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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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widerlegung der ansicht des herrn nikolaides.
lange, das Inventarium dieses Tempels enthaltende In-
schrift nicht den geringsten Zweifel lässt. Dann finde
ich auf der Karte des Herrn Nikolaides gar nicht den
viel grössern Fluss Dumbrek-Su angegeben, welcher
den nordöstlichen Theil der trojanischen Ebene durch-
strömt, somit nahe bei der alten Stadt Ophrynion
vorbeifliesst, wo das Grab Hektor's und ein ihm ge-
weihter Hain war (Strabo, XIII, 1. S. 103; Lycophron,
Cassandra 1208). Im ganzen Alterthum wurde dieser
Fluss Simois genannt, wie auch Virgil (Aeneide, III,
302--305) beweist. Ebensowenig weiss die Karte des
Herrn Nikolaides etwas von dem die trojanische Ebene
von Süden nach Norden durchlaufenden Flusse Kalifatli-
Asmak, der ein ungeheuer breites Bett hat, welches je-
denfalls einst das Bett des Skamander gewesen sein
muss und in welches, nördlich vor Ilion, sich noch jetzt
der Simois ergiesst. Der Skamander hat mehrmals
seinen Lauf verändert, wie es drei grosse Flussbetten
beweisen, die man zwischen ihm und dem Bett des
Kalifatli-Asmak sieht. Aber auch diese drei alten Fluss-
betten kennt die Karte nicht.

"Ganz im Widerspruch mit allen Traditionen des
Alterthums erkennt die Karte das Grab des Achilles in
dem kegelförmigen Grabhügel Intepe, der auf einem
Hügel am Fusse des Vorgebirges von Rhoeteum steht
und der von jeher als das Grab des Ajax angesehen
worden ist. Bei einer 1788 geschehenen Nachgrabung
in diesem Grabhügel hat man einen von Ziegeln er-
bauten, gewölbten, 1 Meter 17 Centimeter hohen Gang
gefunden, sowie die Ruinen eines kleinen Tempels.
Nach Strabo (XIII, 1. S. 103) enthielt der Tempel die

widerlegung der ansicht des herrn nikolaïdes.
lange, das Inventarium dieses Tempels enthaltende In-
schrift nicht den geringsten Zweifel lässt. Dann finde
ich auf der Karte des Herrn Nikolaïdes gar nicht den
viel grössern Fluss Dumbrek-Su angegeben, welcher
den nordöstlichen Theil der trojanischen Ebene durch-
strömt, somit nahe bei der alten Stadt Ophrynion
vorbeifliesst, wo das Grab Hektor’s und ein ihm ge-
weihter Hain war (Strabo, XIII, 1. S. 103; Lycophron,
Cassandra 1208). Im ganzen Alterthum wurde dieser
Fluss Simoïs genannt, wie auch Virgil (Aeneïde, III,
302—305) beweist. Ebensowenig weiss die Karte des
Herrn Nikolaïdes etwas von dem die trojanische Ebene
von Süden nach Norden durchlaufenden Flusse Kalifatli-
Asmak, der ein ungeheuer breites Bett hat, welches je-
denfalls einst das Bett des Skamander gewesen sein
muss und in welches, nördlich vor Ilion, sich noch jetzt
der Simoïs ergiesst. Der Skamander hat mehrmals
seinen Lauf verändert, wie es drei grosse Flussbetten
beweisen, die man zwischen ihm und dem Bett des
Kalifatli-Asmak sieht. Aber auch diese drei alten Fluss-
betten kennt die Karte nicht.

„Ganz im Widerspruch mit allen Traditionen des
Alterthums erkennt die Karte das Grab des Achilles in
dem kegelförmigen Grabhügel Intépé, der auf einem
Hügel am Fusse des Vorgebirges von Rhoeteum steht
und der von jeher als das Grab des Ajax angesehen
worden ist. Bei einer 1788 geschehenen Nachgrabung
in diesem Grabhügel hat man einen von Ziegeln er-
bauten, gewölbten, 1 Meter 17 Centimeter hohen Gang
gefunden, sowie die Ruinen eines kleinen Tempels.
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[130/0196] widerlegung der ansicht des herrn nikolaïdes. lange, das Inventarium dieses Tempels enthaltende In- schrift nicht den geringsten Zweifel lässt. Dann finde ich auf der Karte des Herrn Nikolaïdes gar nicht den viel grössern Fluss Dumbrek-Su angegeben, welcher den nordöstlichen Theil der trojanischen Ebene durch- strömt, somit nahe bei der alten Stadt Ophrynion vorbeifliesst, wo das Grab Hektor’s und ein ihm ge- weihter Hain war (Strabo, XIII, 1. S. 103; Lycophron, Cassandra 1208). Im ganzen Alterthum wurde dieser Fluss Simoïs genannt, wie auch Virgil (Aeneïde, III, 302—305) beweist. Ebensowenig weiss die Karte des Herrn Nikolaïdes etwas von dem die trojanische Ebene von Süden nach Norden durchlaufenden Flusse Kalifatli- Asmak, der ein ungeheuer breites Bett hat, welches je- denfalls einst das Bett des Skamander gewesen sein muss und in welches, nördlich vor Ilion, sich noch jetzt der Simoïs ergiesst. Der Skamander hat mehrmals seinen Lauf verändert, wie es drei grosse Flussbetten beweisen, die man zwischen ihm und dem Bett des Kalifatli-Asmak sieht. Aber auch diese drei alten Fluss- betten kennt die Karte nicht. „Ganz im Widerspruch mit allen Traditionen des Alterthums erkennt die Karte das Grab des Achilles in dem kegelförmigen Grabhügel Intépé, der auf einem Hügel am Fusse des Vorgebirges von Rhoeteum steht und der von jeher als das Grab des Ajax angesehen worden ist. Bei einer 1788 geschehenen Nachgrabung in diesem Grabhügel hat man einen von Ziegeln er- bauten, gewölbten, 1 Meter 17 Centimeter hohen Gang gefunden, sowie die Ruinen eines kleinen Tempels. Nach Strabo (XIII, 1. S. 103) enthielt der Tempel die

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/196>, abgerufen am 25.11.2024.