Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838.2. Wie Hermeneutik und Kritik zusammengehören, so beide 2. Wie Hermeneutik und Kritik zuſammengehoͤren, ſo beide <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0028" n="4"/> <p>2. Wie Hermeneutik und Kritik zuſammengehoͤren, ſo beide<lb/> mit der Grammatik. Alle drei haben ſchon als philologiſche Dis-<lb/> ciplinen zuſammengeſtellt Fr. A. <hi rendition="#g">Wolf</hi> und <hi rendition="#g">Aſt</hi>, jener als philo-<lb/> logiſche Vorbereitungswiſſenſchaften, dieſer als Anhang zur Philo-<lb/> logie. Beide aber faſſen ſie zu ſpeciell, nur in Beziehung auf<lb/> die beiden klaſſiſchen Sprachen des Alterthums. Das Verhaͤltniß<lb/> dieſer drei Disciplinen iſt vielmehr ein allezeit guͤltiges, ſie ſtehen<lb/> in bedingender Wechſelbeziehung auch da, wo die Sprache noch<lb/> nicht ausgeſtorben iſt und noch der litterariſchen Geſchichte entbehrt.<lb/> Wegen ihrer Wechſelbeziehung auf einander iſt allerdings der An-<lb/> fang jeder einzelnen ſchwer, wie denn auch die Kinder die drei<lb/> Disciplinen zuſammenlernen im lebendigen Sprachverkehr. Her-<lb/> meneutik und Kritik ſind nur mit Huͤlfe der Grammatik ausfuͤhr-<lb/> bar und beruhen auf derſelben. Aber die Grammatik iſt wieder<lb/> nur mittelſt jener beiden aufzuſtellen, wenn ſie nicht den ſchlech-<lb/> teſten Sprachgebrauch mit dem klaſſiſchen und allgemeine Sprach-<lb/> regeln mit individuellen Spracheigenthuͤmlichkeiten vermiſchen will.<lb/> Die vollkommene Loͤſung dieſer dreifachen Aufgabe iſt nur in Ver-<lb/> bindung mit einander approximativ moͤglich in einem philologiſchen<lb/> Zeitalter, durch vollkommene Philologen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0028]
2. Wie Hermeneutik und Kritik zuſammengehoͤren, ſo beide
mit der Grammatik. Alle drei haben ſchon als philologiſche Dis-
ciplinen zuſammengeſtellt Fr. A. Wolf und Aſt, jener als philo-
logiſche Vorbereitungswiſſenſchaften, dieſer als Anhang zur Philo-
logie. Beide aber faſſen ſie zu ſpeciell, nur in Beziehung auf
die beiden klaſſiſchen Sprachen des Alterthums. Das Verhaͤltniß
dieſer drei Disciplinen iſt vielmehr ein allezeit guͤltiges, ſie ſtehen
in bedingender Wechſelbeziehung auch da, wo die Sprache noch
nicht ausgeſtorben iſt und noch der litterariſchen Geſchichte entbehrt.
Wegen ihrer Wechſelbeziehung auf einander iſt allerdings der An-
fang jeder einzelnen ſchwer, wie denn auch die Kinder die drei
Disciplinen zuſammenlernen im lebendigen Sprachverkehr. Her-
meneutik und Kritik ſind nur mit Huͤlfe der Grammatik ausfuͤhr-
bar und beruhen auf derſelben. Aber die Grammatik iſt wieder
nur mittelſt jener beiden aufzuſtellen, wenn ſie nicht den ſchlech-
teſten Sprachgebrauch mit dem klaſſiſchen und allgemeine Sprach-
regeln mit individuellen Spracheigenthuͤmlichkeiten vermiſchen will.
Die vollkommene Loͤſung dieſer dreifachen Aufgabe iſt nur in Ver-
bindung mit einander approximativ moͤglich in einem philologiſchen
Zeitalter, durch vollkommene Philologen.
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