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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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etymologie des namens ILIOS.
und aber tausend mal wiederkehrende Sonnenbild müsse
durchaus der Name der Stadt Troja, nämlich Ilios
sein, denn Ilion kommt ja nur ein einziges mal im Homer
(Ilias, XV, 71) vor, der sonst stets Ilios sagt und dies
Wort immer als Femininum gebraucht. Homer sagt
zwar immer Eelios anstatt Elios, aber nach meiner An-
sicht ist das Stammwort beider ele oder eile vom Verbum
aireo, dessen Aorist eilon ist. In Deutschland spricht
man, nach der Erasmischen Aussprache, eile zwar heilä
und eilon heilon aus, aber im Neugriechischen spricht
man eile: "ili", eilon: "ilon" und Elios: "ilios" aus;
dass aber die Erasmische Aussprache grundfalsch und
die neugriechische die richtige ist, dafür gibt es ja gar
viele Beweise, und will ich von diesen nur anführen,
dass alle griechischen Wörter, die in die russische Sprache
übergegangen sind, als Russland vor 900 Jahren das
Christenthum angenommen hat, ganz genau so auf rus-
sisch ausgesprochen werden, als dies noch jetzt in
Griechenland der Fall ist, und ausserdem, dass die Ent-
zifferer der assyrischen Keilinschriften, ich glaube
besonders J. Oppert in Paris, nachgewiesen haben, dass
die in denselben aus der Zeit der Seleuciden vorkom-
menden griechischen Namen genau nach neugriechischer
Aussprache durch die Cuneiformschrift wiedergegeben
sind. Wenn nun aber aus dem Worte eile, ele oder
eilon, Eelios und Elios entstanden ist, so kann doch
wohl durch die Gleichheit der Aussprache aus einem
der erstern drei Worte in einer vorhomerischen Zeit
Ilios im Femininum für polis Eliou oder Iliou ent-
standen sein mit der Bedeutung "Sonnenburg", denn
die früheste Bedeutung von polis ist jedenfalls Burg,

etymologie des namens ΙΛΙΟΣ.
und aber tausend mal wiederkehrende Sonnenbild müsse
durchaus der Name der Stadt Troja, nämlich Ἴλιος
sein, denn Ἴλιον kommt ja nur ein einziges mal im Homer
(Ilias, XV, 71) vor, der sonst stets Ἴλιος sagt und dies
Wort immer als Femininum gebraucht. Homer sagt
zwar immer Ἠέλιος anstatt Ἥλιος, aber nach meiner An-
sicht ist das Stammwort beider ἕλη oder εἵλη vom Verbum
αἱρέω, dessen Aorist εἷλον ist. In Deutschland spricht
man, nach der Erasmischen Aussprache, εἵλη zwar heilä
und εἷλον heilon aus, aber im Neugriechischen spricht
man εἵλη: „ili“, εἷλον: „ilon“ und Ἥλιος: „ilios“ aus;
dass aber die Erasmische Aussprache grundfalsch und
die neugriechische die richtige ist, dafür gibt es ja gar
viele Beweise, und will ich von diesen nur anführen,
dass alle griechischen Wörter, die in die russische Sprache
übergegangen sind, als Russland vor 900 Jahren das
Christenthum angenommen hat, ganz genau so auf rus-
sisch ausgesprochen werden, als dies noch jetzt in
Griechenland der Fall ist, und ausserdem, dass die Ent-
zifferer der assyrischen Keilinschriften, ich glaube
besonders J. Oppert in Paris, nachgewiesen haben, dass
die in denselben aus der Zeit der Seleuciden vorkom-
menden griechischen Namen genau nach neugriechischer
Aussprache durch die Cuneiformschrift wiedergegeben
sind. Wenn nun aber aus dem Worte εἵλη, ἕλη oder
εἷλον, Ἠέλιος und Ἥλιος entstanden ist, so kann doch
wohl durch die Gleichheit der Aussprache aus einem
der erstern drei Worte in einer vorhomerischen Zeit
Ἴλιος im Femininum für πόλις Ἡλίου oder Ἰλίου ent-
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die früheste Bedeutung von πόλις ist jedenfalls Burg,

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[80/0146] etymologie des namens ΙΛΙΟΣ. und aber tausend mal wiederkehrende Sonnenbild müsse durchaus der Name der Stadt Troja, nämlich Ἴλιος sein, denn Ἴλιον kommt ja nur ein einziges mal im Homer (Ilias, XV, 71) vor, der sonst stets Ἴλιος sagt und dies Wort immer als Femininum gebraucht. Homer sagt zwar immer Ἠέλιος anstatt Ἥλιος, aber nach meiner An- sicht ist das Stammwort beider ἕλη oder εἵλη vom Verbum αἱρέω, dessen Aorist εἷλον ist. In Deutschland spricht man, nach der Erasmischen Aussprache, εἵλη zwar heilä und εἷλον heilon aus, aber im Neugriechischen spricht man εἵλη: „ili“, εἷλον: „ilon“ und Ἥλιος: „ilios“ aus; dass aber die Erasmische Aussprache grundfalsch und die neugriechische die richtige ist, dafür gibt es ja gar viele Beweise, und will ich von diesen nur anführen, dass alle griechischen Wörter, die in die russische Sprache übergegangen sind, als Russland vor 900 Jahren das Christenthum angenommen hat, ganz genau so auf rus- sisch ausgesprochen werden, als dies noch jetzt in Griechenland der Fall ist, und ausserdem, dass die Ent- zifferer der assyrischen Keilinschriften, ich glaube besonders J. Oppert in Paris, nachgewiesen haben, dass die in denselben aus der Zeit der Seleuciden vorkom- menden griechischen Namen genau nach neugriechischer Aussprache durch die Cuneiformschrift wiedergegeben sind. Wenn nun aber aus dem Worte εἵλη, ἕλη oder εἷλον, Ἠέλιος und Ἥλιος entstanden ist, so kann doch wohl durch die Gleichheit der Aussprache aus einem der erstern drei Worte in einer vorhomerischen Zeit Ἴλιος im Femininum für πόλις Ἡλίου oder Ἰλίου ent- standen sein mit der Bedeutung „Sonnenburg“, denn die früheste Bedeutung von πόλις ist jedenfalls Burg,

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/146>, abgerufen am 22.11.2024.