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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die vielen schlangen.
geringen Breite des Einschnitts gezwungen war, den-
selben auf dem Gipfel des Berges sogleich in horizon-
taler Richtung in seiner ganzen Länge zu graben. Bei
aller Vorsicht bin ich jedoch nicht im Stande, meine
Arbeiter noch mich selbst gegen die beim Abhacken
der steilen Wand fortwährend herunterrollenden Steine
zu schützen, und keiner von uns allen ist ohne mehrere
Wunden an den Füssen.

In den ersten drei Tagen der Ausgrabungen kam
beim Abgraben des Bergabhangs eine ungeheure
Menge giftiger Schlangen zum Vorschein, und unter
denselben besonders viele jener kleinen braunen, Ante-
lion (Antelion) genannten Schlangen, die kaum dicker
sind als Regenwürmer, und die ihren Namen davon
haben, dass der von ihnen Gebissene nur bis zum
Sonnenuntergang lebt. Es scheint mir, als wenn ohne
die vielen Tausende von Störchen, welche hier im Früh-
ling und Sommer die Schlangen vertilgen, die Ebene
von Troja wegen des Uebermasses von diesem Unge-
ziefer gar nicht bewohnt werden könnte.

Ich verdanke der Güte meiner geehrten Freunde,
der Herren J. Henry Schröder u. Comp. in London, die
zum Losbrechen und Herabwälzen des Schutts nöthigen
besten englischen Hacken und Schaufeln, auch 60 aus-
gezeichnete englische Schiebkarren mit eisernen Rädern
zur Fortschaffung desselben.

Augenscheinlich ist behufs Consolidirung der Bauten
auf dem Gipfel des Hügels die ganze schroffe Nord-
seite desselben mit einer Stützmauer bedeckt gewesen,
denn auf mehrern Stellen finde ich die Reste davon.
Diese Mauer ist aber nicht uralt, denn sie besteht aus

die vielen schlangen.
geringen Breite des Einschnitts gezwungen war, den-
selben auf dem Gipfel des Berges sogleich in horizon-
taler Richtung in seiner ganzen Länge zu graben. Bei
aller Vorsicht bin ich jedoch nicht im Stande, meine
Arbeiter noch mich selbst gegen die beim Abhacken
der steilen Wand fortwährend herunterrollenden Steine
zu schützen, und keiner von uns allen ist ohne mehrere
Wunden an den Füssen.

In den ersten drei Tagen der Ausgrabungen kam
beim Abgraben des Bergabhangs eine ungeheure
Menge giftiger Schlangen zum Vorschein, und unter
denselben besonders viele jener kleinen braunen, Ante-
lion (Ἀντήλιον) genannten Schlangen, die kaum dicker
sind als Regenwürmer, und die ihren Namen davon
haben, dass der von ihnen Gebissene nur bis zum
Sonnenuntergang lebt. Es scheint mir, als wenn ohne
die vielen Tausende von Störchen, welche hier im Früh-
ling und Sommer die Schlangen vertilgen, die Ebene
von Troja wegen des Uebermasses von diesem Unge-
ziefer gar nicht bewohnt werden könnte.

Ich verdanke der Güte meiner geehrten Freunde,
der Herren J. Henry Schröder u. Comp. in London, die
zum Losbrechen und Herabwälzen des Schutts nöthigen
besten englischen Hacken und Schaufeln, auch 60 aus-
gezeichnete englische Schiebkarren mit eisernen Rädern
zur Fortschaffung desselben.

Augenscheinlich ist behufs Consolidirung der Bauten
auf dem Gipfel des Hügels die ganze schroffe Nord-
seite desselben mit einer Stützmauer bedeckt gewesen,
denn auf mehrern Stellen finde ich die Reste davon.
Diese Mauer ist aber nicht uralt, denn sie besteht aus

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[47/0113] die vielen schlangen. geringen Breite des Einschnitts gezwungen war, den- selben auf dem Gipfel des Berges sogleich in horizon- taler Richtung in seiner ganzen Länge zu graben. Bei aller Vorsicht bin ich jedoch nicht im Stande, meine Arbeiter noch mich selbst gegen die beim Abhacken der steilen Wand fortwährend herunterrollenden Steine zu schützen, und keiner von uns allen ist ohne mehrere Wunden an den Füssen. In den ersten drei Tagen der Ausgrabungen kam beim Abgraben des Bergabhangs eine ungeheure Menge giftiger Schlangen zum Vorschein, und unter denselben besonders viele jener kleinen braunen, Ante- lion (Ἀντήλιον) genannten Schlangen, die kaum dicker sind als Regenwürmer, und die ihren Namen davon haben, dass der von ihnen Gebissene nur bis zum Sonnenuntergang lebt. Es scheint mir, als wenn ohne die vielen Tausende von Störchen, welche hier im Früh- ling und Sommer die Schlangen vertilgen, die Ebene von Troja wegen des Uebermasses von diesem Unge- ziefer gar nicht bewohnt werden könnte. Ich verdanke der Güte meiner geehrten Freunde, der Herren J. Henry Schröder u. Comp. in London, die zum Losbrechen und Herabwälzen des Schutts nöthigen besten englischen Hacken und Schaufeln, auch 60 aus- gezeichnete englische Schiebkarren mit eisernen Rädern zur Fortschaffung desselben. Augenscheinlich ist behufs Consolidirung der Bauten auf dem Gipfel des Hügels die ganze schroffe Nord- seite desselben mit einer Stützmauer bedeckt gewesen, denn auf mehrern Stellen finde ich die Reste davon. Diese Mauer ist aber nicht uralt, denn sie besteht aus

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/113>, abgerufen am 22.11.2024.