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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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entdeckung des schatzes.
keit auf sich zog, als ich hinter demselben Gold zu be-
merken glaubte. Auf dem kupfernen Gegenstand ruhte
eine 11/2 bis 13/4 Meter dicke steinfeste Schicht von
rother Asche und calcinirten Trümmern, auf welcher
die vorerwähnte 1 Meter 80 Centimeter dicke, 6 Meter
hohe Festungsmauer lastete, die aus grossen Steinen
und Erde bestand und aus der ersten Zeit nach der
Zerstörung Trojas stammen muss. Um den Schatz der
Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die
Wissenschaft zu retten, war die allergrösste Eile nöthig,
und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so liess
ich doch sogleich "paidos" (ein ins Türkische überge-
gangenes Wort ungewisser Abkunft, welches hier an-
statt anapausis oder Ruhezeit gebraucht wird) ausrufen,
und während meine Arbeiter assen und ausruhten,
schnitt ich den Schatz mit einem grossen Messer heraus
was nicht ohne die allergrösste Kraftanstrengung und
die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die
grosse Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte,
drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der
Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne
einen unermesslichen Werth für die Wissenschaft hat,
machte mich tollkühn und ich dachte an keine Gefahr.
Die Fortschaffung des Schatzes wäre mir aber unmög-
lich geworden ohne die Hülfe meiner lieben Frau, die
immer bereit stand, die von mir herausgeschnittenen
Gegenstände in ihren Shawl zu packen und fortzu-
tragen. Der zuerst gefundene Gegenstand war ein
grosses kupfernes Schild, aspis omphaloeides, in Form
eines ovalen Präsentirtellers, in dessen Mitte sich
ein von einer Rinne (aulax) umgebener Nabel befin-

entdeckung des schatzes.
keit auf sich zog, als ich hinter demselben Gold zu be-
merken glaubte. Auf dem kupfernen Gegenstand ruhte
eine 1½ bis 1¾ Meter dicke steinfeste Schicht von
rother Asche und calcinirten Trümmern, auf welcher
die vorerwähnte 1 Meter 80 Centimeter dicke, 6 Meter
hohe Festungsmauer lastete, die aus grossen Steinen
und Erde bestand und aus der ersten Zeit nach der
Zerstörung Trojas stammen muss. Um den Schatz der
Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die
Wissenschaft zu retten, war die allergrösste Eile nöthig,
und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so liess
ich doch sogleich „païdos“ (ein ins Türkische überge-
gangenes Wort ungewisser Abkunft, welches hier an-
statt ἀνάπαυσις oder Ruhezeit gebraucht wird) ausrufen,
und während meine Arbeiter assen und ausruhten,
schnitt ich den Schatz mit einem grossen Messer heraus
was nicht ohne die allergrösste Kraftanstrengung und
die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die
grosse Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte,
drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der
Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne
einen unermesslichen Werth für die Wissenschaft hat,
machte mich tollkühn und ich dachte an keine Gefahr.
Die Fortschaffung des Schatzes wäre mir aber unmög-
lich geworden ohne die Hülfe meiner lieben Frau, die
immer bereit stand, die von mir herausgeschnittenen
Gegenstände in ihren Shawl zu packen und fortzu-
tragen. Der zuerst gefundene Gegenstand war ein
grosses kupfernes Schild, ἀσπὶς ὀμφαλοειδής, in Form
eines ovalen Präsentirtellers, in dessen Mitte sich
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[290/0356] entdeckung des schatzes. keit auf sich zog, als ich hinter demselben Gold zu be- merken glaubte. Auf dem kupfernen Gegenstand ruhte eine 1½ bis 1¾ Meter dicke steinfeste Schicht von rother Asche und calcinirten Trümmern, auf welcher die vorerwähnte 1 Meter 80 Centimeter dicke, 6 Meter hohe Festungsmauer lastete, die aus grossen Steinen und Erde bestand und aus der ersten Zeit nach der Zerstörung Trojas stammen muss. Um den Schatz der Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die Wissenschaft zu retten, war die allergrösste Eile nöthig, und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so liess ich doch sogleich „païdos“ (ein ins Türkische überge- gangenes Wort ungewisser Abkunft, welches hier an- statt ἀνάπαυσις oder Ruhezeit gebraucht wird) ausrufen, und während meine Arbeiter assen und ausruhten, schnitt ich den Schatz mit einem grossen Messer heraus was nicht ohne die allergrösste Kraftanstrengung und die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die grosse Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte, drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne einen unermesslichen Werth für die Wissenschaft hat, machte mich tollkühn und ich dachte an keine Gefahr. Die Fortschaffung des Schatzes wäre mir aber unmög- lich geworden ohne die Hülfe meiner lieben Frau, die immer bereit stand, die von mir herausgeschnittenen Gegenstände in ihren Shawl zu packen und fortzu- tragen. Der zuerst gefundene Gegenstand war ein grosses kupfernes Schild, ἀσπὶς ὀμφαλοειδής, in Form eines ovalen Präsentirtellers, in dessen Mitte sich ein von einer Rinne (αὔλαξ) umgebener Nabel befin-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/356>, abgerufen am 29.11.2024.