Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

minervenidole. kupferwerkzeuge.
No. 875 und 876) nur noch 13 Centimeter hoch, während
sie in 10 Meter Tiefe eine Höhe von 32 Centimeter
erreichten. Von grössern Vasen mit Frauenbrüsten,
Bauchnabel und emporgehobenen Armen, kommen
mehrere in 4 und eine in 21/2 Meter Tiefe vor.
Kleine rothe Vasen in der Form der Sanduhr mit
einem Henkel kommen noch viel vor, und es fanden
sich zwei selbst in 2 Meter Tiefe. Auch von kleinen
ordinären Töpfen kommt in 4 und 3 Meter Tiefe eine
sehr grosse Menge vor; dieselben hören aber in
2 Meter Tiefe fast ganz auf. In 4, 3 und sogar
in 21/2 Meter Tiefe fand ich auch sehr viele
Idole der ilischen Minerva von feinem Marmor; auf
mehrern ist der Eulenkopf derselben und ihr Gürtel
eingravirt.

Auch fand ich in 3 Meter Tiefe ein Idol von
Terracotta, welches dieselbe Göttin mit dem Eulenge-
sicht und zwei ungeheuern Augen darstellt; sie hat
zwei Frauenbrüste und hinten lang herabhängendes
Haar. Drei horizontale Linien am Halse scheinen die
Rüstung anzudeuten. In 3 Meter Tiefe fand ich auch
ein kleines herrliches Opferbecken von Terracotta mit
drei Füssen, worin ein Svastika, ein Baum mit 24 Zwei-
gen und eine Raupe eingravirt sind.

Das Kupfer war diesem Volke bekannt, denn ich
finde hier kupferne Messer, Lanzen und Nägel. Die
Form der letztern ist oft sonderbar, denn bald haben
sie zwei Köpfe nebeneinander, bald gar keinen Kopf
und nur zwei spitze Enden, sodass durch eine 2 Centi-
meter lange Ueberbiegung des einen Endes eine Art
Kopf gemacht werden musste. Steine kommen in diesen

minervenidole. kupferwerkzeuge.
No. 875 und 876) nur noch 13 Centimeter hoch, während
sie in 10 Meter Tiefe eine Höhe von 32 Centimeter
erreichten. Von grössern Vasen mit Frauenbrüsten,
Bauchnabel und emporgehobenen Armen, kommen
mehrere in 4 und eine in 2½ Meter Tiefe vor.
Kleine rothe Vasen in der Form der Sanduhr mit
einem Henkel kommen noch viel vor, und es fanden
sich zwei selbst in 2 Meter Tiefe. Auch von kleinen
ordinären Töpfen kommt in 4 und 3 Meter Tiefe eine
sehr grosse Menge vor; dieselben hören aber in
2 Meter Tiefe fast ganz auf. In 4, 3 und sogar
in 2½ Meter Tiefe fand ich auch sehr viele
Idole der ilischen Minerva von feinem Marmor; auf
mehrern ist der Euleṇkopf derselben und ihr Gürtel
eingravirt.

Auch fand ich in 3 Meter Tiefe ein Idol von
Terracotta, welches dieselbe Göttin mit dem Eulenge-
sicht und zwei ungeheuern Augen darstellt; sie hat
zwei Frauenbrüste und hinten lang herabhängendes
Haar. Drei horizontale Linien am Halse scheinen die
Rüstung anzudeuten. In 3 Meter Tiefe fand ich auch
ein kleines herrliches Opferbecken von Terracotta mit
drei Füssen, worin ein Svastika, ein Baum mit 24 Zwei-
gen und eine Raupe eingravirt sind.

