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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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ursprung der christuslegende.
und ihrer metaphysischen -- Gestalt in den ältesten
Hymnen der indischen Vedas. Aber die Verfasser dieser
Hymnen bezeugen, dass die besagte Theorie von Christus,
dem Sohne Gottes, schon seit undenklicher Zeit vor
ihnen in einem grossen Nationalcultus symbolisirt worden
ist, dessen Gründer, Ribhu, mit Orpheus identisch ist.
Diese Tradition, welche die Griechen mit den Indern
gemein haben, führt uns in jene uralte Zeit zurück, wo
sich die Zweige des arischen Stammes noch nicht ge-
trennt hatten und wo diese Familie noch vereint in den
Thälern des Oxus wohnte. Daher kann man auch nur
dort den Ursprung der Theorie von Christus, dem Sohne
Gottes, suchen.

Wäre es möglich anzunehmen, dass eine so wunder-
schöne Theorie, welche der ganzen Gottesverehrung
einen so gewaltigen Zauber verleiht und welche mit
wunderbarer Genauigkeit das Leben und die Gedanken
der Menschen beurkundet, hätte in Asien 30 oder 40
Jahrhunderte einheimisch sein können, ohne eine Legende
zum Vorschein zu bringen? Nein, im Gegentheil, alle
Elemente der Legende von Christus finden sich im Rig-
veda vor: seine Herkunft von Gott und Mensch, die
wunderbare Conception seiner Mutter Maja, sein Vater
Twastri (der Zimmermann), seine Geburt vor Sonnen-
aufgang in Verbindung mit wunderbaren Erscheinungen,
seine Taufe im Wasser, die heilige Salbung (khrisis oder
khrisma), woraus sein Name entstanden ist, seine frühe
Gelehrsamkeit, seine Verklärung, seine Wunder, seine
Himmelfahrt und seine Vereinigung mit dem Vater im
Himmel, damit er der Erlöser der Menschen werde."

Auf meine briefliche Anfrage bei Herrn E. Burnouf

ursprung der christuslegende.
und ihrer metaphysischen — Gestalt in den ältesten
Hymnen der indischen Vedas. Aber die Verfasser dieser
Hymnen bezeugen, dass die besagte Theorie von Christus,
dem Sohne Gottes, schon seit undenklicher Zeit vor
ihnen in einem grossen Nationalcultus symbolisirt worden
ist, dessen Gründer, Ribhu, mit Orpheus identisch ist.
Diese Tradition, welche die Griechen mit den Indern
gemein haben, führt uns in jene uralte Zeit zurück, wo
sich die Zweige des arischen Stammes noch nicht ge-
trennt hatten und wo diese Familie noch vereint in den
Thälern des Oxus wohnte. Daher kann man auch nur
dort den Ursprung der Theorie von Christus, dem Sohne
Gottes, suchen.

Wäre es möglich anzunehmen, dass eine so wunder-
schöne Theorie, welche der ganzen Gottesverehrung
einen so gewaltigen Zauber verleiht und welche mit
wunderbarer Genauigkeit das Leben und die Gedanken
der Menschen beurkundet, hätte in Asien 30 oder 40
Jahrhunderte einheimisch sein können, ohne eine Legende
zum Vorschein zu bringen? Nein, im Gegentheil, alle
Elemente der Legende von Christus finden sich im Rig-
veda vor: seine Herkunft von Gott und Mensch, die
wunderbare Conception seiner Mutter Mâjâ, sein Vater
Twastri (der Zimmermann), seine Geburt vor Sonnen-
aufgang in Verbindung mit wunderbaren Erscheinungen,
seine Taufe im Wasser, die heilige Salbung (χρῖσις oder
χρῖσμα), woraus sein Name entstanden ist, seine frühe
Gelehrsamkeit, seine Verklärung, seine Wunder, seine
Himmelfahrt und seine Vereinigung mit dem Vater im
Himmel, damit er der Erlöser der Menschen werde.“

Auf meine briefliche Anfrage bei Herrn E. Burnouf

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[54/0120] ursprung der christuslegende. und ihrer metaphysischen — Gestalt in den ältesten Hymnen der indischen Vedas. Aber die Verfasser dieser Hymnen bezeugen, dass die besagte Theorie von Christus, dem Sohne Gottes, schon seit undenklicher Zeit vor ihnen in einem grossen Nationalcultus symbolisirt worden ist, dessen Gründer, Ribhu, mit Orpheus identisch ist. Diese Tradition, welche die Griechen mit den Indern gemein haben, führt uns in jene uralte Zeit zurück, wo sich die Zweige des arischen Stammes noch nicht ge- trennt hatten und wo diese Familie noch vereint in den Thälern des Oxus wohnte. Daher kann man auch nur dort den Ursprung der Theorie von Christus, dem Sohne Gottes, suchen. Wäre es möglich anzunehmen, dass eine so wunder- schöne Theorie, welche der ganzen Gottesverehrung einen so gewaltigen Zauber verleiht und welche mit wunderbarer Genauigkeit das Leben und die Gedanken der Menschen beurkundet, hätte in Asien 30 oder 40 Jahrhunderte einheimisch sein können, ohne eine Legende zum Vorschein zu bringen? Nein, im Gegentheil, alle Elemente der Legende von Christus finden sich im Rig- veda vor: seine Herkunft von Gott und Mensch, die wunderbare Conception seiner Mutter Mâjâ, sein Vater Twastri (der Zimmermann), seine Geburt vor Sonnen- aufgang in Verbindung mit wunderbaren Erscheinungen, seine Taufe im Wasser, die heilige Salbung (χρῖσις oder χρῖσμα), woraus sein Name entstanden ist, seine frühe Gelehrsamkeit, seine Verklärung, seine Wunder, seine Himmelfahrt und seine Vereinigung mit dem Vater im Himmel, damit er der Erlöser der Menschen werde.“ Auf meine briefliche Anfrage bei Herrn E. Burnouf

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/120>, abgerufen am 25.11.2024.