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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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Mein mehrerwähnter Freund, der Professor der
Chemie, Herr Landerer in Athen, welcher auch die Farbe
der trojanischen Alterthümer genau untersucht hat,
schreibt mir wie folgt: "Was erstens die Gefässe selbst
anbelangt, so sind solche theils auf der Thon-Drehscheibe,
theils aus freier Hand geformt. Je nach Vorkommen
des Thons sind selbe in ihrer Grundfarbe voneinander
verschieden; es finden sich solche aus schwarzem, tief-
braunem, rothem, gelblichem und aschgrauem Thon ver-
fertigt. Alle diese Thonsorten, die die trojanischen
Töpfer zu diesen ihren Gefässen verwendeten, bestehen
aus eisenoxydhaltigem, silicathaltigem Thon (argile sili-
ceuse ferrugineuse), und je nach der stärkern oder
schwächern Brennmethode wurde das im Thon enthal-
tene Eisenoxyd mehr oder weniger oxydirt, und mithin
ist die schwarze, braune, rothe, gelbe und graue Farbe
durch die Oxydation des Eisens zu erklären. Die schöne
schwarze Glasur der auf dem Urboden in 14 Meter
Tiefe gefundenen Gefässe enthält kein Bleioxyd und
besteht aus Kohlenschwarz, das mit dem Thon zu-
sammenschmolz und in dessen Poren eindrang. Dies
lässt sich erklären durch das Einstellen der Thongefässe
in schlecht ziehende Brennöfen, in denen harzreiches
Holz gebrannt wurde und einen starken Rauch gab, der
sich in Form des feinsten Pulvers auf die Gefässe nie-
derschlug und mit einbrannte. Möglich ist es übrigens,
jedoch keineswegs wahrscheinlich, dass man sich eines
schwarzen Peches oder Asphaltes, der in Terpentinöl
aufgelöst wurde, oder des flüssigen Peches bediente und
damit die Gefässe übertünchte. Durch das Brennen
derselben wurde ebenfalls Kohlenschwarz gebildet, das

Schliemann, Troja. d
einleitung.

Mein mehrerwähnter Freund, der Professor der
Chemie, Herr Landerer in Athen, welcher auch die Farbe
der trojanischen Alterthümer genau untersucht hat,
schreibt mir wie folgt: „Was erstens die Gefässe selbst
anbelangt, so sind solche theils auf der Thon-Drehscheibe,
theils aus freier Hand geformt. Je nach Vorkommen
des Thons sind selbe in ihrer Grundfarbe voneinander
verschieden; es finden sich solche aus schwarzem, tief-
braunem, rothem, gelblichem und aschgrauem Thon ver-
fertigt. Alle diese Thonsorten, die die trojanischen
Töpfer zu diesen ihren Gefässen verwendeten, bestehen
aus eisenoxydhaltigem, silicathaltigem Thon (argile sili-
ceuse ferrugineuse), und je nach der stärkern oder
schwächern Brennmethode wurde das im Thon enthal-
tene Eisenoxyd mehr oder weniger oxydirt, und mithin
ist die schwarze, braune, rothe, gelbe und graue Farbe
durch die Oxydation des Eisens zu erklären. Die schöne
schwarze Glasur der auf dem Urboden in 14 Meter
Tiefe gefundenen Gefässe enthält kein Bleioxyd und
besteht aus Kohlenschwarz, das mit dem Thon zu-
sammenschmolz und in dessen Poren eindrang. Dies
lässt sich erklären durch das Einstellen der Thongefässe
in schlecht ziehende Brennöfen, in denen harzreiches
Holz gebrannt wurde und einen starken Rauch gab, der
sich in Form des feinsten Pulvers auf die Gefässe nie-
derschlug und mit einbrannte. Möglich ist es übrigens,
jedoch keineswegs wahrscheinlich, dass man sich eines
schwarzen Peches oder Asphaltes, der in Terpentinöl
aufgelöst wurde, oder des flüssigen Peches bediente und
damit die Gefässe übertünchte. Durch das Brennen
derselben wurde ebenfalls Kohlenschwarz gebildet, das

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[XLIX/0055] einleitung. Mein mehrerwähnter Freund, der Professor der Chemie, Herr Landerer in Athen, welcher auch die Farbe der trojanischen Alterthümer genau untersucht hat, schreibt mir wie folgt: „Was erstens die Gefässe selbst anbelangt, so sind solche theils auf der Thon-Drehscheibe, theils aus freier Hand geformt. Je nach Vorkommen des Thons sind selbe in ihrer Grundfarbe voneinander verschieden; es finden sich solche aus schwarzem, tief- braunem, rothem, gelblichem und aschgrauem Thon ver- fertigt. Alle diese Thonsorten, die die trojanischen Töpfer zu diesen ihren Gefässen verwendeten, bestehen aus eisenoxydhaltigem, silicathaltigem Thon (argile sili- ceuse ferrugineuse), und je nach der stärkern oder schwächern Brennmethode wurde das im Thon enthal- tene Eisenoxyd mehr oder weniger oxydirt, und mithin ist die schwarze, braune, rothe, gelbe und graue Farbe durch die Oxydation des Eisens zu erklären. Die schöne schwarze Glasur der auf dem Urboden in 14 Meter Tiefe gefundenen Gefässe enthält kein Bleioxyd und besteht aus Kohlenschwarz, das mit dem Thon zu- sammenschmolz und in dessen Poren eindrang. Dies lässt sich erklären durch das Einstellen der Thongefässe in schlecht ziehende Brennöfen, in denen harzreiches Holz gebrannt wurde und einen starken Rauch gab, der sich in Form des feinsten Pulvers auf die Gefässe nie- derschlug und mit einbrannte. Möglich ist es übrigens, jedoch keineswegs wahrscheinlich, dass man sich eines schwarzen Peches oder Asphaltes, der in Terpentinöl aufgelöst wurde, oder des flüssigen Peches bediente und damit die Gefässe übertünchte. Durch das Brennen derselben wurde ebenfalls Kohlenschwarz gebildet, das Schliemann, Troja. d

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XLIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/55>, abgerufen am 23.11.2024.