Das Kupfer war diesem Volke bekannt, denn ich
finde hier kupferne Messer, Lanzen und Nägel. Die
Form der letztern ist oft sonderbar, denn bald haben
sie zwei Köpfe nebeneinander, bald gar keinen Kopf
und nur zwei spitze Enden, sodass durch eine 2 Centi-
meter lange Ueberbiegung des einen Endes eine Art
Kopf gemacht werden musste. Steine kommen in diesen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">minervenidole. kupferwerkzeuge</hi>.</fw><lb/>
No. 875 und 876) nur noch 13 Centimeter hoch, während<lb/>
sie in 10 Meter Tiefe eine Höhe von 32 Centimeter<lb/>
erreichten. Von grössern Vasen mit Frauenbrüsten,<lb/>
Bauchnabel und emporgehobenen Armen, kommen<lb/>
mehrere in 4 und eine in 2½ Meter Tiefe vor.<lb/>
Kleine rothe Vasen in der Form der Sanduhr mit<lb/>
einem Henkel kommen noch viel vor, und es fanden<lb/>
sich zwei selbst in 2 Meter Tiefe. Auch von kleinen<lb/>
ordinären Töpfen kommt in 4 und 3 Meter Tiefe eine<lb/>
sehr grosse Menge vor; dieselben hören aber in<lb/>
2 Meter Tiefe fast ganz auf. In 4, 3 und sogar<lb/>
in 2½ Meter Tiefe fand ich auch sehr viele<lb/>
Idole der ilischen Minerva von feinem Marmor; auf<lb/>
mehrern ist der Eule&#x1E47;kopf derselben und ihr Gürtel<lb/>
eingravirt.</p><lb/>
        <p>Auch fand ich in 3 Meter Tiefe ein Idol von<lb/>
Terracotta, welches dieselbe Göttin mit dem Eulenge-<lb/>
sicht und zwei ungeheuern Augen darstellt; sie hat<lb/>
zwei Frauenbrüste und hinten lang herabhängendes<lb/>
Haar. Drei horizontale Linien am Halse scheinen die<lb/>
Rüstung anzudeuten. In 3 Meter Tiefe fand ich auch<lb/>
ein kleines herrliches Opferbecken von Terracotta mit<lb/>
drei Füssen, worin ein Svastika, ein Baum mit 24 Zwei-<lb/>
gen und eine Raupe eingravirt sind.</p><lb/>
        <p>Das Kupfer war diesem Volke bekannt, denn ich<lb/>
finde hier kupferne Messer, Lanzen und Nägel. Die<lb/>
Form der letztern ist oft sonderbar, denn bald haben<lb/>
sie zwei Köpfe nebeneinander, bald gar keinen Kopf<lb/>
und nur zwei spitze Enden, sodass durch eine 2 Centi-<lb/>
meter lange Ueberbiegung des einen Endes eine Art<lb/>
Kopf gemacht werden musste. Steine kommen in diesen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0190] minervenidole. kupferwerkzeuge. No. 875 und 876) nur noch 13 Centimeter hoch, während sie in 10 Meter Tiefe eine Höhe von 32 Centimeter erreichten. Von grössern Vasen mit Frauenbrüsten, Bauchnabel und emporgehobenen Armen, kommen mehrere in 4 und eine in 2½ Meter Tiefe vor. Kleine rothe Vasen in der Form der Sanduhr mit einem Henkel kommen noch viel vor, und es fanden sich zwei selbst in 2 Meter Tiefe. Auch von kleinen ordinären Töpfen kommt in 4 und 3 Meter Tiefe eine sehr grosse Menge vor; dieselben hören aber in 2 Meter Tiefe fast ganz auf. In 4, 3 und sogar in 2½ Meter Tiefe fand ich auch sehr viele Idole der ilischen Minerva von feinem Marmor; auf mehrern ist der Euleṇkopf derselben und ihr Gürtel eingravirt. Auch fand ich in 3 Meter Tiefe ein Idol von Terracotta, welches dieselbe Göttin mit dem Eulenge- sicht und zwei ungeheuern Augen darstellt; sie hat zwei Frauenbrüste und hinten lang herabhängendes Haar. Drei horizontale Linien am Halse scheinen die Rüstung anzudeuten. In 3 Meter Tiefe fand ich auch ein kleines herrliches Opferbecken von Terracotta mit drei Füssen, worin ein Svastika, ein Baum mit 24 Zwei- gen und eine Raupe eingravirt sind. Das Kupfer war diesem Volke bekannt, denn ich finde hier kupferne Messer, Lanzen und Nägel. Die Form der letztern ist oft sonderbar, denn bald haben sie zwei Köpfe nebeneinander, bald gar keinen Kopf und nur zwei spitze Enden, sodass durch eine 2 Centi- meter lange Ueberbiegung des einen Endes eine Art Kopf gemacht werden musste. Steine kommen in diesen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/190
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/190>, abgerufen am 25.11.2024.