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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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statue des metrodorus im minervatempel.

In 1 Meter Tiefe wurde gestern im Minervatempel neben
ihrem 1 Meter 14 Centimeter langen und 53 Centimeter
breiten, mit Inschrift versehenen Piedestal von schwar-
zem Schiefer eine 1 Meter 20 Centimeter hohe männliche
Statue von feinem weissen Marmor gefunden, welche, wie
aus der Inschrift hervorgeht, von Pytheas aus Argos ge-
macht und von den Iliern dem Metrodoros, dem Sohn
des Themistagoras, zu Ehren errichtet ist und diesen
darstellt. Der Geehrte hatte, wie es auch die Fussmarken
des Piedestals beweisen, die Stellung eines Redners.
Der Kopf und die Füsse fehlen leider.

Die Inschrift lautet wie folgt:

[Abbildung]

und unten, auf derselben Seite des Piedestals, liest man:

[Abbildung]
O demos o Ilieion
Metrodoron themistagorou
IIutheas Argeios epoiese

Es gab im Alterthum viele Männer mit Namen
Metrodoros, aber nur zwei derselben waren besonders
berühmt, und beide waren in Kleinasien gebürtig. Der
eine, aus Lampsakos stammende, war Schüler des Epi-
kuros (Strabo, XIII, 589), der andere, aus Skepsis ge-
bürtige, war Philosoph, Redner und Staatsmann und
stand in hohem Ansehen bei Mithridates VII., Eupator
(Strabo, XIII, 609), der ihn später auf schauderhafte

statue des metrodorus im minervatempel.

In 1 Meter Tiefe wurde gestern im Minervatempel neben
ihrem 1 Meter 14 Centimeter langen und 53 Centimeter
breiten, mit Inschrift versehenen Piedestal von schwar-
zem Schiefer eine 1 Meter 20 Centimeter hohe männliche
Statue von feinem weissen Marmor gefunden, welche, wie
aus der Inschrift hervorgeht, von Pytheas aus Argos ge-
macht und von den Iliern dem Metrodoros, dem Sohn
des Themistagoras, zu Ehren errichtet ist und diesen
darstellt. Der Geehrte hatte, wie es auch die Fussmarken
des Piedestals beweisen, die Stellung eines Redners.
Der Kopf und die Füsse fehlen leider.

Die Inschrift lautet wie folgt:

[Abbildung]

und unten, auf derselben Seite des Piedestals, liest man:

[Abbildung]
Ὁ δῆμος ὁ Ἰλιείων
Μητρόδωρον ϑεμισταγόρου
ΙΙυϑέας Ἀργεῖος ἐποίησε

Es gab im Alterthum viele Männer mit Namen
Metrodoros, aber nur zwei derselben waren besonders
berühmt, und beide waren in Kleinasien gebürtig. Der
eine, aus Lampsakos stammende, war Schüler des Epi-
kuros (Strabo, XIII, 589), der andere, aus Skepsis ge-
bürtige, war Philosoph, Redner und Staatsmann und
stand in hohem Ansehen bei Mithridates VII., Eupator
(Strabo, XIII, 609), der ihn später auf schauderhafte

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[264/0330] statue des metrodorus im minervatempel. In 1 Meter Tiefe wurde gestern im Minervatempel neben ihrem 1 Meter 14 Centimeter langen und 53 Centimeter breiten, mit Inschrift versehenen Piedestal von schwar- zem Schiefer eine 1 Meter 20 Centimeter hohe männliche Statue von feinem weissen Marmor gefunden, welche, wie aus der Inschrift hervorgeht, von Pytheas aus Argos ge- macht und von den Iliern dem Metrodoros, dem Sohn des Themistagoras, zu Ehren errichtet ist und diesen darstellt. Der Geehrte hatte, wie es auch die Fussmarken des Piedestals beweisen, die Stellung eines Redners. Der Kopf und die Füsse fehlen leider. Die Inschrift lautet wie folgt: [Abbildung] und unten, auf derselben Seite des Piedestals, liest man: [Abbildung] Ὁ δῆμος ὁ Ἰλιείων Μητρόδωρον ϑεμισταγόρου ΙΙυϑέας Ἀργεῖος ἐποίησε Es gab im Alterthum viele Männer mit Namen Metrodoros, aber nur zwei derselben waren besonders berühmt, und beide waren in Kleinasien gebürtig. Der eine, aus Lampsakos stammende, war Schüler des Epi- kuros (Strabo, XIII, 589), der andere, aus Skepsis ge- bürtige, war Philosoph, Redner und Staatsmann und stand in hohem Ansehen bei Mithridates VII., Eupator (Strabo, XIII, 609), der ihn später auf schauderhafte

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/330>, abgerufen am 27.11.2024.