Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

einleitung.
30 Stadien von Ilium und 42 Stadien von der Küste,
verlegen, obwol er allerdings zugestehen muss, dass
sich nicht die geringste Spur davon erhalten habe
(Strabo, XIII, 1, S. 99).

Strabo würde gewiss bei dem ihn kennzeichnenden
richtigen Urtheil alle diese irrthümlichen Behauptungen
des Demetrios von Skepsis verworfen haben, wenn er
selbst die Ebene von Troja besucht hätte, da sie sich
leicht widerlegen lassen.

Ich bemerke zunächst, dass man um die Baustelle
von Troja sehr bequem herumlaufen kann, ferner, dass
die Entfernung von Ilium, in gerader Linie bis zur
Küste, 6 Kilometer, dagegen in gerader nordwestlicher
Linie bis zum Vorgebirge von Sigeum (oder Sigeion)
7 Kilometer beträgt, welches die Tradition noch zu
Strabo's Zeit als die Stelle des griechischen Lagers be-
zeichnete. Strabo sagt nämlich (XIII, 1, S. 103): "Nächst
Rhoeteum sieht man die zerstörte Stadt Sigeum, den
Hafen der Achäer, das achäische Lager und den Sumpf
oder See, Stomalimne genannt, und die Mündung des
Skamanders."

Auf der Baustelle von "Ilieon kome" habe ich im
November 1871 Ausgrabungen gemacht, deren Resultat
die Theorie des Demetrios von Skepsis vollkommen um-
wirft, denn überall fand ich den Urboden in weniger
als 1/2 Meter Tiefe, und die auf einer Seite der Baustelle
weit fortlaufende Anhöhe, welche die Trümmer einer
grossen Stadtmauer zu bergen scheint, enthält nur rei-
nen Kornsand ohne jegliche Beimischung von Schutt.

Im J. 1788 n. Chr. besuchte Lechevalier die Ebene von
Troja und war so begeistert für die Theorie, das Dorf

einleitung.
30 Stadien von Ilium und 42 Stadien von der Küste,
verlegen, obwol er allerdings zugestehen muss, dass
sich nicht die geringste Spur davon erhalten habe
(Strabo, XIII, 1, S. 99).

Strabo würde gewiss bei dem ihn kennzeichnenden
richtigen Urtheil alle diese irrthümlichen Behauptungen
des Demetrios von Skepsis verworfen haben, wenn er
selbst die Ebene von Troja besucht hätte, da sie sich
leicht widerlegen lassen.

Ich bemerke zunächst, dass man um die Baustelle
von Troja sehr bequem herumlaufen kann, ferner, dass
die Entfernung von Ilium, in gerader Linie bis zur
Küste, 6 Kilometer, dagegen in gerader nordwestlicher
Linie bis zum Vorgebirge von Sigeum (oder Sigeion)
7 Kilometer beträgt, welches die Tradition noch zu
Strabo’s Zeit als die Stelle des griechischen Lagers be-
zeichnete. Strabo sagt nämlich (XIII, 1, S. 103): „Nächst
Rhoeteum sieht man die zerstörte Stadt Sigeum, den
Hafen der Achäer, das achäische Lager und den Sumpf
oder See, Stomalimne genannt, und die Mündung des
Skamanders.“

Auf der Baustelle von „Ἰλιέων κώμη“ habe ich im
November 1871 Ausgrabungen gemacht, deren Resultat
die Theorie des Demetrios von Skepsis vollkommen um-
wirft, denn überall fand ich den Urboden in weniger
als ½ Meter Tiefe, und die auf einer Seite der Baustelle
weit fortlaufende Anhöhe, welche die Trümmer einer
grossen Stadtmauer zu bergen scheint, enthält nur rei-
nen Kornsand ohne jegliche Beimischung von Schutt.

