ein Universalmann, ein General-Richter aller Wissenschaften, sei! Fühle er doch leb- haft den lächerlichen Stolz, der in dem Schlusse seiner Recension liegt: ich Herder habe die Feler des Verfassers eines historischen Buchs freier gerügt! Und fühlt er ihn noch nicht: so denke er sich einen guten Homileti- ker, der seinem Nachbar, einem Publicisten, wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu Leibe soll, und in dessen Deduction Feler sucht, und aus leidiger Unwissenheit wirk- lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben, und nun sich auf die Zinne einer Zeitung stellt, und herabkrähet: ich Homiletiker ha- be die Feler dieses Publicisten freier gerügt!
Das sprech ich nach meinem hohen Verstand, Und ob es gölt ein ganzes Land, So laß ichs ihn verlieren --.
II. Vom Belletristen-Stoltze unterschei- de ich seinen Auctor-Stolz. Jch fürchte, ich fürchte, Hr. H. hält sich für einen furcht- baren Mann! hier sind meine Beweise. Ein- mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich bei dieser Recension ist unläugbar sehr belei- digend: hätte er auch in den meisten Stü- cken Recht, wie er doch in keinem einzi- gen hat; so hätte er doch nicht so grob und
hönisch
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ein Univerſalmann, ein General-Richter aller Wiſſenſchaften, ſei! Fuͤhle er doch leb- haft den laͤcherlichen Stolz, der in dem Schluſſe ſeiner Recenſion liegt: ich Herder habe die Feler des Verfaſſers eines hiſtoriſchen Buchs freier gerügt! Und fuͤhlt er ihn noch nicht: ſo denke er ſich einen guten Homileti- ker, der ſeinem Nachbar, einem Publiciſten, wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu Leibe ſoll, und in deſſen Deduction Feler ſucht, und aus leidiger Unwiſſenheit wirk- lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben, und nun ſich auf die Zinne einer Zeitung ſtellt, und herabkraͤhet: ich Homiletiker ha- be die Feler dieſes Publiciſten freier gerügt!
Das ſprech ich nach meinem hohen Verſtand, Und ob es gölt ein ganzes Land, So laß ichs ihn verlieren —.
II. Vom Belletriſten-Stoltze unterſchei- de ich ſeinen Auctor-Stolz. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, Hr. H. haͤlt ſich fuͤr einen furcht- baren Mann! hier ſind meine Beweiſe. Ein- mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich bei dieſer Recenſion iſt unlaͤugbar ſehr belei- digend: haͤtte er auch in den meiſten Stuͤ- cken Recht, wie er doch in keinem einzi- gen hat; ſo haͤtte er doch nicht ſo grob und
hoͤniſch
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[391[167]/0187]
ein Univerſalmann, ein General-Richter
aller Wiſſenſchaften, ſei! Fuͤhle er doch leb-
haft den laͤcherlichen Stolz, der in dem
Schluſſe ſeiner Recenſion liegt: ich Herder
habe die Feler des Verfaſſers eines hiſtoriſchen
Buchs freier gerügt! Und fuͤhlt er ihn noch
nicht: ſo denke er ſich einen guten Homileti-
ker, der ſeinem Nachbar, einem Publiciſten,
wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu
Leibe ſoll, und in deſſen Deduction Feler
ſucht, und aus leidiger Unwiſſenheit wirk-
lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben,
und nun ſich auf die Zinne einer Zeitung
ſtellt, und herabkraͤhet: ich Homiletiker ha-
be die Feler dieſes Publiciſten freier gerügt!
Das ſprech ich nach meinem hohen Verſtand,
Und ob es gölt ein ganzes Land,
So laß ichs ihn verlieren —.
II. Vom Belletriſten-Stoltze unterſchei-
de ich ſeinen Auctor-Stolz. Jch fuͤrchte,
ich fuͤrchte, Hr. H. haͤlt ſich fuͤr einen furcht-
baren Mann! hier ſind meine Beweiſe. Ein-
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bei dieſer Recenſion iſt unlaͤugbar ſehr belei-
digend: haͤtte er auch in den meiſten Stuͤ-
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 391[167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/187>, abgerufen am 17.07.2024.
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