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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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muthmassliches bedeutendes gebäude oberhalb d. strasse.
ter 20 Centimeter unter der Oberfläche des Berges ist,
sie auf einen Abstand von 10 Meter schon in einer
Tiefe von 11 Meter oder 37 Fuss liegt.

Diese herrlich gepflasterte Strasse führt mich zur Ver-
muthung, dass ein vornehmes Gebäude sich in geringer
Entfernung oberhalb derselben, an der Nordostseite, be-
funden haben muss, und habe ich daher, als sie vor
sieben Tagen entdeckt wurde, sofort 100 Mann an-
gestellt, das nordöstlich vor derselben liegende Terrain
in 24 Meter Länge, 24 Meter Breite und bis 10 Meter
Tiefe abzugraben. Die Fortschaffung dieses 5760 Kubik-
meter enthaltenden, ungeheuern Blocks von hartem
Schutt und Steinen wird dadurch sehr erleichtert, dass
derselbe an meinen grossen vorjährigen Einschnitt
stösst, welcher vom nördlichen Bergabhang bis zum
Thurm ganz horizontal geht und sich daher ausgezeich-
net zur Anwendung der "man-carts" eignet. Um aus
dieser Ausgrabung den grösstmöglichen Nutzen für
die Wissenschaft ziehen zu können, lasse ich die Erd-
wände senkrecht machen, wie ich es übrigens auch in
fast allen meinen übrigen Einschnitten gethan habe.
Da ich gleichzeitig von oben und von unten an der
Fortschaffung dieses riesigen Erdklotzes arbeiten lasse,
so hoffe ich bestimmt, in 20 Arbeitstagen damit fertig
zu werden.

Es ist mir ungemein daran gelegen, dass die grossen
Steinplatten des Thurmweges nicht von Christen oder
Türken weggeschleppt werden, und um dies zu verhüten,
habe ich das Gerücht verbreitet, Jesus Christus habe
den König Priamos besucht und sei diesen Weg hinauf-
gestiegen; um diesem Umstande noch mehr Gewicht

muthmassliches bedeutendes gebäude oberhalb d. strasse.
ter 20 Centimeter unter der Oberfläche des Berges ist,
sie auf einen Abstand von 10 Meter schon in einer
Tiefe von 11 Meter oder 37 Fuss liegt.

Diese herrlich gepflasterte Strasse führt mich zur Ver-
muthung, dass ein vornehmes Gebäude sich in geringer
Entfernung oberhalb derselben, an der Nordostseite, be-
funden haben muss, und habe ich daher, als sie vor
sieben Tagen entdeckt wurde, sofort 100 Mann an-
gestellt, das nordöstlich vor derselben liegende Terrain
in 24 Meter Länge, 24 Meter Breite und bis 10 Meter
Tiefe abzugraben. Die Fortschaffung dieses 5760 Kubik-
meter enthaltenden, ungeheuern Blocks von hartem
Schutt und Steinen wird dadurch sehr erleichtert, dass
derselbe an meinen grossen vorjährigen Einschnitt
stösst, welcher vom nördlichen Bergabhang bis zum
Thurm ganz horizontal geht und sich daher ausgezeich-
net zur Anwendung der „man-carts“ eignet. Um aus
dieser Ausgrabung den grösstmöglichen Nutzen für
die Wissenschaft ziehen zu können, lasse ich die Erd-
wände senkrecht machen, wie ich es übrigens auch in
fast allen meinen übrigen Einschnitten gethan habe.
Da ich gleichzeitig von oben und von unten an der
Fortschaffung dieses riesigen Erdklotzes arbeiten lasse,
so hoffe ich bestimmt, in 20 Arbeitstagen damit fertig
zu werden.

Es ist mir ungemein daran gelegen, dass die grossen
Steinplatten des Thurmweges nicht von Christen oder
Türken weggeschleppt werden, und um dies zu verhüten,
habe ich das Gerücht verbreitet, Jesus Christus habe
den König Priamos besucht und sei diesen Weg hinauf-
gestiegen; um diesem Umstande noch mehr Gewicht

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[254/0320] muthmassliches bedeutendes gebäude oberhalb d. strasse. ter 20 Centimeter unter der Oberfläche des Berges ist, sie auf einen Abstand von 10 Meter schon in einer Tiefe von 11 Meter oder 37 Fuss liegt. Diese herrlich gepflasterte Strasse führt mich zur Ver- muthung, dass ein vornehmes Gebäude sich in geringer Entfernung oberhalb derselben, an der Nordostseite, be- funden haben muss, und habe ich daher, als sie vor sieben Tagen entdeckt wurde, sofort 100 Mann an- gestellt, das nordöstlich vor derselben liegende Terrain in 24 Meter Länge, 24 Meter Breite und bis 10 Meter Tiefe abzugraben. Die Fortschaffung dieses 5760 Kubik- meter enthaltenden, ungeheuern Blocks von hartem Schutt und Steinen wird dadurch sehr erleichtert, dass derselbe an meinen grossen vorjährigen Einschnitt stösst, welcher vom nördlichen Bergabhang bis zum Thurm ganz horizontal geht und sich daher ausgezeich- net zur Anwendung der „man-carts“ eignet. Um aus dieser Ausgrabung den grösstmöglichen Nutzen für die Wissenschaft ziehen zu können, lasse ich die Erd- wände senkrecht machen, wie ich es übrigens auch in fast allen meinen übrigen Einschnitten gethan habe. Da ich gleichzeitig von oben und von unten an der Fortschaffung dieses riesigen Erdklotzes arbeiten lasse, so hoffe ich bestimmt, in 20 Arbeitstagen damit fertig zu werden. Es ist mir ungemein daran gelegen, dass die grossen Steinplatten des Thurmweges nicht von Christen oder Türken weggeschleppt werden, und um dies zu verhüten, habe ich das Gerücht verbreitet, Jesus Christus habe den König Priamos besucht und sei diesen Weg hinauf- gestiegen; um diesem Umstande noch mehr Gewicht

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/320>, abgerufen am 26.11.2024.