Im J. 1788 n. Chr. besuchte Lechevalier die Ebene von
Troja und war so begeistert für die Theorie, das Dorf

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="XLI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">einleitung</hi>.</fw><lb/>
30 Stadien von Ilium und 42 Stadien von der Küste,<lb/>
verlegen, obwol er allerdings zugestehen muss, dass<lb/>
sich nicht die geringste Spur davon erhalten habe<lb/>
(Strabo, XIII, 1, S. 99).</p><lb/>
        <p>Strabo würde gewiss bei dem ihn kennzeichnenden<lb/>
richtigen Urtheil alle diese irrthümlichen Behauptungen<lb/>
des Demetrios von Skepsis verworfen haben, wenn er<lb/>
selbst die Ebene von Troja besucht hätte, da sie sich<lb/>
leicht widerlegen lassen.</p><lb/>
        <p>Ich bemerke zunächst, dass man um die Baustelle<lb/>
von Troja sehr bequem herumlaufen kann, ferner, dass<lb/>
die Entfernung von Ilium, in gerader Linie bis zur<lb/>
Küste, 6 Kilometer, dagegen in gerader nordwestlicher<lb/>
Linie bis zum Vorgebirge von Sigeum (oder Sigeion)<lb/>
7 Kilometer beträgt, welches die Tradition noch zu<lb/>
Strabo&#x2019;s Zeit als die Stelle des griechischen Lagers be-<lb/>
zeichnete. Strabo sagt nämlich (XIII, 1, S. 103): &#x201E;Nächst<lb/>
Rhoeteum sieht man die zerstörte Stadt Sigeum, den<lb/>
Hafen der Achäer, das achäische Lager und den Sumpf<lb/>
oder See, Stomalimne genannt, und die Mündung des<lb/>
Skamanders.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Auf der Baustelle von &#x201E;&#x1F38;&#x03BB;&#x03B9;&#x03AD;&#x03C9;&#x03BD; &#x03BA;&#x03CE;&#x03BC;&#x03B7;&#x201C; habe ich im<lb/>
November 1871 Ausgrabungen gemacht, deren Resultat<lb/>
die Theorie des Demetrios von Skepsis vollkommen um-<lb/>
wirft, denn überall fand ich den Urboden in weniger<lb/>
als ½ Meter Tiefe, und die auf einer Seite der Baustelle<lb/>
weit fortlaufende Anhöhe, welche die Trümmer einer<lb/>
grossen Stadtmauer zu bergen scheint, enthält nur rei-<lb/>
nen Kornsand ohne jegliche Beimischung von Schutt.</p><lb/>
        <p>Im J. 1788 n. Chr. besuchte Lechevalier die Ebene von<lb/>
Troja und war so begeistert für die Theorie, das Dorf<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XLI/0047] einleitung. 30 Stadien von Ilium und 42 Stadien von der Küste, verlegen, obwol er allerdings zugestehen muss, dass sich nicht die geringste Spur davon erhalten habe (Strabo, XIII, 1, S. 99). Strabo würde gewiss bei dem ihn kennzeichnenden richtigen Urtheil alle diese irrthümlichen Behauptungen des Demetrios von Skepsis verworfen haben, wenn er selbst die Ebene von Troja besucht hätte, da sie sich leicht widerlegen lassen. Ich bemerke zunächst, dass man um die Baustelle von Troja sehr bequem herumlaufen kann, ferner, dass die Entfernung von Ilium, in gerader Linie bis zur Küste, 6 Kilometer, dagegen in gerader nordwestlicher Linie bis zum Vorgebirge von Sigeum (oder Sigeion) 7 Kilometer beträgt, welches die Tradition noch zu Strabo’s Zeit als die Stelle des griechischen Lagers be- zeichnete. Strabo sagt nämlich (XIII, 1, S. 103): „Nächst Rhoeteum sieht man die zerstörte Stadt Sigeum, den Hafen der Achäer, das achäische Lager und den Sumpf oder See, Stomalimne genannt, und die Mündung des Skamanders.“ Auf der Baustelle von „Ἰλιέων κώμη“ habe ich im November 1871 Ausgrabungen gemacht, deren Resultat die Theorie des Demetrios von Skepsis vollkommen um- wirft, denn überall fand ich den Urboden in weniger als ½ Meter Tiefe, und die auf einer Seite der Baustelle weit fortlaufende Anhöhe, welche die Trümmer einer grossen Stadtmauer zu bergen scheint, enthält nur rei- nen Kornsand ohne jegliche Beimischung von Schutt. Im J. 1788 n. Chr. besuchte Lechevalier die Ebene von Troja und war so begeistert für die Theorie, das Dorf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/47
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XLI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/47>, abgerufen am 23.11.2024.