Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.wiederaufnahme der ausgrabungen. VIII. Auf dem Berge Hissarlik, 11. Mai 1872.Seit meinem Bericht vom 25. v. M. habe ich der wiederaufnahme der ausgrabungen. VIII. Auf dem Berge Hissarlik, 11. Mai 1872.Seit meinem Bericht vom 25. v. M. habe ich der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0142" n="76"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">wiederaufnahme der ausgrabungen</hi>.</fw><lb/> <div n="1"> <head>VIII.</head><lb/> <opener> <dateline> <placeName>Auf dem Berge Hissarlik, 11. Mai 1872.</placeName> </dateline> </opener><lb/> <p>Seit meinem Bericht vom 25. v. M. habe ich der<lb/> verschiedenen griechischen Feiertage wegen nur zehn<lb/> Tage graben können, denn selbst der ärmste Grieche<lb/> hiesiger Gegend arbeitet am Festtage nicht und könnte<lb/> er 1000 Francs in einer Stunde verdienen, und türkische<lb/> Arbeiter konnte ich nicht bekommen, weil dieselben<lb/> jetzt mit ihren Feldarbeiten beschäftigt sind. Das Wetter<lb/> war und ist für die Ausgrabungen sehr günstig, denn<lb/> die Tageshitze übersteigt noch nicht 20 Grad Réaumur<lb/> im Schatten, und ausserdem regnet es hier von Anfang<lb/> Mai bis October nur bei Gewittern und selten mehr als<lb/> eine halbe Stunde zur Zeit. Auch ist die Ebene von<lb/> Troja jetzt noch gesund und fangen die berüchtigten<lb/> trojanischen Fieber eigentlich erst im Juli an, nachdem<lb/> die vielen stehenden Gewässer verdunstet sind und aus<lb/> der Zersetzung der Millionen von todten Fröschen und<lb/> aus dem durch die Sonnenglut gespaltenen Boden der<lb/> ausgetrockneten Sümpfe die pestilenzialischen Miasmen<lb/> entstehen. Somit haben meine Frau und ich noch sechs<lb/> Wochen Zeit mit dem Einnehmen von Chinin als Vor-<lb/> beugungsmittel gegen die Fieber.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [76/0142]
wiederaufnahme der ausgrabungen.
VIII.
Auf dem Berge Hissarlik, 11. Mai 1872.
Seit meinem Bericht vom 25. v. M. habe ich der
verschiedenen griechischen Feiertage wegen nur zehn
Tage graben können, denn selbst der ärmste Grieche
hiesiger Gegend arbeitet am Festtage nicht und könnte
er 1000 Francs in einer Stunde verdienen, und türkische
Arbeiter konnte ich nicht bekommen, weil dieselben
jetzt mit ihren Feldarbeiten beschäftigt sind. Das Wetter
war und ist für die Ausgrabungen sehr günstig, denn
die Tageshitze übersteigt noch nicht 20 Grad Réaumur
im Schatten, und ausserdem regnet es hier von Anfang
Mai bis October nur bei Gewittern und selten mehr als
eine halbe Stunde zur Zeit. Auch ist die Ebene von
Troja jetzt noch gesund und fangen die berüchtigten
trojanischen Fieber eigentlich erst im Juli an, nachdem
die vielen stehenden Gewässer verdunstet sind und aus
der Zersetzung der Millionen von todten Fröschen und
aus dem durch die Sonnenglut gespaltenen Boden der
ausgetrockneten Sümpfe die pestilenzialischen Miasmen
entstehen. Somit haben meine Frau und ich noch sechs
Wochen Zeit mit dem Einnehmen von Chinin als Vor-
beugungsmittel gegen die Fieber.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/142 |
Zitationshilfe: | Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/142>, abgerufen am 22.02.2025. |