Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



der Aschenbüdel; ein ganz nützliches züch-
tiges Ding, aber nur ein Aschenbüdel.
Eine Geschichte voll Declamation, Bom-
bast, und Flitterwerk, ist die Bulerin mit
den Schminkpflästerchen. Eine Geschichte
in wirklich schönem Styl, Voltairisch-schön
und Mascouisch-richtig, ist das Schnitter-
mädchen des Himmels.
So ein niedliches histo-
risches Schnittermädchen kenne ich nun frei-
lich noch in keiner Sprache: aber möglich
ist es doch. Und meine ganze Bitte ist, daß
Hr. H. dem Linne nachahme, und im Klas-
sificiren keine Sprünge thue, keine Glieder
auslasse: so wie er gleich darauf sich beim
Professor nur lehren (im Compendienstyl
schreiben) und declamiren denkt; zwischen
welchen beiden Dingen doch wenigstens
Ein Drittes in der Mitte liegt.

XIII. Es ist nicht möglich, daß Hr. H.
dieses Dritte nicht kennen soll. Wenn ich
nun alles zusammen neme, was er hier in
einem Odem weg declamirt, im eigentlichsten
Verstande declamirt; wenn ich aus seinen
Nonsensen wenigstens seine Absicht, und
was er auf dem Herzen hat, ergründen will:
so dünkt mir seine Meinung diese zu seyn,
die mir zugleich auf einmal die Ursache alles

auf



der Aſchenbuͤdel; ein ganz nuͤtzliches zuͤch-
tiges Ding, aber nur ein Aſchenbuͤdel.
Eine Geſchichte voll Declamation, Bom-
baſt, und Flitterwerk, iſt die Bulerin mit
den Schminkpflaͤſterchen. Eine Geſchichte
in wirklich ſchoͤnem Styl, Voltairiſch-ſchoͤn
und Maſcouiſch-richtig, iſt das Schnitter-
mädchen des Himmels.
So ein niedliches hiſto-
riſches Schnittermaͤdchen kenne ich nun frei-
lich noch in keiner Sprache: aber moͤglich
iſt es doch. Und meine ganze Bitte iſt, daß
Hr. H. dem Linne nachahme, und im Klaſ-
ſificiren keine Spruͤnge thue, keine Glieder
auslaſſe: ſo wie er gleich darauf ſich beim
Profeſſor nur lehren (im Compendienſtyl
ſchreiben) und declamiren denkt; zwiſchen
welchen beiden Dingen doch wenigſtens
Ein Drittes in der Mitte liegt.

XIII. Es iſt nicht moͤglich, daß Hr. H.
dieſes Dritte nicht kennen ſoll. Wenn ich
nun alles zuſammen neme, was er hier in
einem Odem weg declamirt, im eigentlichſten
Verſtande declamirt; wenn ich aus ſeinen
Nonſenſen wenigſtens ſeine Abſicht, und
was er auf dem Herzen hat, ergruͤnden will:
ſo duͤnkt mir ſeine Meinung dieſe zu ſeyn,
die mir zugleich auf einmal die Urſache alles

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0179" n="383[159]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> der <hi rendition="#fr">A&#x017F;chenbu&#x0364;del;</hi> ein ganz nu&#x0364;tzliches zu&#x0364;ch-<lb/>
tiges Ding, aber nur ein A&#x017F;chenbu&#x0364;del.<lb/>
Eine Ge&#x017F;chichte voll Declamation, Bom-<lb/>
ba&#x017F;t, und Flitterwerk, i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Bulerin</hi> mit<lb/>
den Schminkpfla&#x0364;&#x017F;terchen. Eine Ge&#x017F;chichte<lb/>
in wirklich &#x017F;cho&#x0364;nem Styl, Voltairi&#x017F;ch-&#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
und Ma&#x017F;coui&#x017F;ch-richtig, i&#x017F;t das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Schnitter-<lb/>
mädchen des Himmels.</hi></hi> So ein niedliches hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;ches Schnitterma&#x0364;dchen kenne ich nun frei-<lb/>
lich noch in keiner Sprache: aber <hi rendition="#fr">mo&#x0364;glich</hi><lb/>
i&#x017F;t es doch. Und meine ganze Bitte i&#x017F;t, daß<lb/>
Hr. H. dem Linne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nach</hi></hi><hi rendition="#fr">ahme,</hi> und im Kla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ificiren keine Spru&#x0364;nge thue, keine Glieder<lb/>
ausla&#x017F;&#x017F;e: &#x017F;o wie er gleich darauf &#x017F;ich beim<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Profe&#x017F;&#x017F;or</hi></hi> nur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">lehren</hi></hi> (im Compendien&#x017F;tyl<lb/>
&#x017F;chreiben) und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">declami</hi></hi>ren denkt; zwi&#x017F;chen<lb/>
welchen beiden Dingen doch wenig&#x017F;tens<lb/>
Ein Drittes in der Mitte liegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Es i&#x017F;t nicht mo&#x0364;glich, daß Hr. H.<lb/>
die&#x017F;es <hi rendition="#fr">Dritte</hi> nicht kennen &#x017F;oll. Wenn ich<lb/>
nun alles zu&#x017F;ammen neme, was er hier in<lb/>
einem Odem weg declamirt, im eigentlich&#x017F;ten<lb/>
Ver&#x017F;tande declamirt; wenn ich aus &#x017F;einen<lb/>
Non&#x017F;en&#x017F;en wenig&#x017F;tens &#x017F;eine Ab&#x017F;icht, und<lb/>
was er auf dem Herzen hat, ergru&#x0364;nden will:<lb/>
&#x017F;o du&#x0364;nkt mir &#x017F;eine Meinung die&#x017F;e zu &#x017F;eyn,<lb/>
die mir zugleich auf einmal die Ur&#x017F;ache alles<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383[159]/0179] der Aſchenbuͤdel; ein ganz nuͤtzliches zuͤch- tiges Ding, aber nur ein Aſchenbuͤdel. Eine Geſchichte voll Declamation, Bom- baſt, und Flitterwerk, iſt die Bulerin mit den Schminkpflaͤſterchen. Eine Geſchichte in wirklich ſchoͤnem Styl, Voltairiſch-ſchoͤn und Maſcouiſch-richtig, iſt das Schnitter- mädchen des Himmels. So ein niedliches hiſto- riſches Schnittermaͤdchen kenne ich nun frei- lich noch in keiner Sprache: aber moͤglich iſt es doch. Und meine ganze Bitte iſt, daß Hr. H. dem Linne nachahme, und im Klaſ- ſificiren keine Spruͤnge thue, keine Glieder auslaſſe: ſo wie er gleich darauf ſich beim Profeſſor nur lehren (im Compendienſtyl ſchreiben) und declamiren denkt; zwiſchen welchen beiden Dingen doch wenigſtens Ein Drittes in der Mitte liegt. XIII. Es iſt nicht moͤglich, daß Hr. H. dieſes Dritte nicht kennen ſoll. Wenn ich nun alles zuſammen neme, was er hier in einem Odem weg declamirt, im eigentlichſten Verſtande declamirt; wenn ich aus ſeinen Nonſenſen wenigſtens ſeine Abſicht, und was er auf dem Herzen hat, ergruͤnden will: ſo duͤnkt mir ſeine Meinung dieſe zu ſeyn, die mir zugleich auf einmal die Urſache alles auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/179
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 383[159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/179>, abgerufen am 24.11.2024.