ganz unerklärlich, indem dieselbe über und durch die Trümmer mächtiger Bauten errichtet ist.
Die Schuttschichten in dieser Ausgrabung liegen alle horizontal, was keinen Zweifel übrig lässt, dass sie sich im Laufe der Zeit allmählich aufgehäuft haben. Die Beschaffenheit derselben beweist, dass die meisten der hier gestandenen Häuser durch Feuersbrunst vernichtet sind. Es kommen aber auch hier mehrere dicke Schutt- schichten vor, in denen man Tausende von wohlerhalte- nen Muscheln sieht, und beweist die Erhaltung der letztern, dass erstere nicht von verbrannten Bauten her- rühren können.
Unter den in dieser Ausgrabung entdeckten interes- santen Gegenständen muss ich besonders hervorheben einen in 7 Meter Tiefe gefundenen glänzend rothen Hippo- potamos von Terracotta, dessen Bild ich auf Tafel 119 No. 2330 in Zweidrittelgrösse gebe; er ist hohl, hat eine Röhre an der linken Seite und mag daher als Ge- fäss gedient haben. Das Vorhandensein der Gestalt des Hippopotamos hier in 7 Meter Tiefe ist höchst merkwürdig, ja wunderbar, denn dies Thier kommt be- kanntlich nicht einmal in Oberägypten, und nur in den Flüssen des Innern von Afrika vor. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es im Alterthume Hippopotamoi in Oberägypten gab, denn nach Herodot (II, 7) wurden sie in der ägyptischen Stadt Papremites als heilige Thiere verehrt. Jedenfalls muss daher Troja mit Aegypten in Handelsverbindung gestanden haben; aber selbst dann bleibt es ein Räthsel, wie das Thier hier so bekannt war, dass es in Thon, vollkommen der Natur getreu, nachgebildet werden konnte.
hippopotamos aus terracotta.
ganz unerklärlich, indem dieselbe über und durch die Trümmer mächtiger Bauten errichtet ist.
Die Schuttschichten in dieser Ausgrabung liegen alle horizontal, was keinen Zweifel übrig lässt, dass sie sich im Laufe der Zeit allmählich aufgehäuft haben. Die Beschaffenheit derselben beweist, dass die meisten der hier gestandenen Häuser durch Feuersbrunst vernichtet sind. Es kommen aber auch hier mehrere dicke Schutt- schichten vor, in denen man Tausende von wohlerhalte- nen Muscheln sieht, und beweist die Erhaltung der letztern, dass erstere nicht von verbrannten Bauten her- rühren können.
Unter den in dieser Ausgrabung entdeckten interes- santen Gegenständen muss ich besonders hervorheben einen in 7 Meter Tiefe gefundenen glänzend rothen Hippo- potamos von Terracotta, dessen Bild ich auf Tafel 119 No. 2330 in Zweidrittelgrösse gebe; er ist hohl, hat eine Röhre an der linken Seite und mag daher als Ge- fäss gedient haben. Das Vorhandensein der Gestalt des Hippopotamos hier in 7 Meter Tiefe ist höchst merkwürdig, ja wunderbar, denn dies Thier kommt be- kanntlich nicht einmal in Oberägypten, und nur in den Flüssen des Innern von Afrika vor. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es im Alterthume Hippopotamoi in Oberägypten gab, denn nach Herodot (II, 7) wurden sie in der ägyptischen Stadt Papremites als heilige Thiere verehrt. Jedenfalls muss daher Troja mit Aegypten in Handelsverbindung gestanden haben; aber selbst dann bleibt es ein Räthsel, wie das Thier hier so bekannt war, dass es in Thon, vollkommen der Natur getreu, nachgebildet werden konnte.
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[189/0255]
hippopotamos aus terracotta.
ganz unerklärlich, indem dieselbe über und durch die
Trümmer mächtiger Bauten errichtet ist.
Die Schuttschichten in dieser Ausgrabung liegen alle
horizontal, was keinen Zweifel übrig lässt, dass sie sich
im Laufe der Zeit allmählich aufgehäuft haben. Die
Beschaffenheit derselben beweist, dass die meisten der
hier gestandenen Häuser durch Feuersbrunst vernichtet
sind. Es kommen aber auch hier mehrere dicke Schutt-
schichten vor, in denen man Tausende von wohlerhalte-
nen Muscheln sieht, und beweist die Erhaltung der
letztern, dass erstere nicht von verbrannten Bauten her-
rühren können.
Unter den in dieser Ausgrabung entdeckten interes-
santen Gegenständen muss ich besonders hervorheben
einen in 7 Meter Tiefe gefundenen glänzend rothen Hippo-
potamos von Terracotta, dessen Bild ich auf Tafel 119
No. 2330 in Zweidrittelgrösse gebe; er ist hohl, hat
eine Röhre an der linken Seite und mag daher als Ge-
fäss gedient haben. Das Vorhandensein der Gestalt
des Hippopotamos hier in 7 Meter Tiefe ist höchst
merkwürdig, ja wunderbar, denn dies Thier kommt be-
kanntlich nicht einmal in Oberägypten, und nur in den
Flüssen des Innern von Afrika vor. Es ist jedoch
wahrscheinlich, dass es im Alterthume Hippopotamoi
in Oberägypten gab, denn nach Herodot (II, 7) wurden
sie in der ägyptischen Stadt Papremites als heilige
Thiere verehrt. Jedenfalls muss daher Troja mit Aegypten
in Handelsverbindung gestanden haben; aber selbst
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war, dass es in Thon, vollkommen der Natur getreu,
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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