ten in Deutschland unter dieser verworfenen Re- censentenbande für jeden patriotischen Deutschen seyn muß!
Hätte er doch wenigstens, wie bei seinen übri- gen Recensionen geschehen seyn soll, verhütet, daß es nicht so allgemein bekaunt worden wäre, daß er der Verfasser dieser sanbern Recension sei: so wäre das Aergerniß minder groß gewesen. Nun aber, was wird seine Gemeine denken! -- Denn dieser ihr Heil liegt mir eben so am Herzen, wie ihm das Heil meiner Hrn. Zuhörer.
II.
Hr. Herder ist ein Geistlicher, und heißt Con- sistorial-Rath. Hat er gar kein Gefühl für an- drer Ehre, auch solcher nicht einmal, die ihn im geringsten nie beleidiget haben; hat er kein Ge- fühl für seine eigne Ehre: so habe ers doch für die Ehre seines Standes. Dieser Stand muß in Achtung bleiben; jeder Vernünftige, und hätte er auch das Unglück, die Religion bloß für eine Stats-Einrichtung zu halten, behauptet das: er kan es aber unmöglich bleiben, wenn die Glieder dieses Standes sich durch tadelhafte Aufführung um alle persönliche Achtung bringen.
Nun dieser Eigendünkel, über Dinge zu ur- teilen, die man nicht versteht; dieses blinde böse Herz, das Feler an seinem Nächsten sieht, wo keine sind; diese Sorglosigkeit gegen anderer lit- terarische und moralische Ehre; dieses Brum- migt-witzelnde im Tadel; dieses Ungeschliffene im Bessern: -- was ist das für eine Aufführung
für
ten in Deutſchland unter dieſer verworfenen Re- cenſentenbande fuͤr jeden patriotiſchen Deutſchen ſeyn muß!
Haͤtte er doch wenigſtens, wie bei ſeinen uͤbri- gen Recenſionen geſchehen ſeyn ſoll, verhuͤtet, daß es nicht ſo allgemein bekaunt worden waͤre, daß er der Verfaſſer dieſer ſanbern Recenſion ſei: ſo waͤre das Aergerniß minder groß geweſen. Nun aber, was wird ſeine Gemeine denken! — Denn dieſer ihr Heil liegt mir eben ſo am Herzen, wie ihm das Heil meiner Hrn. Zuhoͤrer.
II.
Hr. Herder iſt ein Geiſtlicher, und heißt Con- ſiſtorial-Rath. Hat er gar kein Gefuͤhl fuͤr an- drer Ehre, auch ſolcher nicht einmal, die ihn im geringſten nie beleidiget haben; hat er kein Ge- fuͤhl fuͤr ſeine eigne Ehre: ſo habe ers doch fuͤr die Ehre ſeines Standes. Dieſer Stand muß in Achtung bleiben; jeder Vernuͤnftige, und haͤtte er auch das Ungluͤck, die Religion bloß fuͤr eine Stats-Einrichtung zu halten, behauptet das: er kan es aber unmoͤglich bleiben, wenn die Glieder dieſes Standes ſich durch tadelhafte Auffuͤhrung um alle perſoͤnliche Achtung bringen.
Nun dieſer Eigenduͤnkel, uͤber Dinge zu ur- teilen, die man nicht verſteht; dieſes blinde boͤſe Herz, das Feler an ſeinem Naͤchſten ſieht, wo keine ſind; dieſe Sorgloſigkeit gegen anderer lit- terariſche und moraliſche Ehre; dieſes Brum- migt-witzelnde im Tadel; dieſes Ungeſchliffene im Beſſern: — was iſt das fuͤr eine Auffuͤhrung
fuͤr
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[398[174]/0194]
ten in Deutſchland unter dieſer verworfenen Re-
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ſeyn muß!
Haͤtte er doch wenigſtens, wie bei ſeinen uͤbri-
gen Recenſionen geſchehen ſeyn ſoll, verhuͤtet,
daß es nicht ſo allgemein bekaunt worden waͤre,
daß er der Verfaſſer dieſer ſanbern Recenſion ſei:
ſo waͤre das Aergerniß minder groß geweſen.
Nun aber, was wird ſeine Gemeine denken! —
Denn dieſer ihr Heil liegt mir eben ſo am Herzen,
wie ihm das Heil meiner Hrn. Zuhoͤrer.
II.
Hr. Herder iſt ein Geiſtlicher, und heißt Con-
ſiſtorial-Rath. Hat er gar kein Gefuͤhl fuͤr an-
drer Ehre, auch ſolcher nicht einmal, die ihn im
geringſten nie beleidiget haben; hat er kein Ge-
fuͤhl fuͤr ſeine eigne Ehre: ſo habe ers doch fuͤr
die Ehre ſeines Standes. Dieſer Stand muß in
Achtung bleiben; jeder Vernuͤnftige, und haͤtte
er auch das Ungluͤck, die Religion bloß fuͤr eine
Stats-Einrichtung zu halten, behauptet das: er
kan es aber unmoͤglich bleiben, wenn die Glieder
dieſes Standes ſich durch tadelhafte Auffuͤhrung
um alle perſoͤnliche Achtung bringen.
Nun dieſer Eigenduͤnkel, uͤber Dinge zu ur-
teilen, die man nicht verſteht; dieſes blinde boͤſe
Herz, das Feler an ſeinem Naͤchſten ſieht, wo
keine ſind; dieſe Sorgloſigkeit gegen anderer lit-
terariſche und moraliſche Ehre; dieſes Brum-
migt-witzelnde im Tadel; dieſes Ungeſchliffene
im Beſſern: — was iſt das fuͤr eine Auffuͤhrung
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 398[174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/194>, abgerufen am 22.02.2025.
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