Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.ursprünglicher ort und schicksal der apollotriglyphe. Apollo mit den vier Pferden der Sonne darstellendeTriglyphenblock, wie es die auf der linken Seite befind- liche Triglyphe beweist, über dem Eingang des Tempels, wahrscheinlich auf den Propylaen desselben ge- standen und einen andern Triglyphenblock gleicher Grösse an seiner rechten Seite gehabt haben. Es würde von höchstem Interesse für die Wissenschaft sein, wenn ich auch diesen zweiten Triglyphenblock fände, der, wie es mit dem andern Block geschehen, wahrscheinlich auch vom Gipfel des Berges den steilen Abhang hinun- tergeworfen ist. Ich sprach früher die Meinung aus, dass der von mir gerettete Triglyphenblock von den fanatischen Türken hinuntergeworfen sei, weil er le- bende Geschöpfe darstellt, deren Abbildung im Koran streng verboten ist. Aber dieser Ort ist seit Ende des 9. Jahrhunderts gar nicht bewohnt gewesen und die Feldarbeiter der entfernt liegenden türki- schen Dörfer können sich unmöglich die Mühe gemacht haben, aus blossem religiösen Eifer solche unge- heuere Lasten vom Berge zu wälzen. Ausserdem beweist die gute Erhaltung der Sculptur, dass sie unmöglich bis zur Invasion der Türken auf des Berges Gipfel ge- standen hat, und dies bringt mich zu der Vermuthung, dass sie schon mehr als 1000 Jahre früher, wahrschein- lich schon im 4. Jahrhundert n. Chr. von den ersten Christen hinuntergeworfen ist, deren Fanatismus gar keine Grenzen kannte und die bekanntlich alle schwer zu zerstörenden Sculpturen von heidnischen Gottheiten einfach von den Bergen warfen. Dass es sich so und nicht anders damit verhält, dafür spricht auch der Hu- mus von 11/2 Meter Dicke, womit die Sculptur auf dem ursprünglicher ort und schicksal der apollotriglyphe. Apollo mit den vier Pferden der Sonne darstellendeTriglyphenblock, wie es die auf der linken Seite befind- liche Triglyphe beweist, über dem Eingang des Tempels, wahrscheinlich auf den Propylaen desselben ge- standen und einen andern Triglyphenblock gleicher Grösse an seiner rechten Seite gehabt haben. Es würde von höchstem Interesse für die Wissenschaft sein, wenn ich auch diesen zweiten Triglyphenblock fände, der, wie es mit dem andern Block geschehen, wahrscheinlich auch vom Gipfel des Berges den steilen Abhang hinun- tergeworfen ist. Ich sprach früher die Meinung aus, dass der von mir gerettete Triglyphenblock von den fanatischen Türken hinuntergeworfen sei, weil er le- bende Geschöpfe darstellt, deren Abbildung im Koran streng verboten ist. Aber dieser Ort ist seit Ende des 9. Jahrhunderts gar nicht bewohnt gewesen und die Feldarbeiter der entfernt liegenden türki- schen Dörfer können sich unmöglich die Mühe gemacht haben, aus blossem religiösen Eifer solche unge- heuere Lasten vom Berge zu wälzen. Ausserdem beweist die gute Erhaltung der Sculptur, dass sie unmöglich bis zur Invasion der Türken auf des Berges Gipfel ge- standen hat, und dies bringt mich zu der Vermuthung, dass sie schon mehr als 1000 Jahre früher, wahrschein- lich schon im 4. Jahrhundert n. Chr. von den ersten Christen hinuntergeworfen ist, deren Fanatismus gar keine Grenzen kannte und die bekanntlich alle schwer zu zerstörenden Sculpturen von heidnischen Gottheiten einfach von den Bergen warfen. Dass es sich so und nicht anders damit verhält, dafür spricht auch der Hu- mus von 1½ Meter Dicke, womit die Sculptur auf dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">ursprünglicher ort und schicksal der apollotriglyphe.