Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Synchronistische Anordnung.

Allein man erlaube mir, diese Gränze
zwischen alter und neuer Geschichte um etwa
400 Jahre weiter vor, und bis an den
Theodosius hin, zu rücken: der Realzusam-
menhang der Hauptbegebenheiten wird da-
durch, deucht mich, weniger unterbrochen.

1. Bisher hatte sich Rom gebildet,
Jtalien erobert, sich der Welt bemächtiget,
und solche tyrannisirt. Dies wäre die alte
Geschichte.

2. Nun verliert es allmälich diese er-
rungene und geplagte Welt wieder; einer der
ersten Schritte dazu war die Theilung des
Theodosius. Die eine Hälfte, das abend-
ländische Kaiserthum, wird bald darauf eine
Beute der wandernden Völker: hier fängt
das heutige politische Europa, und mit ihm
die neue Geschichte, an. (Man siehet leicht,
daß ich neue Geschichte nenne, was andere
die mittlere).

3. Die andere Hälfte, das Byzanti-
sche Kaiserthum, zehrt allmälig aus; die

Slaven,
F 2
Synchroniſtiſche Anordnung.

Allein man erlaube mir, dieſe Graͤnze
zwiſchen alter und neuer Geſchichte um etwa
400 Jahre weiter vor, und bis an den
Theodoſius hin, zu ruͤcken: der Realzuſam-
menhang der Hauptbegebenheiten wird da-
durch, deucht mich, weniger unterbrochen.

1. Bisher hatte ſich Rom gebildet,
Jtalien erobert, ſich der Welt bemaͤchtiget,
und ſolche tyranniſirt. Dies waͤre die alte
Geſchichte.

2. Nun verliert es allmaͤlich dieſe er-
rungene und geplagte Welt wieder; einer der
erſten Schritte dazu war die Theilung des
Theodoſius. Die eine Haͤlfte, das abend-
laͤndiſche Kaiſerthum, wird bald darauf eine
Beute der wandernden Voͤlker: hier faͤngt
das heutige politiſche Europa, und mit ihm
die neue Geſchichte, an. (Man ſiehet leicht,
daß ich neue Geſchichte nenne, was andere
die mittlere).

3. Die andere Haͤlfte, das Byzanti-
ſche Kaiſerthum, zehrt allmaͤlig aus; die

Slaven,
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0095" n="83"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Synchroni&#x017F;ti&#x017F;che Anordnung.</hi> </fw><lb/>
          <p>Allein man erlaube mir, die&#x017F;e Gra&#x0364;nze<lb/>
zwi&#x017F;chen alter und neuer Ge&#x017F;chichte um etwa<lb/>
400 Jahre weiter vor, und bis an den<lb/>
Theodo&#x017F;ius hin, zu ru&#x0364;cken: der Realzu&#x017F;am-<lb/>
menhang der Hauptbegebenheiten wird da-<lb/>
durch, deucht mich, weniger unterbrochen.</p><lb/>
          <p>1. Bisher hatte &#x017F;ich Rom gebildet,<lb/>
Jtalien erobert, &#x017F;ich der Welt bema&#x0364;chtiget,<lb/>
und &#x017F;olche tyranni&#x017F;irt. Dies wa&#x0364;re die <hi rendition="#fr">alte</hi><lb/>
Ge&#x017F;chichte.</p><lb/>
          <p>2. Nun verliert es allma&#x0364;lich die&#x017F;e er-<lb/>
rungene und geplagte Welt wieder; einer der<lb/>
er&#x017F;ten Schritte dazu war die Theilung des<lb/>
Theodo&#x017F;ius. Die eine Ha&#x0364;lfte, das abend-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che Kai&#x017F;erthum, wird bald darauf eine<lb/>
Beute der wandernden Vo&#x0364;lker: hier fa&#x0364;ngt<lb/>
das heutige politi&#x017F;che Europa, und mit ihm<lb/>
die <hi rendition="#fr">neue</hi> Ge&#x017F;chichte, an. (Man &#x017F;iehet leicht,<lb/>
daß ich <hi rendition="#fr">neue</hi> Ge&#x017F;chichte nenne, was andere<lb/>
die <hi rendition="#fr">mittlere</hi>).</p><lb/>
          <p>3. Die andere Ha&#x0364;lfte, das Byzanti-<lb/>
&#x017F;che Kai&#x017F;erthum, zehrt allma&#x0364;lig aus; die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Slaven,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0095] Synchroniſtiſche Anordnung. Allein man erlaube mir, dieſe Graͤnze zwiſchen alter und neuer Geſchichte um etwa 400 Jahre weiter vor, und bis an den Theodoſius hin, zu ruͤcken: der Realzuſam- menhang der Hauptbegebenheiten wird da- durch, deucht mich, weniger unterbrochen. 1. Bisher hatte ſich Rom gebildet, Jtalien erobert, ſich der Welt bemaͤchtiget, und ſolche tyranniſirt. Dies waͤre die alte Geſchichte. 2. Nun verliert es allmaͤlich dieſe er- rungene und geplagte Welt wieder; einer der erſten Schritte dazu war die Theilung des Theodoſius. Die eine Haͤlfte, das abend- laͤndiſche Kaiſerthum, wird bald darauf eine Beute der wandernden Voͤlker: hier faͤngt das heutige politiſche Europa, und mit ihm die neue Geſchichte, an. (Man ſiehet leicht, daß ich neue Geſchichte nenne, was andere die mittlere). 3. Die andere Haͤlfte, das Byzanti- ſche Kaiſerthum, zehrt allmaͤlig aus; die Slaven, F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/95
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/95>, abgerufen am 24.11.2024.