und Geſundheit verleihen wolte. Dazu ich aber dißmahl mich nicht anheiſchig machen kan, und das aus vielen Urſachen. Und das iſt alles, geehrteſter Leſer, was ich dir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> den Stand geſetzet, daß ſie ſich vom gemeinen und<lb/> unverſtaͤndigen Hauffen abſondern, und die Welt<lb/> kennen lernen. Dieſer Verſtand aber und Kenntniß<lb/> gehet uͤber alles. Wer die Welt nicht kennet, kennet<lb/> auch ſich und GOtt nicht. Dahero <hi rendition="#aq">Auguſtinus</hi><lb/> wohl Urſache zu beten hatte: <hi rendition="#aq">Domine Deus, da mi-<lb/> hi noſſe Te, noſſe me, noſſe <hi rendition="#i">mundum.</hi></hi> Jch ſage fer-<lb/> ner, es ſey ein Abriß, eine Abſchilderung zu einem groſ-<lb/> ſen Gebaͤude. Dieſes aber, werden, und haben auch<lb/> allbereit, die muͤndliche Diſcurſe zu ſeiner gehoͤrigen<lb/> Geſtalt aufgefuͤhret. Auch ſind Aexte und Haͤmmer,<lb/> und dahin gehoͤrige Materialien reichlich bey der<lb/> Hand, und koͤnnte gar leicht das Gebaͤude in voͤlli-<lb/> ger Groͤſſe und Auffuͤhrung, oͤffentlich ſich darſtel-<lb/> len, wenn GOtt Leben und Geſundheit verleihen<lb/> wolte. Dazu ich aber dißmahl mich nicht anheiſchig<lb/> machen kan, und das aus vielen Urſachen.</p><lb/> <p>Und das iſt alles, <hi rendition="#fr">geehrteſter Leſer,</hi> was ich dir<lb/> in dieſer Vorrede zu ſagen gehabt. Ein mehrers finde<lb/> ich nicht hinzu zu thun, als zu wuͤnſchen, daß du dieſe<lb/> Blaͤtter mit eben ſolcher Aufrichtigkeit aufnehmen<lb/> wolleſt, als ſie von mir, dir zu dienen, verfertiget wor-<lb/> den. Denjenigen aber, welche nach dieſer Anleitung<lb/> und meiner Anfuͤhrung, das groſſe Europaͤiſche<lb/> Staats-Theater, und deſſen vielfaͤltige Scenen, und<lb/> in ſelbigen, ſo mannichfaltige, wichtige, nuͤtzliche, und<lb/> auch angenehme Begebenheiten, Geſchaͤfte und Ver-<lb/> aͤnderungen, der vorigen und jetzigen Zeiten, bemer-<lb/> cken, oder in Zukunft ſolches thun wollen, recom̃endi-<lb/> re, um Jhre Hochachtung gegen gute Wiſſenſchafften<lb/> und Danckbahrkeit gegen ihren Anfuͤhrer zu erwe-<lb/> cken, das alte bekannte: <hi rendition="#aq">Fontem, ex quo hauſeris,<lb/> coronabis.</hi> Dieſes ſchriebe ich auf der Koͤniglichen<lb/> Friedrichs-Univerſitaͤt Halle, am 12. April 1732.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0028]
Vorrede.
den Stand geſetzet, daß ſie ſich vom gemeinen und
unverſtaͤndigen Hauffen abſondern, und die Welt
kennen lernen. Dieſer Verſtand aber und Kenntniß
gehet uͤber alles. Wer die Welt nicht kennet, kennet
auch ſich und GOtt nicht. Dahero Auguſtinus
wohl Urſache zu beten hatte: Domine Deus, da mi-
hi noſſe Te, noſſe me, noſſe mundum. Jch ſage fer-
ner, es ſey ein Abriß, eine Abſchilderung zu einem groſ-
ſen Gebaͤude. Dieſes aber, werden, und haben auch
allbereit, die muͤndliche Diſcurſe zu ſeiner gehoͤrigen
Geſtalt aufgefuͤhret. Auch ſind Aexte und Haͤmmer,
und dahin gehoͤrige Materialien reichlich bey der
Hand, und koͤnnte gar leicht das Gebaͤude in voͤlli-
ger Groͤſſe und Auffuͤhrung, oͤffentlich ſich darſtel-
len, wenn GOtt Leben und Geſundheit verleihen
wolte. Dazu ich aber dißmahl mich nicht anheiſchig
machen kan, und das aus vielen Urſachen.
Und das iſt alles, geehrteſter Leſer, was ich dir
in dieſer Vorrede zu ſagen gehabt. Ein mehrers finde
ich nicht hinzu zu thun, als zu wuͤnſchen, daß du dieſe
Blaͤtter mit eben ſolcher Aufrichtigkeit aufnehmen
wolleſt, als ſie von mir, dir zu dienen, verfertiget wor-
den. Denjenigen aber, welche nach dieſer Anleitung
und meiner Anfuͤhrung, das groſſe Europaͤiſche
Staats-Theater, und deſſen vielfaͤltige Scenen, und
in ſelbigen, ſo mannichfaltige, wichtige, nuͤtzliche, und
auch angenehme Begebenheiten, Geſchaͤfte und Ver-
aͤnderungen, der vorigen und jetzigen Zeiten, bemer-
cken, oder in Zukunft ſolches thun wollen, recom̃endi-
re, um Jhre Hochachtung gegen gute Wiſſenſchafften
und Danckbahrkeit gegen ihren Anfuͤhrer zu erwe-
cken, das alte bekannte: Fontem, ex quo hauſeris,
coronabis. Dieſes ſchriebe ich auf der Koͤniglichen
Friedrichs-Univerſitaͤt Halle, am 12. April 1732.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |