Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

weibl. marmorstatue; ausgrab. a. d. südostecke d. akrop.
gen kamen wie immer grosse Massen vor; ich verzeichne
natürlich aber nur die Bilder der noch nicht dage-
wesenen. Von Schleudern kamen vier vor; davon eine
von Kupfer aus 15 Meter Tiefe; eine von Alabaster aus
7 Meter und zwei von Diorit aus 6 und 7 Meter Tiefe.
In 4 Meter Tiefe fand sich ein herrlich verziertes flaches
Stück Elfenbein, dessen Bild ich Tafel 122, No. 2435
gebe, und welches offenbar zu einem musikalischen
Instrument gehört haben muss. Endlich kam aus 1 Meter
Tiefe der Tafel 119, No. 2343 verzeichnete untere Theil
einer mit grosser Meisterschaft gemachten weiblichen
Statue von feinem Marmor, und ist es nicht unwahr-
scheinlich, dass dieselbe Iliums Schutzgöttin darstellte,
welche ja ihren Tempel in der Pergamos hatte.

Gleichzeitig mit diesen Ausgrabungen liess ich auch
22 Arbeiter an der Südostecke der Akropolis in nord-
westlicher Richtung graben, um zu versuchen, von dieser
Seite den grossen Thurm weiter blosszulegen, was mir
von meinem grossen Durchstich aus durchaus unmöglich
geworden ist. Da aber der Berg an dieser Stelle nur
sehr allmähliche Senkung hat, so wurde ich gezwungen,
den neuen Einschnitt mit einer bedeutenden Senkung
anzulegen, welche das Herauskarren des Schuttes sehr
erschwert, aber durchaus nothwendig ist, um die zur
Erreichung des Thurmes nöthige Tiefe von 8 Meter er-
langen zu können. Gleich im Anfang dieses Einschnittes
stiess ich, 30 Centimeter unter der Oberfläche, auf
zwei ungeheuere Mauern, deren jede 3 Meter oder 10 Fuss
Dicke hat und wovon die erste aus dem Mittelalter zu
stammen scheint und aus grossen durch Cement verbun-
denen korinthischen Säulenblöcken und andern alten

weibl. marmorstatue; ausgrab. a. d. südostecke d. akrop.
gen kamen wie immer grosse Massen vor; ich verzeichne
natürlich aber nur die Bilder der noch nicht dage-
wesenen. Von Schleudern kamen vier vor; davon eine
von Kupfer aus 15 Meter Tiefe; eine von Alabaster aus
7 Meter und zwei von Diorit aus 6 und 7 Meter Tiefe.
In 4 Meter Tiefe fand sich ein herrlich verziertes flaches
Stück Elfenbein, dessen Bild ich Tafel 122, No. 2435
gebe, und welches offenbar zu einem musikalischen
Instrument gehört haben muss. Endlich kam aus 1 Meter
Tiefe der Tafel 119, No. 2343 verzeichnete untere Theil
einer mit grosser Meisterschaft gemachten weiblichen
Statue von feinem Marmor, und ist es nicht unwahr-
scheinlich, dass dieselbe Iliums Schutzgöttin darstellte,
welche ja ihren Tempel in der Pergamos hatte.

Gleichzeitig mit diesen Ausgrabungen liess ich auch
22 Arbeiter an der Südostecke der Akropolis in nord-
westlicher Richtung graben, um zu versuchen, von dieser
Seite den grossen Thurm weiter blosszulegen, was mir
von meinem grossen Durchstich aus durchaus unmöglich
geworden ist. Da aber der Berg an dieser Stelle nur
sehr allmähliche Senkung hat, so wurde ich gezwungen,
den neuen Einschnitt mit einer bedeutenden Senkung
anzulegen, welche das Herauskarren des Schuttes sehr
erschwert, aber durchaus nothwendig ist, um die zur
Erreichung des Thurmes nöthige Tiefe von 8 Meter er-
langen zu können. Gleich im Anfang dieses Einschnittes
stiess ich, 30 Centimeter unter der Oberfläche, auf
zwei ungeheuere Mauern, deren jede 3 Meter oder 10 Fuss
Dicke hat und wovon die erste aus dem Mittelalter zu
stammen scheint und aus grossen durch Cement verbun-
denen korinthischen Säulenblöcken und andern alten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0257" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">weibl. marmorstatue; ausgrab. a. d. südostecke d. akrop</hi>.</fw><lb/>
gen kamen wie immer grosse Massen vor; ich verzeichne<lb/>
natürlich aber nur die Bilder der noch nicht dage-<lb/>
wesenen. Von Schleudern kamen vier vor; davon eine<lb/>
von Kupfer aus 15 Meter Tiefe; eine von Alabaster aus<lb/>
7 Meter und zwei von Diorit aus 6 und 7 Meter Tiefe.<lb/>
In 4 Meter Tiefe fand sich ein herrlich verziertes flaches<lb/>
Stück Elfenbein, dessen Bild ich Tafel 122, No. 2435<lb/>
gebe, und welches offenbar zu einem musikalischen<lb/>
Instrument gehört haben muss. Endlich kam aus 1 Meter<lb/>
Tiefe der Tafel 119, No. 2343 verzeichnete untere Theil<lb/>
einer mit grosser Meisterschaft gemachten weiblichen<lb/>
Statue von feinem Marmor, und ist es nicht unwahr-<lb/>
scheinlich, dass dieselbe Iliums Schutzgöttin darstellte,<lb/>
welche ja ihren Tempel in der Pergamos hatte.</p><lb/>
        <p>Gleichzeitig mit diesen Ausgrabungen liess ich auch<lb/>
22 Arbeiter an der Südostecke der Akropolis in nord-<lb/>
westlicher Richtung graben, um zu versuchen, von dieser<lb/>
Seite den grossen Thurm weiter blosszulegen, was mir<lb/>
von meinem grossen Durchstich aus durchaus unmöglich<lb/>
geworden ist. Da aber der Berg an dieser Stelle nur<lb/>
sehr allmähliche Senkung hat, so wurde ich gezwungen,<lb/>
den neuen Einschnitt mit einer bedeutenden Senkung<lb/>
anzulegen, welche das Herauskarren des Schuttes sehr<lb/>
erschwert, aber durchaus nothwendig ist, um die zur<lb/>
Erreichung des Thurmes nöthige Tiefe von 8 Meter er-<lb/>
langen zu können. Gleich im Anfang dieses Einschnittes<lb/>
stiess ich, 30 Centimeter unter der Oberfläche, auf<lb/>
zwei ungeheuere Mauern, deren jede 3 Meter oder 10 Fuss<lb/>
Dicke hat und wovon die erste aus dem Mittelalter zu<lb/>
stammen scheint und aus grossen durch Cement verbun-<lb/>
denen korinthischen Säulenblöcken und andern alten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0257] weibl. marmorstatue; ausgrab. a. d. südostecke d. akrop. gen kamen wie immer grosse Massen vor; ich verzeichne natürlich aber nur die Bilder der noch nicht dage- wesenen. Von Schleudern kamen vier vor; davon eine von Kupfer aus 15 Meter Tiefe; eine von Alabaster aus 7 Meter und zwei von Diorit aus 6 und 7 Meter Tiefe. In 4 Meter Tiefe fand sich ein herrlich verziertes flaches Stück Elfenbein, dessen Bild ich Tafel 122, No. 2435 gebe, und welches offenbar zu einem musikalischen Instrument gehört haben muss. Endlich kam aus 1 Meter Tiefe der Tafel 119, No. 2343 verzeichnete untere Theil einer mit grosser Meisterschaft gemachten weiblichen Statue von feinem Marmor, und ist es nicht unwahr- scheinlich, dass dieselbe Iliums Schutzgöttin darstellte, welche ja ihren Tempel in der Pergamos hatte. Gleichzeitig mit diesen Ausgrabungen liess ich auch 22 Arbeiter an der Südostecke der Akropolis in nord- westlicher Richtung graben, um zu versuchen, von dieser Seite den grossen Thurm weiter blosszulegen, was mir von meinem grossen Durchstich aus durchaus unmöglich geworden ist. Da aber der Berg an dieser Stelle nur sehr allmähliche Senkung hat, so wurde ich gezwungen, den neuen Einschnitt mit einer bedeutenden Senkung anzulegen, welche das Herauskarren des Schuttes sehr erschwert, aber durchaus nothwendig ist, um die zur Erreichung des Thurmes nöthige Tiefe von 8 Meter er- langen zu können. Gleich im Anfang dieses Einschnittes stiess ich, 30 Centimeter unter der Oberfläche, auf zwei ungeheuere Mauern, deren jede 3 Meter oder 10 Fuss Dicke hat und wovon die erste aus dem Mittelalter zu stammen scheint und aus grossen durch Cement verbun- denen korinthischen Säulenblöcken und andern alten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/257
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/257>, abgerufen am 24.11.2024.