Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

idole aus marmor. grösse der gebäude.
Durchmesser und mit einem Loch im Centrum, zum Werfen,
ferner viele Idole von sehr feinem Marmor, welche
allein eine Ausnahme machen von der hier allgemeinen
Regel, dass mit zunehmender Tiefe alle Gegenstände
besser gearbeitet sind. In der That sind die in den
trojanischen Schuttschichten bis 2 und 4 Meter über
dem Urboden, also in 12 bis 14 Meter Tiefe vorkommenden
Idole, wie man aus deren Abbildungen im Anhange
sehen kann, so roh gearbeitet, dass man glauben möchte,
dies wären die allerersten Versuche eines rohen Volkes,
eine Gottheit plastisch darzustellen. Nur ein verstüm-
meltes Idol von Terracotta, welches ich Tafel 20, No. 562
abbilde, kam in diesen Trümmerschichten vor; alle
übrigen sind von sehr feinem Marmor. Ich erwähne
noch einen in 13 Meter Tiefe gefundenen Priapus von
feinem Marmor.

Es kommen ferner in diesen Tiefen viele Thier-
knochen, Eberzähne, kleine Muscheln, Büffel-, Bocks-
und Rehhörner, sowie die Rückgratsknöchel des Hai-
fisches vor.

Die Häuser und Paläste, in welchen die herrlichen
Terracottas gebraucht wurden, waren gross und geräu-
mig, denn zu ihnen gehören alle jene gewaltigen Massen
grosser behauener und unbehauener Steine, welche 4
und 6 Meter hoch dieselben bedecken. Diese Häuser
und Paläste waren leicht zerstörbar, denn die Steine
waren nur mit Erde zusammengefügt, und als die
Mauern fielen, wurde durch die gewaltigen Blöcke alles
zerschmettert, was in den Häusern war. Das alte troja-
nische Volk verschwand gleichzeitig mit der Zerstörung
seiner Stadt, denn in keiner der folgenden Schutt-

idole aus marmor. grösse der gebäude.
Durchmesser und mit einem Loch im Centrum, zum Werfen,
ferner viele Idole von sehr feinem Marmor, welche
allein eine Ausnahme machen von der hier allgemeinen
Regel, dass mit zunehmender Tiefe alle Gegenstände
besser gearbeitet sind. In der That sind die in den
trojanischen Schuttschichten bis 2 und 4 Meter über
dem Urboden, also in 12 bis 14 Meter Tiefe vorkommenden
Idole, wie man aus deren Abbildungen im Anhange
sehen kann, so roh gearbeitet, dass man glauben möchte,
dies wären die allerersten Versuche eines rohen Volkes,
eine Gottheit plastisch darzustellen. Nur ein verstüm-
meltes Idol von Terracotta, welches ich Tafel 20, No. 562
abbilde, kam in diesen Trümmerschichten vor; alle
übrigen sind von sehr feinem Marmor. Ich erwähne
noch einen in 13 Meter Tiefe gefundenen Priapus von
feinem Marmor.

Es kommen ferner in diesen Tiefen viele Thier-
knochen, Eberzähne, kleine Muscheln, Büffel-, Bocks-
und Rehhörner, sowie die Rückgratsknöchel des Hai-
fisches vor.

