Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Begriff der Universalhistorie.
zelne Menschen sterben. Jede dieser Hor-
den, vereinigt unter sich, aber keiner andern
unterthan, macht einen eignen Theil des
menschlichen Geschlechtes aus, und fodert
ihre eigene Beschreibung. Nicht der Um-
fang ihrer Länder, nicht die Grösse ihrer
Macht, nicht die Weisheit ihrer Regierung,
nicht die Länge ihrer Dauer, sondern bloß
Verbindung und Unabhängigkeit, characte-
risiren sie. Folglich müssen Sicyon und
Gersau wie Jndostan, Trebisonde und Yve-
tot wie Rußland, in der aggregirten Welt-
geschichte ihre eigene Numern haben.

Es sei mir erlaubt, dieses Aggregat
von Weltgeschichte in möglichster und kaum
jemals zu erwartender Vollkommenheit zu
denken. Gerne will ich alle die Staten ab-
rechnen, die sich aus der Welt und der Ge-
schichte auf immer verloren haben. Aber ich
setze, die noch vorhandenen wären alle ein-
zeln beschrieben; ihr Anfang, ihr Ende,
und alle ihre Schicksale wären vollständig

und
B

Begriff der Univerſalhiſtorie.
zelne Menſchen ſterben. Jede dieſer Hor-
den, vereinigt unter ſich, aber keiner andern
unterthan, macht einen eignen Theil des
menſchlichen Geſchlechtes aus, und fodert
ihre eigene Beſchreibung. Nicht der Um-
fang ihrer Laͤnder, nicht die Groͤſſe ihrer
Macht, nicht die Weisheit ihrer Regierung,
nicht die Laͤnge ihrer Dauer, ſondern bloß
Verbindung und Unabhaͤngigkeit, characte-
riſiren ſie. Folglich muͤſſen Sicyon und
Gerſau wie Jndoſtan, Trebiſonde und Yve-
tot wie Rußland, in der aggregirten Welt-
geſchichte ihre eigene Numern haben.

Es ſei mir erlaubt, dieſes Aggregat
von Weltgeſchichte in moͤglichſter und kaum
jemals zu erwartender Vollkommenheit zu
denken. Gerne will ich alle die Staten ab-
rechnen, die ſich aus der Welt und der Ge-
ſchichte auf immer verloren haben. Aber ich
ſetze, die noch vorhandenen waͤren alle ein-
zeln beſchrieben; ihr Anfang, ihr Ende,
und alle ihre Schickſale waͤren vollſtaͤndig

und
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Begriff der Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie.</hi></fw><lb/>
zelne Men&#x017F;chen &#x017F;terben. Jede die&#x017F;er Hor-<lb/>
den, vereinigt unter &#x017F;ich, aber keiner andern<lb/>
unterthan, macht einen eignen Theil des<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechtes aus, und fodert<lb/>
ihre eigene Be&#x017F;chreibung. Nicht der Um-<lb/>
fang ihrer La&#x0364;nder, nicht die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihrer<lb/>
Macht, nicht die Weisheit ihrer Regierung,<lb/>
nicht die La&#x0364;nge ihrer Dauer, &#x017F;ondern bloß<lb/>
Verbindung und Unabha&#x0364;ngigkeit, characte-<lb/>
ri&#x017F;iren &#x017F;ie. Folglich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sicyon und<lb/>
Ger&#x017F;au wie Jndo&#x017F;tan, Trebi&#x017F;onde und Yve-<lb/>
tot wie Rußland, in der aggregirten Welt-<lb/>
ge&#x017F;chichte ihre eigene Numern haben.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ei mir erlaubt, die&#x017F;es Aggregat<lb/>
von Weltge&#x017F;chichte in mo&#x0364;glich&#x017F;ter und kaum<lb/>
jemals zu erwartender Vollkommenheit zu<lb/>
denken. Gerne will ich alle die Staten ab-<lb/>
rechnen, die &#x017F;ich aus der Welt und der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte auf immer verloren haben. Aber ich<lb/>
&#x017F;etze, die noch vorhandenen wa&#x0364;ren alle ein-<lb/>
zeln be&#x017F;chrieben; ihr Anfang, ihr Ende,<lb/>
und alle ihre Schick&#x017F;ale wa&#x0364;ren voll&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0029] Begriff der Univerſalhiſtorie. zelne Menſchen ſterben. Jede dieſer Hor- den, vereinigt unter ſich, aber keiner andern unterthan, macht einen eignen Theil des menſchlichen Geſchlechtes aus, und fodert ihre eigene Beſchreibung. Nicht der Um- fang ihrer Laͤnder, nicht die Groͤſſe ihrer Macht, nicht die Weisheit ihrer Regierung, nicht die Laͤnge ihrer Dauer, ſondern bloß Verbindung und Unabhaͤngigkeit, characte- riſiren ſie. Folglich muͤſſen Sicyon und Gerſau wie Jndoſtan, Trebiſonde und Yve- tot wie Rußland, in der aggregirten Welt- geſchichte ihre eigene Numern haben. Es ſei mir erlaubt, dieſes Aggregat von Weltgeſchichte in moͤglichſter und kaum jemals zu erwartender Vollkommenheit zu denken. Gerne will ich alle die Staten ab- rechnen, die ſich aus der Welt und der Ge- ſchichte auf immer verloren haben. Aber ich ſetze, die noch vorhandenen waͤren alle ein- zeln beſchrieben; ihr Anfang, ihr Ende, und alle ihre Schickſale waͤren vollſtaͤndig und B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/29
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/29>, abgerufen am 24.12.2024.