Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.aufdeckung von mauern bei der ausgrabung des thurmes. Letzterer hatte bereits eine Länge von 34 Meter er-reicht und war trotz seiner geringen Breite eine meiner schwierigsten Arbeiten in Troja, denn, wie bereits er- wähnt, musste zuerst eine aus grossen Marmorblöcken und besonders aus korinthischen Säulen mit Kalk zu- sammengesetzte, aus dem Mittelalter stammende Mauer von 3 Meter Dicke, und darauf die von Lysimachos errichtete 3 Meter dicke Ringmauer von grossen be- hauenen Steinen durchbrochen, die grossen Säulen- blöcke den steilen Pfad hinangewälzt und wegge- schafft, die grossen behauenen Steine mit Hämmern zerschlagen und so in Schiebkarren entfernt werden. Auch mussten, wie die Besucher der Pergamos in den Wänden dieses Einschnitts sehen, zwei trojanische Mauern durchschnitten werden, wovon die erste 1 Meter 60 Centimeter, die zweite 3 Meter Dicke hat; beide be- stehen aus mit Erde zusammengesetzten Steinen. Die erste dieser Wände ist gerade unterhalb eines Theils der westlichen Wand des relativ modernen Minervatem- pels, und da sie -- nach meinem kleinen Taschenkompass -- genau nach Ostsüdost halb Ost zielt, so dachte ich zuerst, dass sie zu dem alten winzigen Tempel der ilischen Schutzgöttin gehören möchte, den Alexander der Grosse1 hier vorfand. Es ist mir aber weiter nichts vorgekom- men, was dazu beitragen könnte, dies zu beweisen. Die zweite, 3 Meter dicke Mauer ist höchst interessant, denn sie besteht aus grossen unbehauenen Muschelkalksteinen, während man auf ihr eine Wand von kleinen mit Erde zusammengesetzten Steinen sieht, die offenbar einer viel 1 Plutarch, Leben Alexander's.
aufdeckung von mauern bei der ausgrabung des thurmes. Letzterer hatte bereits eine Länge von 34 Meter er-reicht und war trotz seiner geringen Breite eine meiner schwierigsten Arbeiten in Troja, denn, wie bereits er- wähnt, musste zuerst eine aus grossen Marmorblöcken und besonders aus korinthischen Säulen mit Kalk zu- sammengesetzte, aus dem Mittelalter stammende Mauer von 3 Meter Dicke, und darauf die von Lysimachos errichtete 3 Meter dicke Ringmauer von grossen be- hauenen Steinen durchbrochen, die grossen Säulen- blöcke den steilen Pfad hinangewälzt und wegge- schafft, die grossen behauenen Steine mit Hämmern zerschlagen und so in Schiebkarren entfernt werden. Auch mussten, wie die Besucher der Pergamos in den Wänden dieses Einschnitts sehen, zwei trojanische Mauern durchschnitten werden, wovon die erste 1 Meter 60 Centimeter, die zweite 3 Meter Dicke hat; beide be- stehen aus mit Erde zusammengesetzten Steinen. Die erste dieser Wände ist gerade unterhalb eines Theils der westlichen Wand des relativ modernen Minervatem- pels, und da sie — nach meinem kleinen Taschenkompass — genau nach Ostsüdost halb Ost zielt, so dachte ich zuerst, dass sie zu dem alten winzigen Tempel der ilischen Schutzgöttin gehören möchte, den Alexander der Grosse1 hier vorfand. Es ist mir aber weiter nichts vorgekom- men, was dazu beitragen könnte, dies zu beweisen. Die zweite, 3 Meter dicke Mauer ist höchst interessant, denn sie besteht aus grossen unbehauenen Muschelkalksteinen, während man auf ihr eine Wand von kleinen mit Erde zusammengesetzten Steinen sieht, die offenbar einer viel 1 Plutarch, Leben Alexander’s.
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aufdeckung von mauern bei der ausgrabung des thurmes.
Letzterer hatte bereits eine Länge von 34 Meter er-
reicht und war trotz seiner geringen Breite eine meiner
schwierigsten Arbeiten in Troja, denn, wie bereits er-
wähnt, musste zuerst eine aus grossen Marmorblöcken
und besonders aus korinthischen Säulen mit Kalk zu-
sammengesetzte, aus dem Mittelalter stammende Mauer
von 3 Meter Dicke, und darauf die von Lysimachos
errichtete 3 Meter dicke Ringmauer von grossen be-
hauenen Steinen durchbrochen, die grossen Säulen-
blöcke den steilen Pfad hinangewälzt und wegge-
schafft, die grossen behauenen Steine mit Hämmern
zerschlagen und so in Schiebkarren entfernt werden.
Auch mussten, wie die Besucher der Pergamos in den
Wänden dieses Einschnitts sehen, zwei trojanische
Mauern durchschnitten werden, wovon die erste 1 Meter
60 Centimeter, die zweite 3 Meter Dicke hat; beide be-
stehen aus mit Erde zusammengesetzten Steinen. Die
erste dieser Wände ist gerade unterhalb eines Theils
der westlichen Wand des relativ modernen Minervatem-
pels, und da sie — nach meinem kleinen Taschenkompass
— genau nach Ostsüdost halb Ost zielt, so dachte ich
zuerst, dass sie zu dem alten winzigen Tempel der ilischen
Schutzgöttin gehören möchte, den Alexander der Grosse 1
hier vorfand. Es ist mir aber weiter nichts vorgekom-
men, was dazu beitragen könnte, dies zu beweisen. Die
zweite, 3 Meter dicke Mauer ist höchst interessant, denn
sie besteht aus grossen unbehauenen Muschelkalksteinen,
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