Die Häuser und Paläste, in welchen die herrlichen
Terracottas gebraucht wurden, waren gross und geräu-
mig, denn zu ihnen gehören alle jene gewaltigen Massen
grosser behauener und unbehauener Steine, welche 4
und 6 Meter hoch dieselben bedecken. Diese Häuser
und Paläste waren leicht zerstörbar, denn die Steine
waren nur mit Erde zusammengefügt, und als die
Mauern fielen, wurde durch die gewaltigen Blöcke alles
zerschmettert, was in den Häusern war. Das alte troja-
nische Volk verschwand gleichzeitig mit der Zerstörung
seiner Stadt, denn in keiner der folgenden Schutt-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0175" n="109"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">idole aus marmor. grösse der gebäude</hi>.</fw><lb/>
Durchmesser und mit einem Loch im Centrum, zum Werfen,<lb/>
ferner viele Idole von sehr feinem Marmor, welche<lb/>
allein eine Ausnahme machen von der hier allgemeinen<lb/>
Regel, dass mit zunehmender Tiefe alle Gegenstände<lb/>
besser gearbeitet sind. In der That sind die in den<lb/>
trojanischen Schuttschichten bis 2 und 4 Meter über<lb/>
dem Urboden, also in 12 bis 14 Meter Tiefe vorkommenden<lb/>
Idole, wie man aus deren Abbildungen im Anhange<lb/>
sehen kann, so roh gearbeitet, dass man glauben möchte,<lb/>
dies wären die allerersten Versuche eines rohen Volkes,<lb/>
eine Gottheit plastisch darzustellen. Nur ein verstüm-<lb/>
meltes Idol von Terracotta, welches ich Tafel 20, No. 562<lb/>
abbilde, kam in diesen Trümmerschichten vor; alle<lb/>
übrigen sind von sehr feinem Marmor. Ich erwähne<lb/>
noch einen in 13 Meter Tiefe gefundenen Priapus von<lb/>
feinem Marmor.</p><lb/>
        <p>Es kommen ferner in diesen Tiefen viele Thier-<lb/>
knochen, Eberzähne, kleine Muscheln, Büffel-, Bocks-<lb/>
und Rehhörner, sowie die Rückgratsknöchel des Hai-<lb/>
fisches vor.</p><lb/>
        <p>Die Häuser und Paläste, in welchen die herrlichen<lb/>
Terracottas gebraucht wurden, waren gross und geräu-<lb/>
mig, denn zu ihnen gehören alle jene gewaltigen Massen<lb/>
grosser behauener und unbehauener Steine, welche 4<lb/>
und 6 Meter hoch dieselben bedecken. Diese Häuser<lb/>
und Paläste waren leicht zerstörbar, denn die Steine<lb/>
waren nur mit Erde zusammengefügt, und als die<lb/>
Mauern fielen, wurde durch die gewaltigen Blöcke alles<lb/>
zerschmettert, was in den Häusern war. Das alte troja-<lb/>
nische Volk verschwand gleichzeitig mit der Zerstörung<lb/>
seiner Stadt, denn in keiner der folgenden Schutt-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0175] idole aus marmor. grösse der gebäude. Durchmesser und mit einem Loch im Centrum, zum Werfen, ferner viele Idole von sehr feinem Marmor, welche allein eine Ausnahme machen von der hier allgemeinen Regel, dass mit zunehmender Tiefe alle Gegenstände besser gearbeitet sind. In der That sind die in den trojanischen Schuttschichten bis 2 und 4 Meter über dem Urboden, also in 12 bis 14 Meter Tiefe vorkommenden Idole, wie man aus deren Abbildungen im Anhange sehen kann, so roh gearbeitet, dass man glauben möchte, dies wären die allerersten Versuche eines rohen Volkes, eine Gottheit plastisch darzustellen. Nur ein verstüm- meltes Idol von Terracotta, welches ich Tafel 20, No. 562 abbilde, kam in diesen Trümmerschichten vor; alle übrigen sind von sehr feinem Marmor. Ich erwähne noch einen in 13 Meter Tiefe gefundenen Priapus von feinem Marmor. Es kommen ferner in diesen Tiefen viele Thier- knochen, Eberzähne, kleine Muscheln, Büffel-, Bocks- und Rehhörner, sowie die Rückgratsknöchel des Hai- fisches vor. Die Häuser und Paläste, in welchen die herrlichen Terracottas gebraucht wurden, waren gross und geräu- mig, denn zu ihnen gehören alle jene gewaltigen Massen grosser behauener und unbehauener Steine, welche 4 und 6 Meter hoch dieselben bedecken. Diese Häuser und Paläste waren leicht zerstörbar, denn die Steine waren nur mit Erde zusammengefügt, und als die Mauern fielen, wurde durch die gewaltigen Blöcke alles zerschmettert, was in den Häusern war. Das alte troja- nische Volk verschwand gleichzeitig mit der Zerstörung seiner Stadt, denn in keiner der folgenden Schutt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/175
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/175>, abgerufen am 25.11.2024.