</hi></fw><lb/> Apollo mit den vier Pferden der Sonne darstellende<lb/> Triglyphenblock, wie es die auf der linken Seite befind-<lb/> liche Triglyphe beweist, über dem Eingang des Tempels,<lb/> wahrscheinlich auf den Propylaen desselben ge-<lb/> standen und einen andern Triglyphenblock gleicher<lb/> Grösse an seiner rechten Seite gehabt haben. Es würde<lb/> von höchstem Interesse für die Wissenschaft sein, wenn<lb/> ich auch diesen zweiten Triglyphenblock fände, der, wie<lb/> es mit dem andern Block geschehen, wahrscheinlich<lb/> auch vom Gipfel des Berges den steilen Abhang hinun-<lb/> tergeworfen ist. Ich sprach früher die Meinung aus,<lb/> dass der von mir gerettete Triglyphenblock von den<lb/> fanatischen Türken hinuntergeworfen sei, weil er le-<lb/> bende Geschöpfe darstellt, deren Abbildung im Koran<lb/> streng verboten ist. Aber dieser Ort ist seit Ende<lb/> des 9. Jahrhunderts gar nicht bewohnt gewesen<lb/> und die Feldarbeiter der entfernt liegenden türki-<lb/> schen Dörfer können sich unmöglich die Mühe gemacht<lb/> haben, aus blossem religiösen Eifer solche unge-<lb/> heuere Lasten vom Berge zu wälzen. Ausserdem beweist<lb/> die gute Erhaltung der Sculptur, dass sie unmöglich<lb/> bis zur Invasion der Türken auf des Berges Gipfel ge-<lb/> standen hat, und dies bringt mich zu der Vermuthung,<lb/> dass sie schon mehr als 1000 Jahre früher, wahrschein-<lb/> lich schon im 4. Jahrhundert n. Chr. von den ersten<lb/> Christen hinuntergeworfen ist, deren Fanatismus gar<lb/> keine Grenzen kannte und die bekanntlich alle schwer<lb/> zu zerstörenden Sculpturen von heidnischen Gottheiten<lb/> einfach von den Bergen warfen. Dass es sich so und<lb/> nicht anders damit verhält, dafür spricht auch der Hu-<lb/> mus von 1½ Meter Dicke, womit die Sculptur auf dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0287]
ursprünglicher ort und schicksal der apollotriglyphe.
Apollo mit den vier Pferden der Sonne darstellende
Triglyphenblock, wie es die auf der linken Seite befind-
liche Triglyphe beweist, über dem Eingang des Tempels,
wahrscheinlich auf den Propylaen desselben ge-
standen und einen andern Triglyphenblock gleicher
Grösse an seiner rechten Seite gehabt haben. Es würde
von höchstem Interesse für die Wissenschaft sein, wenn
ich auch diesen zweiten Triglyphenblock fände, der, wie
es mit dem andern Block geschehen, wahrscheinlich
auch vom Gipfel des Berges den steilen Abhang hinun-
tergeworfen ist. Ich sprach früher die Meinung aus,
dass der von mir gerettete Triglyphenblock von den
fanatischen Türken hinuntergeworfen sei, weil er le-
bende Geschöpfe darstellt, deren Abbildung im Koran
streng verboten ist. Aber dieser Ort ist seit Ende
des 9. Jahrhunderts gar nicht bewohnt gewesen
und die Feldarbeiter der entfernt liegenden türki-
schen Dörfer können sich unmöglich die Mühe gemacht
haben, aus blossem religiösen Eifer solche unge-
heuere Lasten vom Berge zu wälzen. Ausserdem beweist
die gute Erhaltung der Sculptur, dass sie unmöglich
bis zur Invasion der Türken auf des Berges Gipfel ge-
standen hat, und dies bringt mich zu der Vermuthung,
dass sie schon mehr als 1000 Jahre früher, wahrschein-
lich schon im 4. Jahrhundert n. Chr. von den ersten
Christen hinuntergeworfen ist, deren Fanatismus gar
keine Grenzen kannte und die bekanntlich alle schwer
zu zerstörenden Sculpturen von heidnischen Gottheiten
einfach von den Bergen warfen. Dass es sich so und
nicht anders damit verhält, dafür spricht auch der Hu-
mus von 1½ Meter Dicke, womit die Sculptur auf dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |