Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Universalmann, ein General-Richter
aller Wissenschaften, sei! Fühle er doch leb-
haft den lächerlichen Stolz, der in dem
Schlusse seiner Recension liegt: ich Herder
habe die Feler des Verfassers eines historischen
Buchs freier gerügt!
Und fühlt er ihn noch
nicht: so denke er sich einen guten Homileti-
ker, der seinem Nachbar, einem Publicisten,
wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu
Leibe soll, und in dessen Deduction Feler
sucht, und aus leidiger Unwissenheit wirk-
lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben,
und nun sich auf die Zinne einer Zeitung
stellt, und herabkrähet: ich Homiletiker ha-
be die Feler dieses
Publicisten freier gerügt!

Das sprech ich nach meinem hohen Verstand,
Und ob es gölt ein ganzes Land,
So laß ichs ihn verlieren --.

II. Vom Belletristen-Stoltze unterschei-
de ich seinen Auctor-Stolz. Jch fürchte,
ich fürchte, Hr. H. hält sich für einen furcht-
baren Mann! hier sind meine Beweise. Ein-
mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich
bei dieser Recension ist unläugbar sehr belei-
digend: hätte er auch in den meisten Stü-
cken Recht, wie er doch in keinem einzi-
gen
hat; so hätte er doch nicht so grob und

hönisch
B b 4

ein Univerſalmann, ein General-Richter
aller Wiſſenſchaften, ſei! Fuͤhle er doch leb-
haft den laͤcherlichen Stolz, der in dem
Schluſſe ſeiner Recenſion liegt: ich Herder
habe die Feler des Verfaſſers eines hiſtoriſchen
Buchs freier gerügt!
Und fuͤhlt er ihn noch
nicht: ſo denke er ſich einen guten Homileti-
ker, der ſeinem Nachbar, einem Publiciſten,
wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu
Leibe ſoll, und in deſſen Deduction Feler
ſucht, und aus leidiger Unwiſſenheit wirk-
lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben,
und nun ſich auf die Zinne einer Zeitung
ſtellt, und herabkraͤhet: ich Homiletiker ha-
be die Feler dieſes
Publiciſten freier gerügt!

Das ſprech ich nach meinem hohen Verſtand,
Und ob es gölt ein ganzes Land,
So laß ichs ihn verlieren —.

II. Vom Belletriſten-Stoltze unterſchei-
de ich ſeinen Auctor-Stolz. Jch fuͤrchte,
ich fuͤrchte, Hr. H. haͤlt ſich fuͤr einen furcht-
baren Mann! hier ſind meine Beweiſe. Ein-
mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich
bei dieſer Recenſion iſt unlaͤugbar ſehr belei-
digend: haͤtte er auch in den meiſten Stuͤ-
cken Recht, wie er doch in keinem einzi-
gen
hat; ſo haͤtte er doch nicht ſo grob und

hoͤniſch
B b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0187" n="391[167]"/>
ein Univer&#x017F;almann, ein General-Richter<lb/>
aller Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, &#x017F;ei! Fu&#x0364;hle er doch leb-<lb/>
haft den la&#x0364;cherlichen Stolz, der in dem<lb/>
Schlu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einer Recen&#x017F;ion liegt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ich</hi> Herder<lb/><hi rendition="#i">habe die Feler des Verfa&#x017F;&#x017F;ers eines</hi> hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Buchs <hi rendition="#i">freier gerügt!</hi></hi> Und fu&#x0364;hlt er ihn noch<lb/>
nicht: &#x017F;o denke er &#x017F;ich einen guten Homileti-<lb/>
ker, der &#x017F;einem Nachbar, einem Publici&#x017F;ten,<lb/>
wer weiß warum? zu Leibe <hi rendition="#fr">will,</hi> oder zu<lb/>
Leibe <hi rendition="#fr">&#x017F;oll,</hi> und in de&#x017F;&#x017F;en Deduction Feler<lb/>
&#x017F;ucht, und aus leidiger Unwi&#x017F;&#x017F;enheit wirk-<lb/>
lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben,<lb/>
und nun &#x017F;ich auf die Zinne einer Zeitung<lb/>
&#x017F;tellt, und herabkra&#x0364;het: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ich</hi> Homiletiker <hi rendition="#i">ha-<lb/>
be die Feler die&#x017F;es</hi> Publici&#x017F;ten <hi rendition="#i">freier gerügt!</hi></hi></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#aq">Das &#x017F;prech ich nach meinem hohen Ver&#x017F;tand,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">Und ob es gölt ein ganzes Land,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">So laß ichs ihn verlieren &#x2014;.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Vom Belletri&#x017F;ten-Stoltze unter&#x017F;chei-<lb/>
de ich &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Auctor</hi>-Stolz. Jch fu&#x0364;rchte,<lb/>
ich fu&#x0364;rchte, Hr. H. ha&#x0364;lt &#x017F;ich fu&#x0364;r einen furcht-<lb/>
baren Mann! hier &#x017F;ind meine Bewei&#x017F;e. Ein-<lb/>
mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich<lb/>
bei die&#x017F;er Recen&#x017F;ion i&#x017F;t unla&#x0364;ugbar &#x017F;ehr belei-<lb/>
digend: ha&#x0364;tte er auch in den <hi rendition="#fr">mei&#x017F;ten</hi> Stu&#x0364;-<lb/>
cken Recht, wie er doch in <hi rendition="#fr">keinem einzi-<lb/>
gen</hi> hat; &#x017F;o ha&#x0364;tte er doch nicht &#x017F;o grob und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;ni&#x017F;ch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391[167]/0187] ein Univerſalmann, ein General-Richter aller Wiſſenſchaften, ſei! Fuͤhle er doch leb- haft den laͤcherlichen Stolz, der in dem Schluſſe ſeiner Recenſion liegt: ich Herder habe die Feler des Verfaſſers eines hiſtoriſchen Buchs freier gerügt! Und fuͤhlt er ihn noch nicht: ſo denke er ſich einen guten Homileti- ker, der ſeinem Nachbar, einem Publiciſten, wer weiß warum? zu Leibe will, oder zu Leibe ſoll, und in deſſen Deduction Feler ſucht, und aus leidiger Unwiſſenheit wirk- lich glaubt, Feler darinn gefunden zu haben, und nun ſich auf die Zinne einer Zeitung ſtellt, und herabkraͤhet: ich Homiletiker ha- be die Feler dieſes Publiciſten freier gerügt! Das ſprech ich nach meinem hohen Verſtand, Und ob es gölt ein ganzes Land, So laß ichs ihn verlieren —. II. Vom Belletriſten-Stoltze unterſchei- de ich ſeinen Auctor-Stolz. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, Hr. H. haͤlt ſich fuͤr einen furcht- baren Mann! hier ſind meine Beweiſe. Ein- mal, Hrn. Herders Betragen gegen mich bei dieſer Recenſion iſt unlaͤugbar ſehr belei- digend: haͤtte er auch in den meiſten Stuͤ- cken Recht, wie er doch in keinem einzi- gen hat; ſo haͤtte er doch nicht ſo grob und hoͤniſch B b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/187
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 391[167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/187>, abgerufen am 27.11.2024.