Ehe man wußte, daß der Hr. C. R. Verfasser dieser Recension wäre, sahen me- rere Leute den ganzen Aufsatz für weiter nichts als einen literarischen Pagenstreich an. Ein mir unbekannter Hr. R. begieng so gar die Unvorsichtigkeit, dieses Urteil ohnlängst (in dem Schirachischen Magazin B. II. S. 30 folg.) drucken zu lassen:
Uebertrieben getadelt worden ist die Schlö- zerische Universalhistorie, besonders von dem Verfasser der Frankfurter Gelehrten Anzeigen, einem jungen Manne, wie es scheint, bei dem es Schade ist, daß er glaubt, das Publicum hätte ihn gedungen, daß er hinter die Gelehrten herlaufen, und ihnen schiefe Gesichter machen soll- te, damit es lachen könnte. Die Rolle eines gelehrten Lustigmachers ist dop- pelt verächtlich ........
Dieses Bild ist etwas derbe: ein Consisto- rial-Rath, in Gesellschaft der beschriebenen Hinterherlaufenden --. Hätte Hr. N. den Verfasser der Recension gewußt; er würde vermuthlich, aus Achtung für dessen Stand und Würde, sein Bild verfeinert haben. Aber er urteilte, wie es scheint, blos ex me- rito caussoe, und war der Person wegen gänzlich unbesorgt.
§. 4.
Ehe man wußte, daß der Hr. C. R. Verfaſſer dieſer Recenſion waͤre, ſahen me- rere Leute den ganzen Aufſatz fuͤr weiter nichts als einen literariſchen Pagenſtreich an. Ein mir unbekannter Hr. R. begieng ſo gar die Unvorſichtigkeit, dieſes Urteil ohnlaͤngſt (in dem Schirachiſchen Magazin B. II. S. 30 folg.) drucken zu laſſen:
Uebertrieben getadelt worden iſt die Schloͤ- zeriſche Univerſalhiſtorie, beſonders von dem Verfaſſer der Frankfurter Gelehrten Anzeigen, einem jungen Manne, wie es ſcheint, bei dem es Schade iſt, daß er glaubt, das Publicum haͤtte ihn gedungen, daß er hinter die Gelehrten herlaufen, und ihnen ſchiefe Geſichter machen ſoll- te, damit es lachen koͤnnte. Die Rolle eines gelehrten Luſtigmachers iſt dop- pelt veraͤchtlich ........
Dieſes Bild iſt etwas derbe: ein Conſiſto- rial-Rath, in Geſellſchaft der beſchriebenen Hinterherlaufenden —. Haͤtte Hr. N. den Verfaſſer der Recenſion gewußt; er wuͤrde vermuthlich, aus Achtung fuͤr deſſen Stand und Wuͤrde, ſein Bild verfeinert haben. Aber er urteilte, wie es ſcheint, blos ex me- rito cauſſœ, und war der Perſon wegen gaͤnzlich unbeſorgt.
§. 4.
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[230[6]/0026]
Ehe man wußte, daß der Hr. C. R.
Verfaſſer dieſer Recenſion waͤre, ſahen me-
rere Leute den ganzen Aufſatz fuͤr weiter nichts
als einen literariſchen Pagenſtreich an. Ein
mir unbekannter Hr. R. begieng ſo gar die
Unvorſichtigkeit, dieſes Urteil ohnlaͤngſt (in
dem Schirachiſchen Magazin B. II.
S. 30 folg.) drucken zu laſſen:
Uebertrieben getadelt worden iſt die Schloͤ-
zeriſche Univerſalhiſtorie, beſonders von
dem Verfaſſer der Frankfurter Gelehrten
Anzeigen, einem jungen Manne, wie es
ſcheint, bei dem es Schade iſt, daß er
glaubt, das Publicum haͤtte ihn gedungen,
daß er hinter die Gelehrten herlaufen,
und ihnen ſchiefe Geſichter machen ſoll-
te, damit es lachen koͤnnte. Die Rolle
eines gelehrten Luſtigmachers iſt dop-
pelt veraͤchtlich ........
Dieſes Bild iſt etwas derbe: ein Conſiſto-
rial-Rath, in Geſellſchaft der beſchriebenen
Hinterherlaufenden —. Haͤtte Hr. N. den
Verfaſſer der Recenſion gewußt; er wuͤrde
vermuthlich, aus Achtung fuͤr deſſen Stand
und Wuͤrde, ſein Bild verfeinert haben.
Aber er urteilte, wie es ſcheint, blos ex me-
rito cauſſœ, und war der Perſon wegen
gaͤnzlich unbeſorgt.
§. 4.
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 230[6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/26>, abgerufen am 16.02.2025.
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