Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.Synchronistische Anordnung. meine Leitfaden, der uns in den verschiede-nen Gängen von gleichlaufenden Geschichten fast unzählicher Völker gegen chronologi- sche Verwirrungen sichert. Rom verdienet diese Ehre: denn welches Reich der Welt hat in die Schicksale der Welt mehreren Ein- fluß gehabt? Nicht sein weiter Umfang giebt ihm diesen Vorzug; die Reiche der Araber und Mogolen waren grösser, und noch jetzo sind die Staten der Spanier und Russen grösser. Nicht seine Cultur; diese reicht lange nicht an unsere heutige Cultur, und war vielleicht schon bei Aegyptiern, Phö- niciern, und Griechen feiner. Nicht seine Macht und seine Großthaten; die Nachfol- ger Mohämmeds und Dschinkis-Chans ha- ben mehr gethan. Aber seine Verkettung mit den Schicksalen eines grossen Theils der alten und mittlern Welt, und seine lange Dauer, da es sich, von Romulus bis Con- stantin XI, 22 Jahrhunderte ununterbrochen erhalten hat, zeichnen es vor allen Natio- nen des Erdkreises aus. §. 35. F
Synchroniſtiſche Anordnung. meine Leitfaden, der uns in den verſchiede-nen Gaͤngen von gleichlaufenden Geſchichten faſt unzaͤhlicher Voͤlker gegen chronologi- ſche Verwirrungen ſichert. Rom verdienet dieſe Ehre: denn welches Reich der Welt hat in die Schickſale der Welt mehreren Ein- fluß gehabt? Nicht ſein weiter Umfang giebt ihm dieſen Vorzug; die Reiche der Araber und Mogolen waren groͤſſer, und noch jetzo ſind die Staten der Spanier und Ruſſen groͤſſer. Nicht ſeine Cultur; dieſe reicht lange nicht an unſere heutige Cultur, und war vielleicht ſchon bei Aegyptiern, Phoͤ- niciern, und Griechen feiner. Nicht ſeine Macht und ſeine Großthaten; die Nachfol- ger Mohaͤmmeds und Dſchinkis-Chans ha- ben mehr gethan. Aber ſeine Verkettung mit den Schickſalen eines groſſen Theils der alten und mittlern Welt, und ſeine lange Dauer, da es ſich, von Romulus bis Con- ſtantin XI, 22 Jahrhunderte ununterbrochen erhalten hat, zeichnen es vor allen Natio- nen des Erdkreiſes aus. §. 35. F
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Synchroniſtiſche Anordnung.
meine Leitfaden, der uns in den verſchiede-
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faſt unzaͤhlicher Voͤlker gegen chronologi-
ſche Verwirrungen ſichert. Rom verdienet
dieſe Ehre: denn welches Reich der Welt
hat in die Schickſale der Welt mehreren Ein-
fluß gehabt? Nicht ſein weiter Umfang giebt
ihm dieſen Vorzug; die Reiche der Araber
und Mogolen waren groͤſſer, und noch jetzo
ſind die Staten der Spanier und Ruſſen
groͤſſer. Nicht ſeine Cultur; dieſe reicht
lange nicht an unſere heutige Cultur, und
war vielleicht ſchon bei Aegyptiern, Phoͤ-
niciern, und Griechen feiner. Nicht ſeine
Macht und ſeine Großthaten; die Nachfol-
ger Mohaͤmmeds und Dſchinkis-Chans ha-
ben mehr gethan. Aber ſeine Verkettung
mit den Schickſalen eines groſſen Theils der
alten und mittlern Welt, und ſeine lange
Dauer, da es ſich, von Romulus bis Con-
ſtantin XI, 22 Jahrhunderte ununterbrochen
erhalten hat, zeichnen es vor allen Natio-
nen des Erdkreiſes aus.
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